Fußballliebe

Kapitel 12 - Meister

Einige Wochen waren vergangen. Ich hatte mich gut eingelebt in meiner kleinen Wohnung und liebte München sehr. Lea und ich hatten uns schon ein paar Mal getroffen und auch meine Eltern hatte ich besucht. Meine Ausbildung machte mir viel Spaß und ich war mir sicher, dass ich mir das richtige ausgesucht hatte.

Auch mit Kai traf ich mich regelmäßig. Ja, wir waren so etwas wie ein Paar, aber es war nicht offiziell. Wir behielten das alles größtenteils für uns, da wir nicht die Medien auf uns aufmerksam machen wollten. Aber ich denke, dass Julian etwas von uns wusste. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich immer wenn ich konnte beim Training zusah, auch, wenn es nicht öffentlich war.

Die Fußballsaison war fast zu Ende. Bayern stand nicht sicher an der Spitze der Bundesligatabelle, was hieß, dass es beim letzten Spiel entschieden wird, wer Deutscher Meister wird. Das letzte Spiel stand kurz bevor und es war sogar ein Heimspiel, was hieß, dass ich sicherlich da sein werde.

Gerade saß ich mal wieder auf meinem Bett, da ich heute und die nächsten paar Tage frei haben werden würde. Da leuchtete mein Handy auf.

>>Hallo, Luna. Ich habe dir die Karten für das heutige Spiel in den Briefkasten geworfen, weil du noch geschlafen hast.>> schrieb mein Bruder.

<<Dankeschön! Hoffentlich sieht man sich heute Abend.<<

Inzwischen war es 18 Uhr. Ich machte mich fertig und ging dann um 19:30 Uhr aus den Haus, nachdem ich die Karte aus dem Briefkasten geholt hatte. Anpfiff war um 20:30 Uhr, aber ich war schon um 20 Uhr da, damit ich mir etwas zum Essen holen konnte und beim Aufwärmen zusehen konnte.

Mein Platz war in der Nähe der Südkurve ganz unten. In der Nähe von mir saßen ein paar Hoffenheim Fans, da Bayern heute gegen Hoffenheim spielen würde. Ich hatte das Trikot, welches mir Kai am Anfang der Saison geschenkt hatte, an.

Bayern machte sich in der Nähe von mir warm. Ich suchte unter den Spielern verzweifelt nach Kai, aber er war nicht da. Hä?

Da kam er aus der Umkleide geflitzt und sah genau in meine Richtung. Ich winkte leicht und deutete an, dass ich die Daumen drücken werde. Er zeigte mir kurz einen Daumen nach oben, bis er sich dann dem Aufwärmen zuwandte.

Nachdem die Aufstellung gesagt wurde (Kai spielte) und das ganze Stadion diese mitgebrüllt hatte, stellten sich die Spieler auf. Und schon ging das Spiel los.

Die erste Halbzeit verlief ruhig, ohne Tore und ohne Torchancen für beide Teams. Wenn es am Ende 0:0 stehen würde, würde Bayern nicht Deutscher Meister werden, da der Erzrivale momentan gewann und Bayern vom Thron stoßen würde, wenn Bayern nicht gewannen.

In der zweiten Halbzeit lief es schon deutlich besser. Bayern hatte sehr viele Torchancen, aber der Ball wollte einfach nicht rein. In der 88. Minute, 2 Minuten vorm Schluss, war immer noch kein Tor gefallen. Das ganze Stadion wurde nervös und auch die Spieler selbst wurden sichtbar Nervös. Sie machten viele kleine Fehler, aber diese wurden ihnen zum Glück nicht zum Verhängnis.

Doch dann hatte Julian den Ball. Kai und Julian rannten mit ihrer Letzter Kraft zusammen in Richtung Tor. Julian hatte den Ball und dribbelte den Verteidiger aus, was ihn alleine dastehen lassen ließ. Kai hängte den Verteidiger, der ihm auf den Fersen war, ab und stand schließlich auch alleine da. Kurz vorm Tor passte Julian den Ball zu Kai, der im Rücken des Torhüters stand. Kai schoss den Ball mit seiner Hacke ins Tor.

Das ganze Stadion jubelte. Ich jubelte mit. 'TOOOOOOR!!' rief der Stadionsprecher durchs Mikrofon.

Kai und Julian umarmten sich. Dann kam das ganze Team, inklusive Ersatzspieler, aufs Feld gerannt und sprangen auf ihn. Unglaublich.

Kaum war der Ball wieder im Spiel, pfiff der Schiedsrichter ab. Bayern hatte 1:0 gewonnen, was hieß, dass sie Deutscher Meister waren. Das komplette Stadion jubelte, auch die Hoffenheimfans klatschten. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, als ich der Mannschaft zujubelte.

Kaum war das Spiel zu Ende, waren die Hoffenheimspieler in die Umkleide verschwunden, ein roter Teppich und eine Art Bühne aufgebaut. Vorne in der Mitte dieser Bühne stand die Meisterschale. Die Bayernspieler waren inzwischen mit dem gesamten Team (Trainer etc.) in die Umkleide verschwunden.

Nach ein paar Minuten kamen sie nacheinander aus der Umkleide. Das gesamte Stadion erhob sich. Sie bekamen Medaillen, an denen eine kleine Meisterschale war. Dann sammelten sie sich auf der Bühne.

Manuel Neuer, der Kapitän, nahm die Meisterschale in die Hand. Ohne sie in die Luft zu heben ging er nach hinten zu seinen Kollegen und reichte die Schale an Kai weiter.

Dieser zögerte einen Momenten und ließ nach einem Trommelwirbel, der aus stampfenden Füßen des gesamten Stadion bestand, die Schale in die Luft. Das Stadion tobte und klatschte den Spielern zu. Die anderen Spieler bekamen die Schale nach ihnen und hoben sie auch in die Luft.

Irgendwann gingen die meisten von der Bühne. Da kam Neuer mit einem riesigen Bier auf den Trainer zu und gab ihm eine Bierdusche. Damit war die 'Schlacht' eröffnet.

Die Spieler jagten sich gegenseitig mit übergroßen Biergläsern nach und bald waren fast alle klitschnass. Ich suchte nach Kai, aber konnte ihn nirgends finden. 'Hey!' sagte plötzlich jemanden vor mir. Ich schrak auf und sah nach vorne.

Es war Kai. Er war vollgesogen mit Bier. Seine schwarzen, nassen Haaren hingen links an seinem Kopf runter und fielen ihm oft in die Augen. Auch sein Trikot war klitschnass.

'Oh, hey' erwiderte ich überrascht. 'Magst du aufs Feld kommen?' Ich sah ihn erstaunt an. 'Wie- Was-?'

Er streckte seine Hand nach mir aus und sagte: 'Lass es uns offiziell machen.'