Kapitel 23

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Nach einem meiner Meinung - und vermutlich auch allen anderen - nach katastrophalen Tanz wurde ich von Salviar entlassen und ging zum Buffet, wo ich mir ein paar Häppchen schnappte und etwas zu trinken.

Erst jetzt sah ich mir den Saal genauer an. Glassäulen mit Goldverzierungen schraubten sich in die Höhe bis sie in eine Decke übergingen, die von einem riesigen Mosaik bedeckt war. Im Saal hingen mehrere Krisrallleuchter, die in unterschiedlichen Farben schimmerten. Der Boden war ebenfalls aus Glas, wobei hier und da Teppiche lagen. Man konnte es nur als majestätisches Ambiente bezeichnen.

Von irgendwoher tauchte Quinn plötzlich neben mir auf. Er war nicht wie ich vermutet hatte in einem Anzug gekommen oder sonst irgendwie festlich, sondern trug eine Kampfmontur und war mit zwei Kurzschwertern und einigen kleinen Wurfwaffen ausgestattet. Seine Haltung war eindeutig angespannt und während er mit mir sprach, ließ er seine Augen über die Menge schweifen. "Ich werde den ganzen Abend lang in deiner Nähe sein. Ich traue diesen Menschen nicht."

Ich nickte und nippte an dem Saft. Ich hielt mich aus gutem Grund von dem Alkohol fern, denn ich misstraute den Menschen und hatte keine Ahnung, warum Salviar mich hier vorführte. "Ich muss sobald wie möglich mit dir reden", erwiderte ich und Quinn nickte seinerseits. Eine Weile standen wir schweigend nebeneinander, bevor Quinn mich zu einem Tanz aufforderte. Auch ihn warnte ich, aber er ließ sich davon nicht abschrecken.

Während des Tanzens kam das Gespräch in Schwung und mein Freund brachte mich durchgängig zum Lachen. Darunter litt meine Konzentration erheblich, sodass ich ihm immer wieder auf den Fuß trat, obwohl ich eigentlich gedacht hatte, mittlerweile einen Fortschritt gemacht zu haben. Genau in dem Moment als mein Gesicht zur Tür gewandt war, öffnete sich diese und Blake trat hindurch. Mein Herz stolperte für einen Moment.

Er war, wie Salviar es angeordnet hatte, in einem weißem Hemd und schwarzem Jackett gekommen. Jedoch trug er eine normale Jeans, sodass es nicht zu förmlich wirkte. Ehrlich gesagt konnte ich ihn mir auch nicht mit Anzughose vorstellen. Bestimmt hatte er irgendwo Waffen versteckt, obwohl man sie nicht sehen konnte.

Sein Blick blieb an mir und Quinn hängen und verfinsterte sich sichtlich. Mir war klar, dass Blake ihn nicht mochte, aber musste er es denn so extrem zeigen? Ehe ich mich noch weiter damit befassen konnte oder mich darüber aufregen, wurde ich von Quinn herumgewirbelt. Der Tanz endete, ich knickste und Quinn verbeugte sich.

Irgendein Diener kam vorbei mit einem Tablett auf dem Getränke standen. Er schnappte sich schnell zwei und reichte mir eines weiter. Dankend nahm ich es an, trotz dessen, dass ich zuvor erst etwas getrunken hatte. Als mich plötzlich jemand von hinten Ansprach, hätte ich vor Schreck beinahe das Getränk verschüttet. "Tanzt du auch mit mir?"

Die Stimme gehörte unverkennbar zu Blake, was man auch an Quinns Gesicht ablesen konnte, aber ich drehte mich dennoch um. 

Mein Herz fing an zu flattern, aber ich ließ mir nichts anmerken oder zumindest versuchte ich es. Und in diesem Moment war ich unglaublich froh mit Quinn getanzt zu haben, denn so hatte ich ein Ausrede es nicht mit ihm zu müssen. "Ich brauche erstmal eine Pause", sagte ich schief lächelnd und bewegte mich an den Rand der Tanzfläche. Beide Jungs folgten mir. 

Blake stellte sich links von mir hin, da Quinn schneller den Platz rechts von mir erwischt hatte. Ich fühlte mich dezent eingeengt, während die Beiden sich über meinen Kopf hinweg böse Blicke zuwarfen. So musste sich ein Zwerg zwischen zwei Riesen fühlen. Ohne Durst zu haben, nippte ich immer wieder nervös an dem Glas. Am liebsten hätte ich mich verkrümelt, nur hatte ich keine Ahnung wie ich die beiden Streithähne loswerden sollte.

Aber das alles wurde mit einem Schlag nebensächlich. In einem pompösen hellblauen Kleid mit Glitzer und Spitze betrat ein Mädchen den Ballsaal. Ihre blonden Haare fielen ihr in leichten Wellen über die Schultern. Ich wusste was sie für einen Gesichtsausdruck hatte als alle sich zu ihr drehten, obwohl ich es aus der Entfernung nicht sehen konnte. Sie würde ein strahlendes Lächeln tragen und ihre blauen Augen würden leuchten. Die geborene Schauspielerin und meine beste Freundin; Jo.

Wie war sie hier hergekommen? Was machte sie hier? Besaß sie auch Magie? Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf, aber keine davon konnte ich beantworten. Die beiden Jungs bemerkten nicht, wie ich mich davonstahl, um zu Jo zu kommen. Ich drängelte mich durch die Gäste, die mir den ein oder anderen Fluch hinterherwarfen. Jedoch interessierte mich das herzlich wenig.

Meine Freundin stand gerade bei einem gutaussehendem jungen Mann und unterhielt sich mit ihm. Das Gespräch schien zur gleichen Zeit ernst wie auch aufgelockert, was mich sehr wunderte. Es war eines der schwierigsten Dinge mit Jo über ernste Sachen zu sprechen, denn meistens machte sie zwischendurch Witze, ließ sich von irgendetwas ablenken oder musste selbst den Klatsch des Tages loswerden.

"Jo", sagte ich etwas atemlos, als ich bei ihr ankam und ihr eine Hand auf die nackte Schulter legte. Sie wiederum zuckte erschrocken zusammen und wandte sich zu mir um. Für eine Sekunde weiteten sich ihre Augen, aber sie wirkte nicht wirklich überrascht mir zu begegnen. "Kio! Was machst du denn hier?", fragte sie und schien nun ehrlich verwirrt.

"Ich muss unbedingt mit dir reden. Was machst du hier? Wie geht e..." Ich wurde von einem räuspern unterbrochen, dass von ihrem eigentlichen Gesprächspartner kam. Mit einem charmanten Lächeln wandte Jo sich dem Blondhaarigen zu. Er war etwas größer als Jo, aber da diese Absatzschuhe trug, war er wohl ziemlich groß. Seine Augen waren stechend grün und seine Figur schlank mit wenig Muskeln.

"Oh! Entschuldigung. Das ist Kio, eine gute Freundin. Kio, das ist Riwan, ein Freund von mir", stellte sie uns einander vor. Riwan reichte mir mit einem freundlichem lächeln die Hand und ich schüttelte sie. "Es scheint so als hätten sie sich sehr lange nicht gesehen, dennoch bitte ich um die Erlaubnis sie zu einem Tanz zu entführen", bat er mich und so wie ich war, konnte ich natürlich nicht nein sagen.

"Wer war das?", fragten keine Sekunde nachdem sie sich abgewandt hatten zwei Stimmen hinter mir. Aufgebracht drehte ich mich herum. "Quinn, es war die Rede von in der Nähe bleiben, nicht von verfolgen!", rief ich und Blake wollte schon beginnen zu grinsen, als ich mich ihm zuwandte. "Und du hast bestimmt auch noch anderes zu tun! Geh gefälligst zu Salviar und mach deinen Job! Himmel Herrgott nochmal."

Mit diesen Worten ließ ich Beide stehen und begab mich zu einer der Säulen, um mich anzulehnen. Diese Streithähne gingen mir gehörig auf die Nerven, vor allem wenn sich mich dabei verfolgten und irgendetwas an mir versuchten zu Beweisen. Außerdem hatte ich keine Ahnung was Blake plötzlich von mir wollte. Vielleicht...? Nein, Nein und nochmals nein! Ich würde mir keine Hoffnung machen. Am Ende wurde ich bloß wieder enttäuscht.

Es gab genügend anderes, um das ich mich zu kümmern hatte. Eigentlich sollte ich damit anfangen, mir zu überlegen, wie ich Salviar überzeugen konnte, den Krieg abzubrechen. Vielleicht könnte ich auch etwas über den mysteriösen Mann herausfinden, wenn ich vorsichtig genug war? Und zuletzt war da noch Jo.

Gerade schien sich alles zu überschlagen und das gefiel mir nicht. Andererseits war ich froh, wenn das alles vorbei war und vielleicht bekam ich von meiner besten Freundin Unterstützung, wenn ich es ihr erklärte. Sicher war ich mir aber nicht. Ich seufzte und ließ meinen explodierenden Kopf gegen die Säule fallen. Ich war noch lang nicht weit genug, um mich im Notfall mit meiner Magie zu verteidigen.

Wie sollte ich das bloß alles schaffen?

Die Tochter der SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt