~Kapitel 20~

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Das ich gegen das Kämpfen war erwies sich mir als große Nachteil. Keine Sekunde zu spät riss ich mein Schwert hoch und versuchte Matreps Schlag zu blocken. Der Aufprall seiner Klinge jagte einen stechenden Schmerz durch meinen Arm.
So würde ich Matrep nicht lange stand halten können, aber was jetzt?
Was hatte mein Vater gesagt, ich solle seine Kraft nutzen?
Aber wie sollte ich jetzt die Augen zu machen und mich konzentrieren?
Mein Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Matrep zum nächsten Schlag ausholte.

Dieser hatte noch mehr Kraft als der Schlag zu vor und mein Schwert fiel mir aus der Hand. Ich tat das einzige, was mir richtig vorkam und rannte zum anderen Ende des Viereckes.
Adrenalin schoss durch meinen Körper. Dort angekommen schloss ich die Augen und versuchte mich zu konzentrieren. Doch es ging nicht, ich war von zu viel Angst erfüllt. Tief durchatmen, tief durchatmen befahl ich mir selbst und atmete tief durch.
Komm schon Aiana, du musst es das schaffen.
Dieses einmal hatte ich wohl Glück, die Energie des Himmels oder zumindest was ich für diese hielt erschien vor meinem inneren Augen. „Bitte hilf mir", bat ich in Gedanken. Hoffentlich würde es klappen, sonst hätte meine letzte Minute begonnen. Ein Lufthauch fuhr an mir vorbei und ich öffnete die Augen. Matrep stürmte mit hoch erhobenen Schwert auf mich zu und ich riss aus Reflex die Hand hoch.

Ich stellte mir eine Luftwand vor, die Matreps vorkommen verlangsamen sollten. Eigentlich hatte ich nicht daran geglaubt, doch seine Schritte wurden langsamer. Verwundert ließ ich die Hand sinken, nur um sie im nächsten Moment wieder hochzureißen, als Matreps Schritte wieder schneller wurden.
Fieberhaft überlegte ich, was ich nun tun sollte. Vielleicht ein Wirbelsturm? Nein, das war bestimmt viel zu schwierig, immerhin wusste ich nicht genau, wie ich die Macht des Himmels nutzen sollte.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Matrep wieder etwas besser vorankam und lenkte meine ganze Konzentration wieder auf die Luftschicht, die ihn bremsen sollte.

Seile aus Wind, das war die Idee!
Ich ändere meine Vorstellung, was die Luft mit Matrep machen sollte und stellte mir stattdessen vor, wie unsichtbare Fesseln ihn an eine Wand aus Luft zogen.
Ob das wohl funktionieren würde?
Mein Freund wirkte überrascht, als er plötzlich zurück gezogen wurde. Mit langsamen Schritten, um meine Konzentration nicht zu stören, bewegt ich mich mit erhobener Hand auf ihn zu. Vor ihn blieb ich etwas unschlüssig stehen.

Was sollte ich jetzt tun?
Auch wenn er mich und meine Freunde verraten hatte, wollte ich ihn eigentlich nicht töten. Vermutlich hatte Terra ihn manipuliert, damit er uns verriet. So etwas würde er doch niemals wirklich tuen oder?

Ein heftiger Schmerz fuhr durch mein Bein. Matrep hatte sein Schwert an meinem Bein entlangfahren lassen. Schnell verstärkte ich den Druck der rechten Fessel, damit er das Schwert fallen ließ.

Doch meine Konzentration begann zu schwinden und ich musst es ein zweites Mal probieren. Dieses Mal klappte es und das Schwert fiel scheppernd zu Boden. „Du weißt, ich will dich eigentlich nicht töten, aber ich muss, um die Welt zu retten, es tut mir leid", flüsterte ich da aus innere Eingebung. Ich konnte ihm nicht in die Augen schauen, die Angst die vermutlich in seinen Augen stand, würde ich nicht ertragen können.

Matrep schwieg einen Moment bevor er ebenfalls im Flüsterton antwortete:„ Ich habe es nicht anders verdient, aber du sollst wissen, dass es mir auch leid tut. Bitte Sorg dafür, dass es schnell geht." Eine Träne trat in mein Auge, ich wollte das nicht tuen. Doch trotzdem antwortete ich mit zittriger Stimme:„In Ordnung. Wenn ich mit einem Schlag alle Luft aus deinem Körper befördere, wäre dir das lieb, oder soll ich dir den Kopf abschlagen."
Die Fesseln hatte ich schon längst nicht mehr aufrecht erhalten können. „Das Erste", antwortete er leise. „Du bist ein guter Mensch Aiana, rette die Welt", waren seine letzte Worte, bevor er die Augen schloss.

Ich musste tief durchatmen und die Augen schließen, bevor ich mir vorstellte, wie alle Luft aufeinmal aus Matreps Körper entwischte. Als ich die Augen wieder öffnete, lag sein schlaffer Körper vor meinen Füßen. Schnell wandte ich mich ab.
Soeben hatte ich einen Freund getötet, ich war ein Mörderin. Eine verdammte Mörderin!

„Ich würde jetzt gerne meinen Sieg einlösen", sprach ich Terra an, nachdem ich mich einen Moment gesammelt hatte. Meine fest klingende Stimme überraschte mich. „Du hast wirklich Talent Mädchen, weißt du, zusammen könnten wir die Welt zu einem besseren Ort machen", versuchte Terra mich einzulullen. „Ganz sicher nicht, du kannst den Klimawandel nicht zurück nehmen und du bist der Grund, warum ich einen Freund getötet habe", antwortete ich mit eisiger Stimme.

„Deswegen verlange ich von dir, dass du dich in einen Baum verwandelst, auf diesem Altar, als Zeichen des Frieden. Ebenso will ich, dass du nie wieder einem Lebewesen oder einer Welt schadest", verlangte ich. „So soll es sein", sagte Terra mit einem verkniffenen Lächeln und schon erschien der von mir verlangte Baum. „Kein Widerstand?", murmelte ich verwundert.
Das konnte doch nicht wahr sein?
„Sie muss tuen, was du verlangst, du hast gewonnen", antwortete Morticia und umarmte mich.

Jetzt konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten. Und so standen wir da, bis ich alle meine Tränen vergossen hatte.
Irgendwann lösten wir uns aus der Umarmung und Morticia begann mein Bein zu versorgen. Es war mir ein Rästel, woher sie auf einmal den Verband hatte.

„Komm, jetzt lass uns zu den anderen gehen, die werden sich sicherlich schon sorgen machen, ob dir etwas passiert ist", meinte sie dann nach einer Weile. Ich nickte und folgte ihr aus dem Tempel. Dort fand ich mich auf einmal in einer Gruppenumarmung wieder. „Du hast es geschafft, wir sind alle so stolz auf dich", flüsterte Melly.

„Leute, ich habe euch alle wirklich gerne, aber ich glaube es ist für mich an der Zeit mal wider nach Hause zu gehen. Ich werde euch alle besuchen kommen, ganz bald", versprach ich und löste mich aus der Umarmung. „Wir werden dich vermissen", murmelte Morticia. Stimmt, da war ja noch was, doch ich brauchte jetzt erstmal Zeit um das hier alles zu verarbeiten.
„Wie viel Zeit ist eigentlich vergangen in der normalen Welt? Ich war immerhin sieben Tage hier", fragte ich Ragna, während meine Freunde mich zum Eingangsbaum begleiteten. „Drei Stunden vielleicht?", schätzte sie und zuckte mit den Schultern.

Drei Stunden nur, das war einfach unglaublich. Ich hatte eine Woche hier verbracht und in meiner Zeit sollten einfach nur drei Stunden vergangen sein.

„Ihr seit die besten Freunde die man sich wünschen kann", sagte ich noch zum Abschied. „Und bitte grüßt meinen Dad von mir" „Das werde ich tun, versprochen", antwortete Einar.
Ich umarmte jeden ein letztes Mal, bevor ich mich gegen den Baum lehnte, um zurück in meine Welt zu gelangen.

Green ~ Eine verborgene WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt