„Das kann doch nicht war sein", murmelte Morticia und legte ihre Hand erneut auf den Stamm, doch es tat sich nichts.
Ich setzte gerade an, um zu fragen, was wir jetzt machen würden, als Matrep rief:„ Schaut mal, ein Fliegerbrief!" Ich schaute in die Luft und sah einen Papierflieger geradewegs auf uns zu fliegen. Schnell faltete ich ihn auseinander, nachdem ich ihn gefangen hatte.Ich hoffe dieser Brief erreicht euch noch rechtzeitig. Colum hat die beiden Wächter gefangen genommen,
dass heißt, die Zeit vergeht nun schneller und ihr könnt die Rutschbäume nicht mehr nutzen.
Leider habe ich noch eine schlechte Nachricht. Terra hat vorausgesagt, dass Colum die Herrschaft bis Terrasis an sich reißen will.
Ich wünsche euch alles erdenklich gute und hoffe, dass wir uns Wiedersehen werden.
Eure RagnaVerwirrt schaute ich die anderen an. „Was ist Terrasis und was sind die Wächter?", fragte ich und registrierte die finsteren Mienen meiner Mitstreiter. „Die Wächter sind Zwillinge. Der eine ist für die Rutschbäume zuständig und überwacht deren Nutzung. Der andere ist der Wächter der Zeit. Er regelt, dass die Zeit hier nicht zu schnell verläuft.", erklärte Matrep, „Terrasis ist ein Fest. Es wird gefeiert, wenn ihr Ostern feiert. Wir feiern, die Entstehung unserer Welt durch Terra."
Diese ganzen Informationen musste mein Gehirn erst einmal verarbeiten, deswegen nickte ich nur. „Und was machen wir jetzt am besten?", meinte Melly ratlos und schaute zu Morticia. „Schauen, dass wir schnellst möglichst die Strecke zu Colums Festung hinter uns legen", antwortete diese mit entschloßener Miene.Eigentlich wollte ich wissen, woher die Beiden wussten, wo Colums Festung lag, doch ich traute mich nicht zu fragen. Ich hatte schon so viele Fragen gestallt, alleine schon wegen der Brief, deswegen wollte ich jetzt nicht auch noch mit solchen Fragen, unnötig Zeit verschwenden.
Melly nickte nur und schnippte mit den Fingern. Im nächsten Moment befand ich mich mal wieder in der Luft und wir nahmen Kurs auf Colums Festung. Weit waren wir nicht gekommen, als sich uns der erste Adler näherte. Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch, als ich auf einmal tiefer sackte. „Achtung Kampfadler!", schrie Morticia und wir rasten in einem rasanten Sturzflug in Richtung Boden. „Terra steh uns bei", murmelte ich, als der Boden unaufhaltsam näher kam.
Der Angstschweiß lief über mein Gesicht, als ich mit schreckensgeweiteten Augen hoch zu Melly schaute.Diese hatte ihr Gesicht vor Anstrengung verzogen. Meiner Vermutung nach, bedurfte es aller ihrer Kräfte, uns alle in der Luft zu halten und gleichzeitig auch noch unseren Fall zu bremsen. Der Boden war vielleicht noch zehn Meter entfernt, als sich unser Fall endlich verlangsamte. Ich schaute erneut hoch zu Melly, die bestimmt noch weiter zwei Meter über mir schwebte. Ihr stand mittlerweile der Schweiß auf der Stirn und sie zitterte am ganzen Leib. „Melly, halt durch, wir sind gleich am Boden", sprach ihr gut zu. Die Angst in mir, vor einem Aufprall auf dem Boden, wandelte sich in Angst um meine einzige Freundin.
Was, wenn sie durch die Erschöpfung sterben würde ?
Was, wenn sie so entkräftet sein würde, dass Matrep,Morticia und ich sie hier lassen müssten, damit wir Colum besiegen konnten? Würde ich das verkraften können?
Oder würde mich die Angst um meine einzige Freundin so von meinem Auftrag abbringen, dass ich versagte und wegen mir die ganze Welt unterginge?
Mein Blick wanderte wieder hoch zu meiner Freundin. Ich glaube, in den paar Sekunden,in denen ich meinen Blick abgewandt hatte, hatte sich ihr Zustand noch verschlimmert. Sie zitterte immer heftiger und noch mehr Schweiß rannte über ihr Gesicht. Als nächstes schweifte mein Blick zurück gegen Boden. Bis zum Aufprall waren es wahrscheinlich noch fünf Meter. Danach glitt mein Blick zu Morticia und Matrep. Matrep hatte die Augen geschlossen und seine Lippen bewegten sich. Vermutlich betete er zu Terra, dass sie uns beschützte.
Wenn er sterben würde, würde ich das Verkraften können?
Ich überlegte kurz. Mhm, vermutlich würde ich es aus meinen Gedanken streichen, bis unser Auftrag erledigt war.
Und wenn Morticia sterben würde?
Da brauchte ich nicht lange überlegen, das würde ich verkraften können. Diese schnelle Entscheidung erschreckte mich selbst. Normalerweise konnte ich mich nicht so leicht mit einem Tod abfinden. Nach dem Tod meines Kaninchens hatte ich auch noch Wochen lang danach um Flecki geweint.Noch drei Meter bis zum Aufprall und Melly zitterte immer mehr und immer mehr. Doch dann wurden wir immer langsamer und zumindest würden wir bei einem Aufprall nicht mehr sterben. Nun huschte mein Blick an Melly vorbei, hoch zu den Kampfadlern und erst jetzt registrierte ich, wie groß diese wirklich waren. Die Flügelspannweiter dieser Tiere, betrug sicherlich drei Meter. Ihre Krallen waren lang, diese schätzte ich auf bestimmt fünfzehn Zentimeter Länge. Erst als ich genauer hinschaute, bemerkte ich, dass die Krallen dieser Tiere nicht normal war, sondern aus spitz zu laufendem Stahl.
Und dann setzen wir endlich auf dem Boden auf. Ich stürzte zu Melly und fing sie auf, bevor sie auf dem Boden aufprallte. Hinter mir zogen Morticia und Matrep ihre Schwerter.
Ich riss meinen Rucksack auf, in der Hoffnung etwas zu finden, mit dem ich Melly versorgen könnte.Als erstes wischte ich Melly den Schweiß vom Gesicht und überlegte dann, ob ich Melly in meinen Schlafsack stecken sollte, oder nicht. Ich legte meine Hand auf ihre Stirn und merkte, wie eiskalt sie war. Ich zog meinen Schlafsack aus dem Rucksack und bemühte mich Melly schnell in diesen zu befördern. „Und was jetzt?", dachte ich fieberhaft und begann zu überlegen. Doch meine Gedanken scheinen wie gelähmt und auch mein Körper begann zu zittern. Wahrscheinlich lag dies nicht nur an der Angst, die mich immer noch übermannte, sondern auch an dem Wind, den die Kampfadler verursachten, die nun herabstießen und Morticia und Matrep zu attackieren begannen.
Was würde ich machen, wenn die beiden Adler mich und Melly entdecken würden?Ich wandte mich wieder Melly zu. Der Schweiß auf ihrer Stirn hatte abgenommen, doch sie Zitterte immer noch. Die Lähmung meiner Gedanken hatten wieder nachgelassen, jetzt rasten sie durcheinander und machten mir das Denken ebenso schwierig. Doch meine Entscheidung, was ich als nächstes tun würde, um Melly zu helfen, wurde mir abgenommen, als sich einer der Adler sich mir und Melly zu wandte.
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Green ~ Eine verborgene Welt
FantasyEin einfacher Baum, jenes Tor zu einer atemberaubenden Welt. Doch der Schein trügt, auch hier gibt es Probleme. Der Gott des Himmels will die Herrschaft über Viridi und über die Menschenwelt an sich reißen. Aiana, die durch Zufall in dieser Welt...