Ich saß am Ufer eines Sees und hatte meinen Kopf auf die Knie gelegt. Ja, ich war wieder ein Mensch. Vor kurzer Zeit hatte ich es nicht mehr als Wolf ausgehalten und mich zurück in ein Mädchen verwandelt. Wo ich war wusste ich nicht. Auf jeden Fall war ich hier in der Wildnis aufgeschmissen, aber auch das war mir egal. Ich konnte meinem Vater nicht unter die Augen treten, denn ich hatte mich so kindisch wie lange nicht mehr verhalten. Ich war eine Enttäuschung für ihn, vor allem, weil ich so eine Show vor unserem Gästen abgezogen habe. Wieso war ich nur so dumm gewesen? Moon kicherte in meinem Inneren und meinte: Ich fand die Show klasse, aber neben Aaron auf der engen Rückbank wäre auch schön gewesen. Ich meine allein sein Name ist toll. AARON.
Ich verdrehte die Augen. Moon war einfach unmöglich und sie mochte Aaron. Er war so ein angeberischer Arsch und wirkte so arrogant und doch war er süß und nett und ließ mein Herz schneller schlagen.
"Luna?", fragte auf einmal eine Stimme. Ich hörte Schritte kommen und sprang auf. Eine große Gestalt stand vor mir und ich wich einen Schritt zurück. Ich wusste nicht, wer vor mir stand, aber ein Risiko konnte ich nicht eingehen.
"Keine Angst. Ich bin es nur. Aaron", meinte die Gestalt ruhig.
Na super. Mit ihm wollte ich auch auf jeden Fall meine Zeit verbringen. "Lass mich in Ruhe", fauchte ich.
"Beruhige dich, Luna. Alle machen sich Sorgen um dich", sagte er.
"Wirklich?"
"Die meisten jedenfalls", gab Aaron zu. Ein Bild von Arman schoss in meinem Kopf. Er machte dich bestimmt keine Sorgen um mich, sondern plante seine tolle Revolution.
"Aaron, kannst du ihnen nicht einfach sagen, dass es mir gut geht?", fragte ich ruhig. Ich glaubte die Antwort schon zu kennen, aber Nachfragen lohnte sich.
"Du hast dich vor aller Augen in einen Wolf verwandelt und das, obwohl kein Vollmond ist. Sie machen sich Sorgen und haben Angst um dich, weil sie nicht wissen was los ist. Ich habe auch gehört, dass du in der Vollmond Nacht aufgefallen bist. Sie würden mir nicht glauben, wenn ich ihnen sage, dass es dir gut geht", meinte Aaron ruhig.
"Wenn ich zurück kehre werde ich von allen doof angeguckt... Ich glaube es ist verständlich, dass ich den Wald vorziehe", entgegnete ich. Es war mir zuwider mit Aaron über mein Leben zu sprechen, aber ich hatte keine Wahl, oder etwa doch? Aaron lachte leise und ich fragte ihn, was los war.
"Du bist so... Anders", meinte er.
"Du meinst dann wohl abgedreht", antwortete ich ernst.
"Nein! Ich meine, dass du besonders bist. Ich kann nicht gut mit Worten umgehen, aber ich finde es gut, wenn jemand nicht so ist, wie alle anderen", sagte er.
"Soll ich das als Kompliment nehmen, oder was?", fragte ich ein wütend.
"Ja. Nein. Ach, ich weiß auch nicht", antwortete er.
"Dann denk verdammt nochmal über das nach, was du sagst!", rief ich aufgebracht. Es waren nicht seine Worte, die mich wütend werden ließen, sondern die Tatsache, dass sogar die neuen mich für anders hielten.
"Luna, jetzt reagiere nicht über!" Aarons Stimme wurde lauter. Es schien, als könnte er mit der Situation nicht umgehen.
"Lass mich einfach in Ruhe und alles ist gut", antwortete ich.
"Das kann ich nicht, Luna", meinte er.
"Wo liegt das Problem?", fauchte ich. Zwischen jedem Wort machte ich eine Pause, um wirkungsvoller zu klingen. Ich fragte mich, ob es funktionierte, aber Aaron beendete meine Gedanken, als er sagte, dass ich ihn angezogen hätte und es noch tun würde. Außerdem wüsste er nicht, wieso es so war.
"Das kann ich dir nicht sagen, Aaron. Aber an mir wird es nicht liegen", meinte ich.
"Das weiß ich nicht, Luna. Du bist nicht so langweilig, wie alle anderen und das macht dich besonders", erwiderte er.
"Aaron, willst du mich gerade nerven? Ich möchte nicht reden und auch nicht nach Hause, das habe ich dir doch gesagt, oder?", fragte ich ironisch. Ich lehnte mich gegen einen Baum und funkelte ihn an. Aaron sollte wissen, dass ich gut auf seine Anwesenheit verzichten konnte. Er gab jedoch nicht nach und grinste mich an.
"Wenn es sein muss", sagte er, "bleibe ich die ganze Nacht bei dir, bis du zurück ins Dorf gehst."
"Okay, du hast mich überzeugt. Ich gehe ja schon", meinte ich und lief los.
Aaron lachte nur: "Das ist die falsche Richtung."
"Was? War ja klar, dass es mir passiert", antwortete ich, während ich in eine andere Richtung lief. Aaron folgte mir und hielt mich auf einmal von hinten fest. Seine Arme umschlossen mich, ich spürte seinen Atem auf meinem Nacken und bekam eine Gänsehaut.
"Das ist schon wieder die falsche Richtung." Seine Stimme klang tief und er knurrte ein bisschen. Wie konnte man freundlich knurren? Aaron drehte mich in die Richtung, aus der ich gekommen war und schob mich ein wenig dahin. Er löste seinen Griff und lief neben mir her. Wir schwiegen und ich fing an ihn zu akzeptieren. Er war nicht so angeberisch, wie er tat und wirkte sogar etwas fürsorglich. Aber das würde ich ihm niemals sagen, schwor ich mir.
"Woran denkst du?", fragte er auf einmal.
"Ich denke an nichts besonderes", meinte ich lächelnd.
Ich würde ihm nicht die Wahrheit sagen, da ich selbst nicht wusste, was ich fühlte und was ich von ihm dachte. Ich wusste nur, dass sich mein erster Eindruck getäuscht hatte. Er war wohl doch nicht der arrogante Kotzbrocken, der total altmodisch war, aber trotzdem wollte ich mich ihm nicht öffnen. Ich konnte es auch nicht so einfach. Aaron neben mir schwieg und ich betrachtete den Boden. Bald würden wir den Waldrand erreichen und ich wollte wirklich nicht in die Höhle des Löwen spazieren, als würden mir die skeptischen Blicke nichts ausmachen. Mir war bewusst, dass ich meine Emotionen an diesem Tag nicht mehr verstecken konnte und das ich in einer Zwickmühle war.
Sollte ich einfach umdrehen und fort laufen? Wenn ich das tat, wäre ich erledigt und dazu Obdachlos. Das Waldkind im Wald eben und ich könnte unwiderruflich nicht zurück kehren. Aber wenn ich blieb, würde ich von allen mit Blicken durchbohrt werden und müsste mir dumme Fragen anhören. Beides waren Möglichkeiten, die ich nicht in Betracht ziehen konnte. Ich bleib abrupt stehen und sah Aaron an, der genervt die Augen verdrehte.
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So: Jap es gibt schon wieder ein Kapitel, obwohl es gestern schon zwei gab. Das Samstagkapitel wird immer kommen, egal wie viele Kapitel es vorher gibt. Ich hoffe es gefällt euch:)
Wie findet ihr es bis jetzt?
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Die Göttin der Wölfe
Fantasía"Luna, du kannst nichts dafür. Es ist nicht deine Schuld, dass du ausgewählt wurdest", sagte er ruhig. "Ach ja?! Und das willst du woher wissen?", fragte ich aufgebracht. "Ich weiß es, weil ich so bin, wie du", antwortete er lächelnd. Luna Night le...