7 ~ Im Allgemeinen

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Im Allgemeinen bin ich nicht gläubig, ich glaube weder daran, dass dort oben jemand den ganzen Tag sitzt und uns beobachtet, noch dass es viele verschiedene Personen sind, die sich gegenseitig ärgern, weil sie Langeweile haben.
Dennoch glaube ich an den Himmel, aber ohne dieses ganze göttliche Drumherum. Ich stelle mir eher eine Welt vor, in der die Seelen hinwandern. Aber das ist eine komplexe Geschichte, die in meinem Kopf herumspukt und das möchte ich euch jetzt ungern antun.

Deswegen: Habe ich schon eimal erwähnt, dass Rührei und knusprig gebratener Speck zum Frühstück einem Frühstück im Himmel gerecht wird?
Okay, in Ordnung, ich weiß nicht wie ein Frühstück im Himmel schmeckt, aber wenn es einen Himmel gäbe, dann muss es Frühstück geben und dann, hätte ich gern Rührei und gebratenen Speck.
Am besten von einem Mann serviert, der Oberkörperfrei herumläuft oder vielleicht doch fliegt? Ich bin mir da gerade unschlüssig, aber ihr wisst, was ich meine oder?!

Auf jeden Fall genieße ich dieses leckere Essen gerade, als ich plötzlich die Haustür aufschließen höre.
„Oh nein!" stoße ich aus und räume schnell noch den leeren Teller in die Spülmaschine, als bereits meine Mutter um die Ecke kommt.

„Wie ich gehört habe, warst du vorgestern nicht bei Rike vorstellig."
Sie zieht ihre Nase kraus.
„Du hast nicht etwa Speck gebraten.. Hältst du dich denn nicht an den Ernährungsplan?"
„Ich soll viel Eiweiß und Fleisch zu mir nehmen, meinte dieser Mann. Damit habe ich mich ja an den Plan gehalten."
Mit hochgezogener Augenbraue sieht sie mich von unten bis oben an.
„Warum warst du nicht bei Rike? Er hat mich angerufen und nach dir gefragt."
Das glaubt sie doch selbst nicht. Sie wird ihn angerufen haben, genauso wie sie bei meinen Dozenten immer anruft und fragt, ob es ‚Vorkommnisse' gäbe.

„Ich fühlte mich nicht wohl." lüge ich und muss an Donnerstag denken.
Zu dem Zeitpunkt des Termins lag ich auf dem Bett und habe meine Unterlagen des Studiums gelesen und versucht zu lernen, danach bin ich zum See gelaufen und habe mich auf die Wiese gelegt und meiner Musik gelauscht, die aus meinen Kopfhörern erklang.
„Man erwartet von deiner Alterklasse, Termine selbstständig absagen zu können. Aber anscheinend musst du dies noch lernen. Deshalb habe ich dir einen neuen Termin geben lassen. Am kommenden Dienstag 14:00 Uhr wird Rike hier erscheinen. Mit deinen Prüfungen ab Montag gibt es somit keine Überschneidungen."

Nach und zwischen meinen Prüfungen wollte ich eigentlich nur Ruhe haben.
Mir fällt das Anwenden des erlernten Wissens nicht gerade schwer, dennoch muss ich lernen und habe keine Zeit für diesen übertriebenen Schwachsinn.
„Mutter danke dafür, dennoch würde ich gern erst nach den beiden Wochen meiner Examen mich bei Mister Rike melden. Alles andere würde mich ablenken und das möchtet ihr genauso wenig, wie ich."

Sie schnaubt verächtlich, als wäre ich ein Wurm und nicht ihre Tochter.
Ihre blonden glatten Haare sind perfekt frisiert und ihr Gesicht so geschminkt, dass man sie für Mitte Zwanzig halten kann. Dennoch ist sie fünfzehn Jahre älter, was man aber nie erwähnen sollte, wenn man einen entspannten Tag haben möchte.
„Dein Bruder hat während seiner Prüfungsphase bereits in einer Führungsposition gearbeitet und sich nie beschwert. Im Gegenteil, er hat sich sogar noch freiwillig zu den Verhandlungen in China gemeldet."
Ja natürlich hat mein lieber Bruder das getan. Er wollte aber sein Studium unbedingt, ich jedoch wollte lieber etwas anderes studieren, doch ich habe mich damit arrangieren können, habe mich eingefunden und es akzeptiert.

Ich sage nichts mehr dazu. Gegen die Perfektion komme ich nicht an, alles andere sind nur Ausreden.

Dann werde ich wohl auch zum zweiten Mal nicht zu diesem Fitnesscoach gehen können.

„Wie war das denn mit Mister Blackwood?" fragt sie in einem fast zu freundlichen Ton. Das ist jetzt aber ein sehr abrupter Themenwechsel und ihr Gesicht erhellt sich innerhalb von Millisekunden, als hätte sich ein Schalter umgelegt.
Sie weiß doch nicht etwa von dem Mittagessen oder?
„Ich weiß nicht was du meinst."
Ihre künstlichen Nägel tippten ungeduldig auf den Esstisch der Küche.
„Ich meine dein kleines Date am Mittwoch Mittag."
Super, sie weiß davon. Langsam zähle ich die Ziffer der Ludolphschen Zahl auf. Bei der siebten Ziffer nach dem Komma, höre ich auf und überlege was ich sagen könnte.

all the lies - verführtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt