Am Mittwoch war Belle endlich wieder gesund und kam in die Schule. Jo und ich erwischten sie sogar noch vor dem Unterricht und machten gleich noch alles für Freitag aus. Ich wusste jetzt schon, dass Jo wie immer zu spät kommen würde und dass wir mindestens eine Stunde mehr brauchen würden, als die zwei, die wir eingeplant hatten. Danach mussten wir uns echt beeilen, um noch rechtzeitig zu Mathe zu kommen.
Wie auch die letzten Tage saß auch heute Blake mit an unserem Mittagstisch. Er passte eigentlich ganz gut in unsere Truppe und vor allem hatte Mike nun endlich jemanden, mit dem er sich über irgendwelchen Männerkram unterhalten konnte. Blake und ich wollten heute wieder zusammen zum Bus laufen, da er am Dienstag keine Zeit gehabt hatte, weil er Training hatte. Wir machten aus, dass wir uns im Foyer treffen würden, da ich noch aufs Klo wollte. Jedoch hätte ich es mir noch einmal überlegt, wenn ich gewusst hätte, wer mir dorthin folgt.
Nachdem ich nämlich wieder aus der Kabine kam, sah ich Ella vor dem Spiegel. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, aber sie warf mir immer wieder komische Blicke zu, bis sie mit der Sprache rausrückte.
„Du solltest dich lieber von Blake fernhalten", sagte Ella, während sie sich die Wimpern tuschte. Unbeeindruckt wusch ich mir die Hände.
„Ach ja? Und warum?", fragte ich.
„Weil ich dich sonst fertig machen werde und zwar richtig!" Ihr manikürter Finger bohrte sich in meine Brust, doch ich schlug ihn mit meiner Hand einfach weg. Dabei bekam sie ein paar Wasserspritzer ab und stieß einen kleinen Schrei aus. Mein Gott, es war bloß Wasser!
„Ich habe keine Angst vor dir. Außerdem habe ich echte Freunde, die immer zu mir halten, im Gegensatz zu deinen", entgegnete ich. Ich zog mir ein Papierhandtuch aus dem Plastikteil und trocknete mir die Hände ab.
„Ach ja?", lachte Ella. „Dafür habe ich mehr Einfluss. Und glaubst du wirklich, dass du gegen mich gewinnen könntest?" Sie machte mich langsam echt wütend. Wie konnte man bloß so verlogen sein? Aus irgendeinem Grund wollte ich gegen sie kämpfen und ihr beweisen, dass ich sie schlagen konnte. Vor allem was Blake anging. Diese Tusse würde ihn nie und nimmer bekommen!
„Es ist mir egal, wie viel du Einfluss hast und ehrlich gesagt glaube ich, dass ich dich locker schlagen werde", meinte ich schon halb auf den Weg nach draußen.
"Wirst du nicht!", rief Ella wütend und packte mich plötzlich am Arm. Was war denn jetzt in sie gefahren?! Ich zog meinen Arm auf ihrem Griff.
„Lass mich gefälligst in Ruhe", zischte ich. Wie aus dem nichts hob sie ihre Hand und zog mir ihre langen Fingernägel über mein Gesicht. Ich schrie auf vor Schmerz und legte eine Hand an meine Wange. Das hatte sie nicht wirklich getan?! Ich warf ihr einen fassungslosen Blick zu. Sie hingegen trug nun einen selbstgefälligen Gesichtsausdruck zur Show. Einen Moment lang war ich versucht, zurück zu schlagen, aber dann wäre ich keinen Pfennig besser gewesen als sie und das wollte ich nicht. Stattdessen drehte ich mich um und ging einfach.
„Ach du Scheiße! Was ist denn mit dir passiert?", fragte mich wenig später Blake.
„Danke für das Kompliment", spöttelte ich und lief einfach an ihm vorbei. Innerhalb weniger Schritte hatte er mich eingeholt und hielt mich am Arm zurück.
„Ich meine es ernst. Wer war das?" Er schaute mir in die Augen so lange bis ich meinen Blick auf meine Füße richtete. Weder wollte, noch konnte ich es ihm sagen. Schließlich konnte ich schlecht sagen, dass ich und Ella uns um ihn gezofft hatten. Was er dann wohl denken würde? Bestimmt würde er irgendwelche Gefühle in dieses Ereignis hineininterpretieren, aber das war nicht wahr. Zumindest glaubte ich das.
Plötzlich spürte ich zwei Finger unter meinem Kinn, die meinen Kopf anhoben. Meine Augen blieben in seinen hängen.
„Ich glaube kaum, dass du dich selbst gekratzt hast", meinte er. Sein Daume fuhr, ohne die beiden Finger unter meinem Kinn wegzunehmen, sanft unter einem der Kratzer entlang und hinterließ eine kribbelnde Spur. Ein Schauer jagte mir den Rücken hinab und ich konnte das leichte Zittern, welches er auslöste, nicht verbergen. Was hatte er bloß an sich, dass ich so auf ihn reagierte? Das war jetzt schon das zweite Mal und es musste dringend aufhören!

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Die Tochter der Sterne
ФэнтезиKio glaubt, dass sie verrückt geworden ist, als Mitten im Friedhof ein Typ aus einem Portal stürzt. Sie redet sich ein, dass ihre Augen ihr einen Streich gespielt haben, denn das ist eindeutig nicht möglich...oder? Aber Kio trifft ihn wieder und ern...