Wie jeden Morgen checkte ich meine Mails ab und schaute nach neuen Job Angeboten. Und siehe da drei neue E-Mails.
Meine E-Mail Adresse babygirl@hotmail.com (ein durchaus kitschiger Name aber laut Hanna passend), bekommt man durch eine Internetseite bei der ich angemeldet bin. Dort stelle ich mich vor und mach die Männer neugierig. Wie eine Dating Plattform eigentlich. Nur dass keiner nach einer festen Beziehung oder ähnliches schaut. Manchmal schäme ich mich so stark dafür dass zu tun für ein scheiß Studium.Ich hatte einmal eine Dokumentation über meinen Job gesehen und wollte das selbst ausprobieren. Ich verdiene zwar letztendlich schnell und einfach viel Geld, dennoch würde ich damit am liebsten sofort aufhören. Es bereitet mir Schuldgefühle gegenüber Enzo und meiner Familie. Ich muss das einfach hinter mich bringen und dann kann ich wirklich durchstarten.
Ich öffnete die ersten beiden E-Mails doch mich erwarteten nur komische Angebote mit eigenartigen Vorstellungen. Ich seufzte und öffnete die dritte Mail.
Hallo,
Ich hab die E-Mail von nem Bekannten bekommen und dacht ich meld mich mal.
Wie dem auch sei, ich hab eine Geschäftsparty am 06.05 bei der ich mit jemandem seriöses erscheinen möchte, die mir nicht die Ohren voll labert. Ist das machbar?Schindler
Wie bitte? Die Ohren voll labern? Eigentlich wäre das ja einfach. Dort sein und nicht reden müssen. Trotzdem muss er das nicht direkt so formulieren. Manchmal sind Menschen so unglaublich überheblich. Ich überlege das Angebot abzuschlagen aber dann hätte ich für diese Woche keinen Job. Ich muss mir das genauer überlegen.
Mein Handy klingelte und ich sah den Namen von Enzo oben auf meinem Display.
„Hey liebes" sagte er und ich lächelte. „Hey." erwiderte ich. „Hast du Pause?" fragte ich und wartete auf seine Antwort. „Ja ich ess grad von dem Kuchen, den du mir vorbeigebracht hast, er ist super!" sagte er und ich grinste. „Das freut mich."
„Ich muss Schluss machen okay? Bis später, lieb dich!" sagte er noch zum Schluss und legte dann auf.Ich machte mich zuhause bisschen an die Arbeit und putzte die Wohnung, wusch meine Wäsche und kochte eine Kleinigkeit für mich.
An sich ist mein Leben am Tag relativ langweilig. Ich habe an sich nicht viel zu tun. Nichts ernstes. Ich freute mich unglaublich auf die Zeit in England und konnte es kaum erwarten endlich dort hin zu ziehen. Auch wenn ich dafür Enzo nicht mehr so oft sehen werde. Es ist mir aber wichtig.Ich bügelte meine Abendkleidung ganz gründlich und hing sie sorgfältig mit Kleiderbügel in den Schrank. Perfekt.
Ich dachte nach über die e-Mail in meinem Postfach. Sollte ich zurückschreiben und das Angebot annehmen? Immerhin war er schon in der E-Mail nicht wirklich nett. Ich öffnete sie erneut und überlegte. Immer wieder dachte ich über die Universität nach und sah mich selbst darin sitzen.Hallo Herr Schindler,
Wie sähe der Abend aus? Das Angebot würde ich entsprechend annehmen.Ich schickte die E-Mail ab und war aufgeregt. Ich versuchte meinen Job so seriös wie möglich zu gestalten. Zwar verkaufte ich mich selbst, trotzdem kläre ich das alles geschäftlich per E-Mail und schreibe anständige Texte. Ich hatte nicht vor mich als billig zu verkaufen. Ich hatte immerhin auch noch Anstand, den man sehr wohl respektieren sollte. Wer das nicht tut wird schlichtweg sitzengelassen.
Mein Handy zeigte an, dass ich eine E-Mail bekam und ich klickte sofort drauf.
Hallo,
Ich hole sie ab und fahr sie anschließend Nachhause wenn das okay ist.
Schicken Sie mir Ihre Handynummer um Adresse ect. Zu klären.Ich schickte ihm meine nummer und wartete auf irgendeine Reaktion.
Die bekam ich auch kurze Zeit später. Ich sah eine Nachricht auf meinem Display.Von Herr Schindler: Hallo, bekomm ich die Adresse?
Ich schickte ihm meine Adresse.
Von Herr Schindler: Okay, ich hole sie um 18:00Uhr, seien Sie pünktlich!
Ich seufzte. Das war sicherlich ein Mann in den Fünfzigern wahrscheinlich auch noch in der midlife-crisis, der deshalb denkt er müsste jeden rumkommandieren. Aber nicht mit mir. Geld hin oder her, meine Ehre lass ich mir wegen keinem Geld der Welt nehmen.
Freitag um 18 Uhr also. Heute war Mittwoch und ich musste noch zur Arbeit. Ich fing an mich langsam fertig zu machen und frühstückte noch. So fertig.
Ich ging mit dem Aufzug runter in meine Tiefgarage und stieg in meinen Mini und machte das Dach auf. Ich liebte das Auto. Es war süß und doch sehr schnell.Mein Handy war mit meinem Auto schon verbunden und ich rief auf der Fahrt noch Hanna an. Wir unterhielten uns etwas und ich erzählte ihr von meinem Job am Freitag.
„Schindler? Den Namen kenn ich von irgendwo her." sagte Hanna und ich dachte nach. „Nö sagt mir nichts." erwiderte ich und sie sagte noch nichts. „Mir fällt gerade auch nichts ein, vielleicht kommt's." sagte sie und ich stimmte ihr zu. „Er scheint sehr arrogant." sagte ich. „Egal, das wird schon! Also ich muss los. Ciao Schatz!"
Wir verabschiedeten uns und ich fuhr den Rest noch schnell zur Bibliothek.Ich kam an und sah schon Eliane, eine ältere Frau die das ganze hier schmiss. Sie war der Engel auf Erden. Sie war eine so tolle und taffe Frau in ihrem Alter und schon immer sagte ich zu mir, dass ich auch so werden möchte wie sie. Sie ist unglaublich.
„Hallo Amanda!" sagte sie und umarmte mich. „Hallo Eliane." grüßte ich sie zurück und wir lächelten uns an. „Hier, den Wagen kannst du schon mal anfangen einzuräumen." sagte sie und zeigte auf einen Wagen mit Büchern neben ihr. „Okay also dann." sagte ich und nahm den Wagen mit.
Ich räumte alle Bücher nacheinander ein und schaute sie mir auch meistens relativ lang an.
The great Gatsby war eines davon. Ich hatte das Buch bestimmt schon 100 mal gelesen und trotzdem werde ich nicht satt davon. Es ist meiner Meinung nach eines der besten Bücher die ich je gelesen habe."And I hope she'll be a fool—that's the best thing a girl can be in this world, a beautiful little fool."
Las ich immer wieder aufs neue. Daisy hatte recht. Trotzdem wollte ich das Gegenteil beweisen. Zu lang musste ich mir genau diesen Satz zuhause anhören aber das ist falsch. Ich werde es zeigen.
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Michi ist da tralala