Die anderen Wölfe erwachten ebenfalls und sahen mich mit wachen Augen an, doch mir gingen die Worte von Arman nicht aus dem Kopf. Wenn ich mich nicht an die Regeln hielt, würde es eine Revolution geben und das nur, weil ich diese besondere Begabung hatte. Als hätte ich es mir ausgesucht, diese Begabung zu bekommen... Und mein Vater müsste Leiden, weil ich so bin, wie ich bin. All die Wölfe und das Leben im Rudel passten nicht zu mir. Ich war die klassische Einzelgängerin und so sollte es auch bleiben. Nicht einmal Arman sollte mich zu etwas, wie das Rudelleben zwingen, können.
Ich muss das Rudel verlassen. Ich bin frei, stark und weiß, wie ich überleben kann. Ich werde gehen, beschloss ich schließlich.
Ob es die beste Entscheidung war, wusste ich nicht, aber eines stand fest: Zuerst musste ich die Flucht planen.
Mein Vater entschied, dass wir ins Dorf zurück kehrten und wir folgten ihm. Ich rannte direkt neben meinem Vater, um als erstes im Dorf zu sein, denn ich hielt es in meiner Wolfgestalt nicht mehr aus und musste einen Plan entwickeln. Schon bald erreichten wir das Dorf und sammelten uns auf dem Marktplatz. Mein Vater sagte: Das war unser Vollmond. Ich hoffe es hat euch auch dieses Mal gefallen. Der Mond schenke euch seine Kraft und lasse euch immer positiv sehen.
Damit waren wir entlassen. Alle Wölfe zogen sich zurück, um auf ihre Verwandlung zu warten, doch ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf meine menschliche Gestalt. Es kribbelte in meinem Inneren. Ich spürte Arme, Beine, meinen flachen Bauch und den Hals. Kurz drauf brachen die ersten Knochen, doch es schmerzte nicht. Ich stand lächelnd als Mensch auf dem Marktplatz. Das war einfacher, als gedacht.
Schnell drehte ich mich um und ging nach Hause. Die Stimme von gestern Abend hatte ich zum Glück nicht noch einmal gehört und ich schob sie schlichtweg ergreifend auf meine Aufregung.
Zuhause angekommen war es still, was ja auch klar war, denn beide meiner Elternteile waren noch Wölfe. Ich stieg die Treppe hinauf und lief in mein Zimmer. Dort zog ich einen Zettel hervor und schrieb eine Packliste. Heute, am Tag nach dem Vollmond, konnte ich noch nicht fliehen. Das musste bis Neumond warten, trotzdem war Vorbereitung das A und O. Ich hörte jemanden an der Tür und dann wurde sie geöffnet.
"Luna? Bist du da?", rief die Stimme meiner Mutter.
"Ja! Ich bin oben und Ruhe mich aus", antwortete ich locker.
"Ist alles gut bei dir?", fragte sie weiter.
"Ja, es ist alles gut", knurrte ich etwas genervt.
"Ich mache gleich Frühstück. Komm in einer halben Stunde, mein Schatz", forderte sie.
Ich antwortete mit einem erneuten Ja und widmete mich dann meiner Packliste. In meinem Kopf rasten die Gedanken und ich versuchte irgendeinen Plan zu erstellen.
Bleib doch einfach hier, sagte eine Stimme in meinem Inneren. Oh nein, sie war schon wieder da.
Klappe, fauchte ich wütend. Ich werde nicht verrückt. Ich werde nicht verrückt.
Die Stimme lachte und verkündete: Du wirst nicht verrückt, Luna. Ich war schon immer da und gehöre zu deiner Außergewöhnlichkeit. Nur, weil ich nie etwas sagen wollte, weil du noch kein Wolf warst und auch noch nicht kurz vor der Verwandlung, heißt es nicht, dass du jetzt verrückt wirst, weil ich mit dir spreche.
Diese Stimme hatte gut reden. Sie wusste offensichtlich, was los war und fand das ganze anders als ich ziemlich amüsant. Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich sagte in Gedanken: Entweder du klärst mich auf, oder du verschwindest aus meinem Kopf.
Dieses Mal lachte die Stimme nicht. Sie sagte etwas bedrückt: Es ist viel und ich kann es dir nicht sagen, wenn ein Tag voller Aufgaben vor dir liegt. Heute Abend reden wir, bis dahin sage ich nichts mehr. Wenn du etwas brauchst, rufe mich bei meinem Namen Moon.
Ich konnte nichts mehr antworten, denn ich spürte, dass Moon sich zurück gezogen hatte. Ob das so gut war, wusste ich nicht, aber sie hatte Recht gehabt. Ein Tag voller Aufgaben lag vor mir. Morgen sollten drei neue Wölfe Rudel besuchen und dafür musste alles vorbereitet werden. Ich, die Tochter des Alphas, trug dabei eine entscheidende Rolle, denn ich musste die Willkommens-Rede halten. Ouff, das konnte ja was werden. Müde stand ich auf und lief die Treppe hinunter. Mir hatte nie jemand gesagt, dass Werwolf sein so anstrengend war. Meine Mutter hatte das Frühstück fast fertig gemacht und mein Vater las die Zeitung, als es an der Tür klingelte. Sie forderten mich auf, zu öffnen und so tat ich es. Vor mir stand Arman, der mich böse anlächelte. Ich hätte die Tür am liebsten wieder zugeschlagen, doch er sagte: "Zeit an deiner Rede zu arbeiten, Luna."
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Guten Morgen.
Ja, es gibt schon wieder ein Kapitel.
Kennt ihr das, wenn ihr einfach motiviert seid? So geht es mir gerade. Ich hoffe dieses etwas kürzere Kapitel hat euch gefallen. Das nächste gibt es erst am Samstag:)
Also: Eine schöne Woche noch.
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Die Göttin der Wölfe
Fantasía"Luna, du kannst nichts dafür. Es ist nicht deine Schuld, dass du ausgewählt wurdest", sagte er ruhig. "Ach ja?! Und das willst du woher wissen?", fragte ich aufgebracht. "Ich weiß es, weil ich so bin, wie du", antwortete er lächelnd. Luna Night le...