Ich brauchte einige Momente, bis ich realisiert hatte, was der Gott soeben gesagt hatte.
Aber das konnte nicht war sein, meine Mutter hätte meinen Vater niemals betrogen. Außerdem warum sollte ich ihm trauen, höchstwahrscheinlich wollte er mich nur manipulieren, damit ich ihn nicht umbringen würde.„Meine Mutter hätte meinen Vater niemals betrogen", flüsterte ich leise, nicht einmal ansatzweise so kämpferisch, wie es hatte klingen sollen.
„Deine Mutter hat deinen Vater nicht betrogen", stimmte Colum mir zur.
Fragend zog ich eine Augenbraue hoch. Das machte alles keinen Sinn.„Ich mache dir einen Vorschlag Aiana. Du lässt mich erst einmal alles in Ruhe erklären und wenn du mir dann immer noch nicht glauben solltest, lasse ich dir dein Schwert bringen und du kannst mir den Kopf abschlagen", bot mir der Himmel an.
Sein Angebot verwirrt mich, warum sollte er es zulassen, dass ich ihn umbrachte? Deshalb nickte ich stumm und wartete ab, was er mir erzählen würde.„Als erstes sollte ich die Frage klären, wieso Terra mich beschuldigt, dass ich die Herrschaft an mich reißen will", begann er. „Vor vielen, vielen Jahrmillionen, als sie die Erde erschuf, waren wir Terra und ich gute Freunde. Sie wurde von den ersten Menschen als Mutter Erde verehrt und ich war nur der Himmel. Unerreichbar und für die ersten Menschen angsterfüllend. Doch im Laufe der Geschichte begannen die Menschen ihren Glauben zu verändern. Die Römer und Griechen begannen an Zeus und Jupiter zu glauben, zwei Erscheinungsformen von mir. Auf einmal war ein Himmelsgott der höchste Gott und Terra bekam immer weniger Aufmerksamkeit.
Vor etwas mehr als zweitausend Jahren wurde sie wütend wie noch nie und sie forderte mich zum Kampf heraus. Ich gewann und siebenundfünfzig Jahre später wurde mein Sohn Jesus von mir auf die Erde geschickt. Damals wollte ich Terra einfach ein bisschen ärgern, jetzt bereue ich es", erklärte der Himmel und hielt kurz inne.Ich versuchte zu verstehen, was er da gerade erklärt hatte. Angeblich wäre Terra eifersüchtig geworden, weil wir Menschen begannen sie nicht mehr zu verehren, sondern Colum. Deswegen hatte sie ihn zum Kampf herausgefordert und er hatte gewonnen. Das klärte aber immer noch nicht, warum Terra ihn jetzt Beschuldigte die Herrschaft an sich reißen zu wollen, oder doch. Mir kam ein Verdacht, doch ich wollte lieber warten, ob ich richtig lag.
„ Jetzt hatte sie einen neuen Plan, damit die Menschen wieder mehr an sie denken, zumindest hatte sie das gehofft. Terra hat den Klimawandel um einiges beschleunigt, dadurch hoffte sie, dass sie wieder angebetet wird. Aber stattdessen unternehmt ihr Menschen nichts und sie lässt den Klimawandel immer schlimmer werden. Wenn das so weiter geht, wird sie euch Menschen wahrscheinlich einfach bald auslöschen", berichtete er.
Was der Klimawandel sollte von Terra ausgelöst worden sein und nicht von Colum, wie sie behauptete? Andererseits machte das, was er erzählte Sinn.
Aber was jetzt für mich zählte war es, dass es vielleicht einen Weg gab den Klimawandel zu stoppen.
„Stop, warte", unterbrach ich ihn. „Gibt es einen Weg, wie wir den Klimawandel noch stoppen können?"
„Einmal in Gang wird der Klimawandel nicht aufhören, außer ihr Menschen ändert euch", zerbrach der Himmel unnachgiebig meine Hoffnung.
Enttäuscht seufze ich auf, irgendwie war es ja klar gewesen.„ Und jetzt kommt deine Familie ins Spiel. Terra musste ja böse Miene zu gutem Spiel machen und hat deswegen deine Oma in die Menschenwelt geschickt. Doch damit diese nichts dagegen unternahm ließ sie deine Oma sich unsterblich in deinen Opa verlieben.
Aus dieser Verbindung entstand dein Vater. Jetzt kommt der Punkt. Ein Gott kann sich einen Gastkörper suchen. Er kann den Menschen dann beraten und ihm Ratschläge geben. Ich wurde Gast in dem Körper deines Vaters aus zwei Gründen. Einerseits wollte ich ihn schützen, da ich annahm, dass Terra ihm schaden wollte. Außerdem hatte der Geist der Zeit eine Version, er sah das Gesicht deines Vaters und dann dich, wie du Terra den Fuß abschlägst. Ab diesem Zeitpunkt war mir klar, dass meine Tochter Terra besiegen würde", endete er.Ich schwieg einen Moment, ich musste erst all meine Gedanken unter Kontrolle bringen.
Erst wurde mir gesagt, dass Colum böse sei. Jetzt ist es super nett zu mir und will mir weiß machen, dass ich seine Tochter bin. So wie er es erklärt, macht es zwar Sinn, aber es könnte einfach auch alles eine Masche sein, damit ich ihn nicht umbringe. Mal abgesehen davon, dass ich immer noch nicht töten will und nicht mal ein Schwert habe.
„Erinnerst du dich noch an Mellys Worte zu Dir? Der Himmel lügt nie?", wollte Colum wissen.Jetzt wurde es mir zu viel. Erst erzählte er mir eine verwirrende Geschichte und jetzt erinnerte er mich auch noch an den Tod meiner einzigen Freundin. Ich drehte mich und rannte aus dem Thronsaal, vorbei an dem verdutzten Einar, weiter bis zum Speisesaal, die Treppe hoch, in das Zimmer, wo ich untergebracht war. Mit zitternden Händen schloss ich die Tür ab, bevor ich mich auf das Bett fallen ließ und hemmungslos zu weinen begann. Die Verzweiflung über diese Situation hatte meine Emotionen in Wallungen gebracht.
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Green ~ Eine verborgene Welt
FantastikEin einfacher Baum, jenes Tor zu einer atemberaubenden Welt. Doch der Schein trügt, auch hier gibt es Probleme. Der Gott des Himmels will die Herrschaft über Viridi und über die Menschenwelt an sich reißen. Aiana, die durch Zufall in dieser Welt...