Die Woche ging schnell vorbei und ich machte mich gerade fertig für die ‚Arbeit' heute Abend. Ich zog mir ein seidenes, perlweißes Kleid an mit dünnen Spaghettiträgern und einem geraden Ausschnitt.
Solche Kleider waren meine Lieblingsart von Kleidern, da mir in denen nie warm wird. Sie sahen außerdem sehr edel aus. Ich schminkte mich zusätzlich noch und trug einen Lipgloss auf. Zu dem Kleid zog ich eine silberne Kette, mit Diamantimitaten besetzt, an. Dann noch Ohrringe die meiner Kette sehr ähnlich waren.
Es war halb 6 und noch sehr hell draußen da wir schon Mai hatten. Etwas früh die Feier die dort starten soll, aber mal schauen was daraus wird. Ich hoffe ich war richtig angezogen, meist sagten dass die Kunden im Voraus aber der hier war so oder so etwas anders als die anderen. Darauf bin ich auch gespannt.
Die Lockenwickler in meinen langen Haaren zog ich auch noch raus und kämmte sie noch mal vorsichtig durch, sodass ich große Wellen in den Haaren hatte. Ich überlegte noch, welche Jacke ich darüber anziehen könnte und schaute in meinem Schrank nach. Ich entschied mich letztendlich für keine Jacke.
Es war schon fünf vor 6. Somit zog ich noch schnell meine hohen Schuhe an und schnappte mir meine Tasche indem schon mein Handy, aber auch mein Pfefferspray (man weiß ja nie) und meine Schlüssel drin sind.
Ich ging runter und dann zur Tür raus und sah schon wie ein weißer S Coupé vor dem Gebäude hielt. Davor stand ein Mann mit vollem Bart und dunklen Augen. Seine Haare waren extrem aufgestylt aber standen ihm dennoch gut. Aber er war gar nicht alt. Ich schätzte ihn auf Ende 20 und das verblüffte mich ein wenig. War er überhaupt Herr Schindler?
Er schmiss seine Zigarette die gerade noch in seiner Hand war runter auf den Boden und zertritt sie. Er ging selbstbewusst auf mich zu und ich wurde nervös.
„Michael Schindler mein Name du kannst mich aber Shindy nennen." sagte er als er nun vor mir stand.Er hatte eine tiefe raue Stimme und sie hörte sich so gelangweilt an dass ich mich fragte ob er gleich einschlafen würde. Es war aber nichtsdestotrotz tatsächlich Herr Schindler. „Amanda." sagte ich so so selbstbewusst wie möglich und schüttelte ihm die Hand. „Die, die geliebt werden muss also." sagte er und musterte mich von oben bis unten. „Latein studiert?" fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht." erwiderte er.
Er machte mir die Beifahrer Türe auf und ich sah die schöne beige Ausstattung des Autos. Ich hatte ein Fetisch für diese Autos, das ist nicht zu fassen. Ich setzte mich rein und zog mein Kleid bisschen runter da es nach oben rutschte. Meine Tasche legte ich auf meinen Schoß und wartete bis Michael oder Shindy wie auch immer, sich ins Auto setzte.
Mich wunderte es sowieso, warum ich ihn so nennen sollte. Ich machte mir aber nichts draus da es immer wieder Menschen gab die unterschiedlich benannt werden möchte. Ich sag ja, ich hatte allmögliches.
Er stieg ins Auto und sein Parfüm war nun besser wahrzunehmen. Egal was er drauf hatte, es roch fantastisch. Schon früher habe ich immer an die Parfüms von Männern gerochen da sie einfach gut waren.
Er startete den Motor und wir fuhren los. Er war ein rasanter Fahrer trotzdem war es angenehm. „Was ist das für eine Feier?" fragte ich ihn um die peinliche Stimmung zu lockern. „Geschäftsfeier." sagte er direkt und ich war still. Blödmann. Die ganze Fahrt über sagte er nichts mehr.
Wir kamen bei einem Restaurant an, dass relativ nah am Zentrum der Stadt war. Viele teure Autos standen vor dem Eingang und viele Autos wurden von Mitarbeitern weggefahren. Wahrscheinlich in eine Garage oder sowas. Über dem Eingang stand groß ,Reinstoff' und ich war überrascht. Wer feiert den hier bitte seine Geschäftsfeier?
Er fuhr das Auto hin, wo auch die anderen Autos standen um weggefahren zu werden. Er stieg aus und ich tat es ihm gleich. Er warf den Schlüssel zu einem der Männer, der ihn auffing und direkt ins Auto einstieg. Manchmal überlegte ich, dass das eigentlich ein ganz cooler Job war. Du fährst allmögliche Autos und siehst sie von innen und sowas. Falls berühmte Persönlichkeiten kommen, kann man sagen dass man das Auto von der oder demjenigen gefahren ist.
„Die Männer da drin können aufdringlich sein aber entspann dich einfach. Sie sind okay." sagte er mir leise ins Ohr und ich musste mich zusammenreißen. Immer wieder kommen Schuldgefühle auf und ich dachte an Enzo.
Ich nickte.Er legte seine Hand an meinen unteren Rücken und ich atmete tief durch. Egal wie viele Monate ich das schon tat, ich konnte mich nicht daran gewöhnen. Ich werde es wohl nie tun, aber das ist egal, da ich das sowieso nicht mehr so lange machen möchte und muss, hoffe ich.
Wir liefen auf einem weißen Teppich zum Eingang an dem an beiden Seiten Security's standen. Man kann es auch übertreiben.
Wir betraten das Gebäude und ich schaute mich um. Es war wunderschön hier drin. Es hingen überall Kronleuchter und alles war schön Gold gehalten. Was die Innenausstattung allein wohl gekostet hat? Der Innenarchitekt muss ewig daran gesessen haben.Ein Bild traf mir direkt ins Auge das an einer Riesen wand hing. Der Mandelbaum von Van Gogh. Die Farben passten wie angegossen hier rein. Der goldene Bilderrahmen passten zu den Leuchtern und den anderen goldenen Akzente. Der blaue Hintergrund passte wiederum zu den edlen Gardinen.
„Was brauchst du denn so lange?" fragte mich mein ‚Partner' genervt und ich seufzte. Wie könnte jemand nur so sein. Etwas Sympathie muss doch wohl jeder zeigen und wenigstens spüren können.
„Tut mir leid." sagte ich und lief das Stückchen was er schon vor gelaufen ist zu ihm. Er seufzte und wir gingen weiter zu einem großen Tisch an dem viele Männer saßen. Frauen gab es nicht so viele. Ehrlich gesagt nur eine. Sie saß neben einem Mann der Michael sehr ähnlich war. Er kam mir auch sehr bekannt vor ich wusste aber nicht mit wem ich ihn assoziieren könnte.
Vielleicht fällt es mir ein.Als die Männer Michael sahen, standen sie auf und begrüßten sie ihn indem sie entweder mit den Händen einschlugen oder ihn umarmten. Die andere Frau stand ebenfalls auf und schüttelte ihm die Hand. Sie schaute mich an und hielt mir ihre Hand ebenfalls zu. „Anna-Maria." sagte sie „Amanda." erwiderte ich und lächelte sie an. Sie lächelte zurück.
„Shindy mein lieber, wen hast du denn hier mitgebracht?" sagte ein anderer von Ihnen und schaute mich von oben bis unten an und grinste dabei. Wie ich solche Männer hasste. Manchmal hatte ich das Gefühl sie können nichts dafür und wissen einfach nicht, dass sie damit Frauen eigentlich nur belästigen und es Ihnen unangenehm ist. Sie waren einfach dumm. Damit will ich aber nicht alle pauschalisieren, er hier war aber einer davon.
„Das ist Amanda." sagte Michael und man hörte wie alle ‚hallo' oder ähnliches auf einmal sagten. Ich lächelte und wir saßen uns auf die zwei leeren Stühle.
„Und jetzt konnte die Tortur beginnen." sagte Michael leise zu mir oder sich selbst ich konnte es nicht zuordnen aber ich musste schmunzeln. Er passte hier nicht richtig rein. Vielleicht liegt das an seiner Antipathie.
Tja Schindler selber schuld.—
Was meint ihr?