~Kapitel 1~

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Tief atmete ich die Luft des Waldes ein und alle Last und alle meine Sorge fielen von mir ab. Hier konnte ich durchatmen, hier war ich allein.

Ein Lächeln schlich über mein Gesicht,
während ich durch den Wald lief.
Hier ist noch alles in Ordnung. Hier sterben noch keine Bäume ab und das Wetter ist noch auszuhalten, aber in anderen Ländern ist es anders.
Ich ließ mich zwischen die Wurzeln eines alten Baumes sinken.
Meine Gedanken huschten zu dem Vorfall heute Vormittag in der Schule.
Kira hatte mich mal wieder runtergemacht und mir gesagt, was für ein Opfer ich doch wäre. Sie redete abfällig über meinen Vater, der sicherlich eh schon Tod wäre, da er kein guter Soldat ist. Doch anstatt mich zu wehren hatte ich nichts gesagt und war einfach weggerannt.

„Man Aiana, du musst dich wehren", sagte ich zu mir selbst und lehnte mich gegen den Baum hinter mir. Doch anstatt die harte Rinde im Rücken zu spüren, fiel ich und spürte auf einmal Gras unter mir. Verwirrt schaute ich mich um.

Was war dass den jetzt passiert? Wo bin ich? Wieso ist das passiert? Wie zur Hölle bin ich gerade durch einen Baum gefallen?

„Ganz ruhig bleiben", befahl ich mir selbst und setzte mich auf. Das was ich erblickte, ließ mich staunen. Saftige grüne Wiesen, gesunde starke Bäume und ein kristallklarer Fluss der sich durch die Wiese schlängelte. „Das ist wunderschön", vernahm ich meine eigene Stimme.

„Ja nicht?", stimmte mir jemand zu. Mein Kopf schnellte herum und ich erblickte vor mir ein blondes Mädchen. „Keine Angst,
ich will dir nichts tun", sprach sie sanft zu mir. Keine Angst? Die wollte mich doch wohl verarschen. Ich sollte keine Angst haben? Ich war soeben durch einen Baum gefallen und jetzt sprach mich ein fremdes Mädchen an, aber natürlich fürchte ich mich nicht.

Langsam bewegte ich mich zurück in Richtung des Baumes. Ich lehnte mich dagegen, in der Hoffnung,wieder zurück zu kommen.
Glücklicherweise, fiel ich durch den Baum, zurück von wo ich gekommen war.
Während ich aufstand und nach Hause ging, versuchte ich zu verarbeiten, was gerade passiert war.
Ich war durch einen verdammten Baum gefallen, durch einen Baum!

Aber was ich gesehen hatte hatte mir gefallen, die saftig grüne Wiese, mit den gesunden Bäumen und dem klaren Fluss.
Etwas, was es in unsere Welt, die durch uns Mensch zerstört wurde, kaum noch gab.
Ungläubig schüttelte ich den Kopf,das hatte ich bestimmt nur geträumt oder wohl doch nicht? Und wer war das blonde Mädchen,das zu mir gesprochen hatte? Sie hatte nach einer starken Persönlichkeit ausgesehen, die sich bestimmt gut durchsetzen konnte, sowie Schwächer schikanieren. Von solchen Leuten hielt ich mich ja grundsätzlich lieber fern, da ich nicht noch jemand wie Kira gebrauchen konnte, der mich ständig runtermachte.

Sollte ich jemand davon erzählen was passiert war? Nein, lieber nicht, sonst würde mich noch jemand für verrückt erklären. Obwohl, meine Oma,würde mich bestimmt nicht für verrückt halten oder doch?

Als ich später im Bett lag, begann ich nochmal über diese verborgene Welt nachzudenken:
War das eine andere Welt gewesen? Etwa so Mittelerde? Ob da wohl anderes Wesen leben als hier? Gibt es da wohlmöglich keine Probleme?
All dies ging mir durch den Kopf, kurz bevor ich einschlief, doch irgendwann übermannte mich der Schlaf.

Am nächsten Morgen war ich bereits früh im Wald. Ich wollte wissen, was es mit den mysteriösen Mädchen auf sich hatte. Auf dem ganzen Weg, rätselte ich, wer sie sein konnte. Eine Elbin schloss ich schon mal aus, sie hatte keine spitzen Ohren, wie Legolas oder die anderen Elben aus der Herr der Ringe. Aber die Fremde wirkte auch nicht, wie ein ganz normaler Mensch. Sie schien vor Energie zu strotzten und der Blick ihrer Augen, ließen meine Knie schlottern und trotzdem war ich hier, auf dem herauszufinden, wer sie war.
Warum ich das tat, obwohl ich mich normalerweise nicht mal traute alleine, nachts nach Hause zu gehen? Ich wusste es nicht.

Als ich um die Kurve bog, hinter der der Baum stand, lehnte das Mädchen bereits lässig gegen dem Baum. Ihre grünen Augen musterten mich und der Mut, den ich hatte, um herauszufinden, wer sie ist, verließ mich wieder.
Meine Knie fühlten sich an wie Wakelpudding, so einen Respekt jagte mir bloß ihr Auftreten und ihr Blick ein.
Wie sollte es erst werden, wenn sie anfangen würde zu sprechen?

„Wer, wer bist du?", fragte ich mit zittriger Stimme, wofür ich mich selber verfluchte. Überlegene nutzten es eigentlich immer direkt aus, wenn man seine Angst gegenüber ihnen zeigte.
„Mein Name ist Ragna. Ich komme aus Viridi und bin eine Rächerin der Terra", stellte sie sich vor.
„Woher kommst du?", fragte ich leise nach, das Mädchen machte mir verständlicher weise immer noch Angst. „Du bist doch Aiana Enfys oder?" Ich nickte und überlegte, woher sie wohl meinen Namen kannte.

Ob sie eine Spionen einer geheimen Organisation war, oder einer Feindlichen Truppe meines Vaters, um mich zu entführen und dann Lösegeld zu verlangen?Oder wollte sie mich gar umzubringen, um sich wohlmöglich an meinem Vater zu rächen, der vielleicht jemand von ihren Soldaten umgebracht hatte?
„Und deine Großmutter ist Elisabeth Enfys. Hat sie dir nie etwas von Viridi und den Rächerinnen der Terra erzählt?"

Mein Kopf schütteln ließ sie aufseufzen. Anscheinend doch niemand, der sich an meinem Vater rächen wollte.
„Du brauchst keine Angst zu haben, ich will dir gar nichts tun, du kannst also auch ruhig mit mir reden", meinte die Blondhaarige sanft. „Nein, meine Oma hat mir nie etwas von irgendwelchen Rächerinnen oder einer geheimen Welt erzählt", antwortete ich nun, obwohl mir das Mädchen immer noch nicht ganz geheuer war. „Dann werde ich das nun tun", begann Ragna zu erklären, „Die Rächerinnen der Terra sind eine Gruppe Mädchen, die der Terra folgen. Terra ist Mutter Erde persönlich und wir jagen in Viridi alle, die der Natur schaden." „Und was hat das nun mit mir zu tun?", wollte ich nun in normaler Lautstärke wissen. Mein Instinkt sagte mir, dass ich dem Mädchen doch vertrauen konnte. „Du",verkündete sie feierlich, „bist erwählt die Nachfolgerin von Elisabeth zu werden."  „Aber warum denn ausgerechnet ich?", fragte ich verwirrt.

Wer wollte den schon jemanden wie mich zum rächen einer Göttin haben, die nicht mal den Mund aufbekam um, sich gegen ihre Klassenkameradin zu wehren?
„Weil du, eine besondere Gabe hast, du kannst mit Pflanzen reden und das ist enorm hilfreich", beantwortete mein Gegenüber meine Frage.
„Und jetzt los, wir müssen rüber, Morticia und die Anderen warten bereits." Ragna ließ sich durch den Baum fallen und ich musste ihr wohl oder übel folgen. Als ich um weichen Gras aufkam, stand sie schon bereits und ich erhob mich ebenfalls. Vor mir standen vielleicht dreißig Mädchen, alle zwischen dreizehn und siebzehn Jahren alt und schauten mich an. „Das sind die Rächerinnen der Terra!", verkündete Ragna stolz.

Green ~ Eine verborgene WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt