Nach kurzem Schweigen in dem ich wieder einmal fasziniert Blakes Augen betrachtete, räusperte er sich. Blake ließ meine Hände los, um sich mit einer Hand die Haare aus der Stirn zu streichen. Ich verfolgte seine Bewegung und entdeckte dabei eine Narbe, die sich in der Nähe seiner Schläfe befand. Meine Hand machte sich selbstständig und fuhr mit dem Zeigefinger die leicht gebogene helle Linie nach. Man konnte die leichte Erhebung durch seine warme Haut spüren.
"Wo hast du die her?", flüsterte ich. Als ich wieder seine Augen fixierte, merkte ich was ich da tat. Blitzschnell nahm ich die Hand herunter und entschuldige mich.
"Schon gut", murmelte
Blake und stand auf. Ich tat es ihm gleich, ging jedoch zu der Bank, um mich zu setzen.
"Ich hole mal schnell etwas", sagte der Schwarzhaarige und verschwand eine Sekunde später in einem Portal. Der Idiot ließ mich wirklich hier stehen! Kurz war ein sehr relativer Begriff, er konnte fünf Stunden oder auch zwei Minuten bedeuten. Genervt verdrehte ich die Augen und legte mich auf den Teil des Bodens der mit Matten ausgelegt war.
Ich war kurz davor einzuschlafen, als mich das helle Licht eines Portales hinter den Lidern blendete. Für eine Sekunde überlegte ich, ob ich mich schlafend stellen sollte, aber sicher würde sich Blake dann etwas einfallen lassen damit ich wieder erwachte. Also öffnete ich ein Auge. Blake hatte einen Bogen in der Hand und einen Köcher über die Schulter hängen, außerdem hatte er noch zwei Dolche.
"Du willst jetzt nicht wirklich noch weiter trainieren oder?", fragte ich skeptisch und stützte mich auf meine Unterarme. "Wir werden nur noch ausprobieren wie gut du mit deinen alten Waffen zurechtkommst", widersprach Blake. Ich stöhnte auf. Aber je schneller ich es weg hatte desto besser. Nachdem ich mich aufgerappelt hatte nahm ich den Bogen und den Köcher von meinem Freund entgegen, bevor ich mich zu den Zielscheiben wandte.
Der Bogen war schwarz und leicht geschwungen. Seine Oberfläche war glatt, nur an einer Stelle besaß er eine Gravur. Es war ein eher schlichter Schnörkel.
"Am besten ist es, wenn du in die Schrittstellung gehst und dich seitlich drehst", gab Blake mir einen Tipp. Ich folgte seiner Anweisung und konzentrierte mich voll und ganz auf den Pfeil und mein Ziel. Zum Glück hatte sich mein Atem beruhigt, sodass die Bewegung meines Brustkorbes die Flugbahn nicht allzu sehr beeinträchtigen dürfte. Ein letztes Mal überprüfte ich meine Stellung und korrigierte noch einmal meine Bogenhaltung.
Dann schoss ich...
...und traf direkt die Mitte.
"Dafür habe ich Jahre gebraucht!", rief Blake irgendwo hinter mir. Ich zuckte bloß mit den Schultern, konnte mir ein Grinsen aber dennoch nicht verkneifen. "Versuche es mal mit den Dolchen."
Im Dolchwerfen war ich nicht ganz so gut wie im Bogenschießen, aber ich war auch nicht unterirdisch schlecht. Zumindest traf ich immer die Zielscheibe oder knapp neben ihr die Wand.
Nach einer weiteren halben Stunde war ich endlich entlassen und ging mich erst einmal waschen. Der Schweiß klebte an mir wie eine zweite Haut und ich war froh, ihn endlich abwaschen zu können. Anschließend holte ich mir neue Klamotten und erkundete den Raum, den ich gestern auf meinem Flur entdeckt hatte.
Es war zum einen Teil eine Bibliothek, zum andern Teil eine Art Zimmer zum chillen. Der Raum besaß ein bodentiefes Fenster, wodurch alles in oranges Licht getaucht wurde. Die Wände waren mit mehreren Regalen ausgestattet. Auf der rechten Seite des Raumes befand sich mittig eine Glasvitrine mit uralten Büchern und fast schon antik aussehenden Waffen. Neben dem großen Fenster befand sich ein helles Sofa mit vielen Kissen und einer Decke und ein passender Sessel. Vor diesen beiden Möbelstücken war ein wunderbar weich aussehender Teppich platziert.
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Die Tochter der Sterne
FantasyKio glaubt, dass sie verrückt geworden ist, als Mitten im Friedhof ein Typ aus einem Portal stürzt. Sie redet sich ein, dass ihre Augen ihr einen Streich gespielt haben, denn das ist eindeutig nicht möglich...oder? Aber Kio trifft ihn wieder und ern...