Es stand immer einer auf der Bühne der entweder einzelne Leute begrüßte, auf Errungenschaften hinwies und und weitere Signings ankündigte. Eigentlich nicht ganz uninteressant wenn man sich ein wenig mit dieser Materie beschäftigte. Ich tat es nicht somit war es uninteressant für mich und schaute mir stattdessen die anderen Menschen hier an.
Sie waren nicht wirklich unterschiedlich angezogen. Ich sah immer mal wieder Kleider die es hier doppelt oder sogar dreifach gab. Wenn hier später kein Drama herrschen wird, dann weiß ich auch nicht.
„Dicker." flüsterte mein Sitznachbar der genauso gelangweilt schaut wie ich ich mich fühle. Ich schaute zu ihm rüber und schmunzelte ein wenig. Ich musste dies jedoch gleich abbrechen da Michael mich mit einem giftigen Blick musterte. „Ich muss eine rauchen." fing er an und ich nickte. Will er mich hier jetzt ernsthaft alleine lassen? Ich redete so oder so nichts mit ihm aber ganz ohne Gesellschaft drehe ich noch durch.
Wie als würde er meine Gedanken lesen können, fragte er: „Willst du mit?"
Ich zögerte doch nickte und wir beide standen auf. Ich spürte die Blicke auf uns und auf irgendeine Weise hatte ich das Gefühl, von den Frauen besonders beobachtet zu werden. War er denn so begehrt? Ich erinnerte mich an Hannas Worte und mit fiel es wieder ein. Natürlich war dieser arrogante Typ begehrt.Wir liefen den Gang entlang zu einer Terrasse. Es war kalt und ich bereute mir vorhin keine Jacke angezogen zu haben. „Keine Jacke dabei?" fragte er mich und ich wunderte mich immer wieder aufs neue ob er wirklich Gedanken lesen kann. „Nein, aber mir ist auch nicht kalt." log ich und er nickte bloß, leicht schmunzelnd.
Er packte seine Zigarettenschachtel aus und nahm eine Kippe raus. Danach hielt er mir die Schachtel hin und hob die Augenbrauen. „Nein Danke." sagte ich und schüttelte den Kopf. Ich rauche nicht und hatte nie vor es irgendwann zu tun. Daran war mein Vater nicht ganz unschuldig.
Er steckte sich die Zigarette in den Mund und hielt seine Hand davor um sie mit dem Feuerzeug anzuzünden. Ich schaute ihn genau an. Ich würde lügen wenn ich jetzt sagen würde, dass er dabei unattraktiv ausschauen würde. Er packte sein Feuerzeug wieder in die Tasche und zog kräftig an der Zigarette um anschließend den Rauch auszupusten.
„So Amanda." sagte er nach einer Weile und ich erstarrte. „Was treibt dich zu dem Job?" fragte er und ich schaute nervös zur Seite. Wollte er mich aus der Reserve locken um wieder irgendwelche Kommentare loszulassen? Ich schaute ihm in die Augen und versuchte jegliche Belustigungen in ihnen zu finden doch ich fand sie nicht.
„Mein Traum vom Studieren." sagte ich letztendlich und er schaute mich fragend an. „Kannst du Dir keine Bücher leisten oder wieso direkt solch ein Beruf?" erkundigte er sich und ich schüttelte den Kopf. „Also doch, Bücher kann ich mir natürlich leisten aber ich will nicht hier in Deutschland studieren, ich will es in England machen." erwiderte ich und schaute hoch in den Himmel. Er war klar und man könnte jeden einzelnen Stern erkennen. Es waren keine Wolken zu sehen und ich könnte schwören sogar paar Sternbilder erkennen zu können. Astronomie hatten wir damals in der Schule und es war eines der interessantesten Fächer die ich hatte.
„In England also." äußerte er und zog nochmal an der Zigarette. „Oxford?" fragte er und ich schüttelte erneut den Kopf. „Cambridge." er nickte.
„Was willst du denn studieren?" er scheint neugierig zu sein. „Kunsthistorik."„Ich interessiere mich auch sehr für Kunst." meinte er und ich schaute ihn erwartungsvoll an. „Wirklich?" fragte ich ihn interessiert.
„Ich ging damals in eine Kunstschule weil ich meine Eltern damals tagelang genervt habe damit. Meine Oma hat aber mein Talent erkannt." begann er und ich hörte aufmerksam zu.„Irgendwann bin ich doch zur Musik umgestiegen aber auch das ist für mich Kunst. Nichts ist ästhetischer als meine Mucke." fuhr er fort. „Kennst du wirklich nichts von mir?" fragte er dann und ich schüttelte den Kopf. „Leider nein." erwiderte ich und er schaute lächelnd zur Seite. „Da verpasst du was."
„Wer weiß." konterte ich aus Spaß zurück.„Komm." sagte er und wurde wieder ernst. Es war wie als würde er wieder eine Maske aufsetzen und alles was er gerade erzählt hat wieder vergessen. Ich muss sagen, dass wir ein gutes Gespräch geführt haben doch er hat sich in innerhalb von zwei Sekunden wieder in die Person vor 15 Minuten verwandelt. Er warf die Zigarette die Terrasse runter und lief los. Auch ich trottete ihm hinterher und wir setzen uns wieder an den Tisch.
Kellner kamen und bedienten uns mit teuren Champagner und Antipasti. Der Champagner war sehr prickelnd und einer der wenigen die mir schmeckten. Ich bin doch eher der Rotwein Typ.
„Wieso eigentlich Kunsthistorik?" fragte mich Michael aus dem nichts. Es fühlte sich so an als würde mir die Farbe aus dem Gesicht weichen. Ich wurde unglaublich nervös. Es ist mir zu persönlich um ihm das anzuvertrauen.
„Du musst nicht antworten." meinte er als er mein Gesicht genau studierte. Ich atmete durch und nickte dankend. Ich kann ihm das nicht sagen sonst fang ich hier noch an zu weinen.
„Herzensangelegenheit also." begann er und ich nickte bloß und schnappte mir einen weiteren Champagner. Ich hoffe er hörte bald auf darüber zu reden.
Zum Glück wurde uns essen serviert und es sah so aus als würde jeder das gleiche bekommen. Ich bin nicht wirklich wählerisch was essen angeht aber es gibt ihr sicher welche die es sind. Deshalb ist einheitliches Essen meist schwierig. Serviert wurde uns als Vorspeise eine kalte Süßkartoffelsuppe mit ein paar Croutons drauf. Verfeinert wurde die Suppe mit einer dunklen Soße.
Ich seufzte innerlich. Suppen. Um nicht unhöflich zu sein aß ich sie so gut es ging aber geschmeckt hat es mir trotzdem nicht.
Michael aß seine Suppe auch nicht wirklich und tippte stattdessen auf seinem Handy rum.
Es fing an zu klingeln und er ging ran.
„Ja?" fragte er in den Hörer und ich hörte eine schrille Frauenstimme. Wenn er eine Freundin hat, wieso nimmt er sie dann nicht mit?
„Sorry." sagte er und stand auf. Er lief wieder in Richtung Terrasse.Ich nahm die Gelegenheit und schaute auch auf mein Handy:
Hanna: Wie läufts mit Schindler?
An Hanna: jetzt ist er raus telefonieren, ich glaub mit ner Frau.
Hanna: der hat nie im Leben eine Freundin, der hat tausende.
An Hanna: ich glaub auch
„Wir gehen."