Als ich meine Augen wieder aufschlug hatte sich das Dröhnen in meinem Kopf zu einem unangenehmen Pochen umgewandelt.
Vorsichtig setzte ich mich auf, darauf bedacht mich nicht zu schnell zu bewegen. Ich vermutete, dass ich mir eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen hatte. „Na ausgeschlafen?", meinte Morticia und grinste. „Joa", murmelte ich und stand langsam auf. „Ich hoffe du isst Spaghetti?", wollte meine Begleiterin wissen. „Natürlich esse ich Spaghetti", antwortete ich. Eigentlich hatte ich nicken wollen, doch das traute ich mich mit meinem angeschlagen Kopf nicht. Schweigend begannen wir zu essen, doch irgendwann platzte es aus mir hinaus: „Warum hast du vorher kaum ein Wort mit mir gewechselt und jetzt sorgst du dich um mich?" Morticia gab mir keine Antwort auf meine Frage und aß einfach weiter. „Nein, das ist mein Ernst. Warum warst du am Anfang so unfreundlich zu mir und warum jetzt bist du so nett?", bohrte ich weiter nach. Die Rächerin zuckte einfach nur mit den Schultern und beantwortete meine Frage immer noch nicht.Dieses Mädchen war mir echt ein Rätsel. Erst war sie total unfreundlich zu mir und jetzt sorgte sie sich um mich.
Hatte ich irgendwas verpasst? War sie schon die ganze Zeit so nett zu mir und ich hatte das nicht registriert? Nein, so nett gegenüber über mir, war sie erst seit Mellys Tod.
Ich kam einfach nicht darauf, warum sie so nett zu mir wollte mir auch den Kopf nicht weiter darüber zerbrechen. Das Pochen in meinem Kopf war wieder angestiegen und ich verzog schmerzhaft das Gesicht. „Komm leg dich wieder schlafen, Dir geht es echt nicht gut", bat Morticia mich. „Matreps Schlag muss härter gewesen sein, als ich gedacht habe." „Nein, du musst doch auch mal schlafen", widersprach ich ihr. „Du gehst jetzt schlafen, ich wecke dich, wenn ich die Augen nicht mehr aufhalten kann", redete sie auf mich ein. „Mir geht es doch ganz gut, du solltest schlafen", beharrte ich. „Machen wir einen Deal, du schläfst bist Mitternacht und dann wecke ich dich", schlug meine Begleiterin mir vor. „In Ordnung", stimmte ich zu. Hoffentlich würde Morticia sich auch daranhalten.Mit kleinen Schritten schleppte ich mich zurück zu meinem Schlafsack und begann den Reißverschluss zu öffnen. Doch er klemmte und ich bekam ihn nicht auf. Morticia kniete sich neben mich und öffnete den Schlafsack. Sie zog den Reißverschluss wieder hoch, als ich hineingekrochen war und hockte sich dann neben mich. „Was machst du jetzt?", wollte ich wissen. Irgendwie wollte ich nicht, dass sie mich so schutzlos alleine ließ. „Na was wohl, mich an den Zelteingang setzen und Wache halten", antwortete sie sarkastisch. „Bleibst du, bis ich eingeschlafen bin?", bat ich. Meine Begleiterin zog zwar fragend eine Augenbraue hoch doch nickte. „Danke", murmelte ich. Sie lächelte mich an und setzte sich in den Schneidersitz.
Als ich meine Augen öffnete, bemerkte ich als erstes die Sonnenstrahlen, die durch das Zeltdach fielen. „Du hast mich nicht geweckt", erboste ich mich in die Richtung, in der ich Morticia vermutete. „Du hast den Schlaf so dringend gebraucht, da habe ich es nicht über mich gebracht, dich zu wecken", entgegnete diese nur und zuckte mit den Schultern.
„Aber du musst doch auch mal schlafen!", regte ich mich auf, „du bist auch nur ein Mensch. Außerdem geht es mir gut." „Es ist alles gut Aiana, ich habe zwischendurch auch geschlafen", antwortete Morticia ruhig. Es überraschte mich wahrhaftig, dass sie so ruhig blieb. Normalerweise war die Rächerin sehr aufbrausend. Ich grübelte immer noch darüber nach, wieso sich Morticia so seltsam verhielt, als wir schon auf den Pferden saßen.„Ist es eigentlich schwierig, sich mit einer Pflanze zu unterhalten?", versuchte meine Begleiterin eine Unterhaltung zu beginnen. „Oh ja, es ist wirklich schwierig", bestätigte ich ihre Vermutung. „Und wie klappt es bei dir?", wollte sie danach wissen. Jetzt war ich hin und hergerissen. Sollte ich ihr die Wahrheit sagen oder sollte ich lieber flunkern. „Na ja, es ist ganz okay", meinte ich wage. „Das ist doch besser als nichts", gab Morticia darauf hin zurück. Dann platzte es aus mir hinaus: „Nein, eigentlich klappt es überhaupt nicht. Deswegen konnte ich auch keine Pflanze nach einem Heilmittel für Melly fragen." Beschämt wandte ich den Kopf ab. Vermutlich verschlechterte sich das, was Morticia von mir dachte, immer mehr. „Du hattest ja auch nur sehr wenig Zeit deine Begabung zu erlernen. Ich habe gelesen, dass manche Leute, die Terras Segen erhielten, es nie schafften, ihn zu nutzen", beruhigte die Rächerin mich. Und zum zweiten Mal an diesem Tag überraschte Morticia mich.
Warum war sie am Anfang gegenüber so kalt und jetzt wo wir nur noch zweit waren so nett? Wollte sie einfach ein gutes Verhältnis aufbauen? Doch das glaubte ich nicht.
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Green ~ Eine verborgene Welt
FantasyEin einfacher Baum, jenes Tor zu einer atemberaubenden Welt. Doch der Schein trügt, auch hier gibt es Probleme. Der Gott des Himmels will die Herrschaft über Viridi und über die Menschenwelt an sich reißen. Aiana, die durch Zufall in dieser Welt...