Sonntag.
Nachdem ich meine Fußballsachen aus meinem inzwischen fast leeren Kleiderschrank geholt hatte und in meine Sporttasche gepackt hatte, zog ich mir einen schwarzen Jeansrock mit einem roten, engen Top drüber. Ich wusste immer noch nicht ob Kai kommen würde, aber im Moment war mir das egal. Ich hatte Angst vor den Spiel. Aber keine Angst, dass wir verlieren (das Spiel war von keiner großen Bedeutung), sondern einfach Angst vorm Abschied.
Nachdem ich mich umgezogen hatte und jetzt das letzte mal das grüne Trikot meines Heimatvereins tragen würde, ging ich hinaus auf den Platz. Um den Platz herum war alles schön geschmückt. Neben den Auswechselbänken war ein Café- und Kuchenstand, wie bei jedem Spiel. Das besondere daran war aber, dass dort eine Torte war, welche das Münchener Wappen drauf hatte. Hinter jedem Tor hingen große, silberne Ballons mit dem Schriftzug ‚Goodbye Luna'. Um das Spielfeld herum waren Bänke, auf die sich die Zuschauer setzen konnten.
Ich stellte meine Wasserflasche neben unsere Teambank. Plötzlich kam Lea aus der Umkleide geschossen und umarmte mich fest. Auch der Rest meiner Mannschaft kam mit meiner Trainerin um die Ecke und begrüßten mich.
Langsam füllte sich der Sportplatz, aber ich sprach fast die ganze Zeit nichts. Kommt er noch? Wir standen bereits auf dem Spielfeld und gerade als der Schiedsrichter anpfiff, merkte ich, dass gerade jemand um die Ecke bog und sich an den Spielfeldrand stellte. Es war Kai. Da das Spiel bereits begonnen hatte, konnte ich im nur zuwinken. Er hob nur kurz die Hand, damit er keine Aufmerksamkeit auf sich zog. Jetzt konnte es richtig losgehen.
In der ersten Halbzeit passierte nicht viel außer, dass es im gegnerischen 16er des Öfteren gefährlich wurde. Ich spielte im offensiven Mittelfeld, was mich mitten im Geschehen sein ließ.
In der Halbzeit deutete ich Kai, dass er etwas vom Platz weggehen soll. Ich schnappte meine Trinkflasche und ging dann zu ihm. 'Na?' ich umarmte ihn. 'Starkes Spiel von dir bisher.' meinte er. 'Danke.' 'Hast du nach dem Spiel noch Zeit?' fragte er. Ich sah ihn an. Das kam unerwartet. 'Ähm ja, klar. Ist alles in Ordnung?' Er fasste sich verlegen an den Nacken und sagte: 'Ja, alles gut.'
In der zweiten Halbzeit passierte auch nicht sonderlich viel, was mich gegen Ende des Spiels nervte. Ein oder zwei Tore war ich allen schuldig. Vor allem mir selbst.
Es waren noch 2 Minuten zu spielen als ich den Ball endlich mal bekam. Ich dribbelte eine große, kräftige Verteidigerin aus und war schließlich im Alleingang auf dem Weg zum Tor. Diese Situation hatte ich vor nicht allzu langer Zeit schonmal erlebt: Die Torhüterin lief weit raus und ich schnickte den Ball mit meiner Fußspitze über ihren Kopf. Der Ball landete locker im Netz.
Die Zuschauer jubelten lauthals und die gesamten Auswechselspielerinnen mit den Spielerinnen kamen auf mich zugerannt. Sie sprangen wortwörtlich auf mich, bis ich unter einem Haufen Mädels lag und gerade noch so Luft bekam. Das letzte Mal. Ich war ein emotionaler Mensch, versuchte aber meist dies nicht zu zeigen. Als sie alle wieder ihren Platz eingenommen hatten und ich langsam zurück auf meine Postion ging, lief mir eine Träne die Wange herunter. Ich wischte sie schnell weg, in der Hoffnung, dass sie niemand gesehen hatte.
Kaum war der Ball wieder im Spiel, pfiff der Schiedsrichter ab. Wir hatten 1:0 gewonnen. Wir nahmen uns an den Händen und sprangen jubelnd im Kreis. Nachdem wir uns gelöst hatten und umgezogen hatten, kam nochmal jeder einzeln zu mir und verabschiedete sich von mir. Zu guter letzt kam Lea.
Sie sah mich kurz mit Tränen in den Augen an und umarmte mich dann feste. 'Hey, alles gut. Ich bin doch nicht aus der Welt.' versuchte ich sie zu trösten. 'Versprich mir, dass du mich oft besuchst!' sagte sie als sie mich wieder losließ. 'Jeden Monat mindestens ein Mal.' Ich grinste sie an.
Lea ging in Richtung des Autos ihres Vater, das neben meinem stand. 'Ähm, du, ich muss noch wo hin.' Sie drehte sich um und sah etwas hinter mir an. 'Ich verstehe. Tschüss!' Ich drehte mich auch um und sah, dass Kai ein paar Meter von uns entfernt stand. Mit meiner Sporttasche in der Hand lief ich zu ihm. 'Na?'
Wir unterhielten uns ein wenig und gingen den Feldweg, der direkt bei dem Sportplatz war, entlang in Richtung untergehende Sonne. Auf einem kleinen Hügel setzten wir uns auf eine Bank.
'Was wolltest du denn nun?' fragte ich und sah ihn an. Plötzlich war er stumm. Er fasste sich wieder kurz an den Nacken, was zeigte, dass er nervös wurde, und spielte dann mit seinen Fingern. 'Also...äh...ich weiß nicht ob es dir gefallen wird.' brachte er hervor. 'Du hast doch gesagt, es sei nichts passiert?' 'Indirekt schon.'
Ich sah ihn fast ohne zu blinzeln an und sagte: 'Nun?'
'Also als wir beim Trainingsgelände ein Bild gemacht haben...ich konnte dich den ganzen Tag irgendwie nicht vergessen. Dann hab ich dir auch noch mein Trikot gegeben und als es sich dann herausstellte, dass du die Schwester des Managers bist, war es vorbei bei mir.'
'Positiv oder negativ?'
'Positiv!' Mir schoss das Blut in den Kopf und ich wandte meinem Blick den Sonnenuntergang zu.
Er fuhr fort: 'Ich denke, du hast selbst gemerkt wie ich dich angeschaut habe, als du meine Wunde versorgt hast. Und als du bei mir im Hotel geschlafen hattest, hattest du gar keine Albträume. Ich wollte einfach irgendwie bei dir sein.'
Er schmunzelte. 'Und die Couch war unbequem...aber du hast immer versucht irgendwie solche Situationen zu verhindern. Erst dachte ich, es wäre nur ein kleiner Crush über den ich schnell hinweg komme, aber es ist nicht so. Ich habe mit Sophia Schluss gemacht, als ich das realisiert habe.'
Ich drohte von der Bank zu fallen, da mir schwindelig wurde. Hat er das grad wirklich gesagt?
'Ich habe dich so von mir weggestoßen, weil es für mich surreal war, mit dir befreundet zu sein oder was auch immer das war oder ist. Ich habe so lange für dich als Fußballer geschwärmt und dann wurdest einer meiner engsten Freunde.' Ich sah ihn wieder an und auch er sah mir endlich in die Augen.
'Was heißt das nun?' fragte er.
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Fußballliebe
RomanceDein Name ist Luna Brandt, du bist 18 Jahre alt und ein riesiger Fußballfan. In deiner Freizeit spielst es auch selbst im Verein, aber zur Profikarriere hat es nie gereicht. Du schwärmst für viele Spieler, doch einer raubt dir echt den Atem. Außerde...