Zimmer 77

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1.Akt:
»Sag mir, was ich wissen soll...«

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Kyungsoo

Ich habe echt den Kopf voll von R&M Songs. Obwohl ich die Musikrichtung sehr mag finde ich es anstrengend bei einer fünfstündigen Zugfahrt immer die selben Lieder zu hören. Ich entsperrte daraufhin mein Handy und ging meine ganzen Lieder schnell durch und hoffte, dass ich ein passendes Lied finde, die meine jetzigen Kopfschmerzen nicht noch verschlimmerten. Ich entschied mich dann für Una Mattina von Ludovico Einaudi und lehnte mein Kopf nach hinten. Ich warf ein Blick aus dem Fenster und sah ein weites wunderschönes Sonnenblumenfeld. Es war schade, dass der Zug so schnell an diese vorbei fuhr, sodass ich nicht die Gelegenheit bekam sie genauer zu begutachten. Bei der Aussicht in Kombination mit dem ruhigen Lied merkte ich, wie meine Augen nach und nach träge wurden und mein Kopf sich langsam nach vorne neigen wollte. Bevor ich noch Nackenschmerzen bekommen würde, nahm ich mein Nackenstützkissen, legte diesen um mein Nacken, nahm eine bequemere Sitzposition ein, schloss meine Augen und konzentrierte mich auf die Musik bis ich zu träumen began.

Als ich vom Zug endlich Abschied nehmen durfte, dehnte ich mich etwas, um wieder vollständig aufzuwachen. Den jetzt hieß es: noch eine halbe Stunde mit dem Bus zum Dorm fahren, indem ich ab heute wohnen werde. Ich kann nicht leugnen, dass ich mich schon freue mein neues Zimmer zu gestalten und neue nette Leute kennenzulernen. Also nahm ich meine Füße in die Hand und lief zur Bushaltestelle. Neben mir warteten noch einige andere Leute auf den Bus. Ich weiß nicht ob ich der einzige bin, aber sobald ich fremde Menschen sehe fang ich an sie zu analysieren und frage mich wer diese Person von Typ Mensch her sein könnte? Oder was die Person für ein Beruf hat oder wie sein Ernährungsstiel ist. Oftmals verrät Ihre Kleidung mehr als sie gedacht haben. Dazu kommen noch ihre Körpersprache und in besonderen Fällen ihre Art zu Sprechen.
Also fing ich an auch diesesmal die Leute an der Bushaltestelle zu analysieren.
Die erste Person ist ein Mann im Anzug. Er hält eine Ledertasche in seiner rechten Hand, während er mit seiner Linken Hand mit seinem Handy beschäftigt ist. Er ist also Linkshänder. Er hat gepflegtes schwarze Haar und kein Ehering am Finger. Das ist ein kleines aber feines Detail, was man nicht vergessen darf. Ich sehe auch noch eine teure Uhr an seinem Handgelenk. Ich könnte mir vorstellen, dass er eher für die Arbeit lebt und vielleicht ein Bankmanager sein könnte. Das verwundert mich dann aber, weil der Bankmanager mit einem Bus fährt, statt einem Neuwaagen.
Die zweite Person ist eine etwas älterere und schlanke Frau die ungefähr 40 Jahre alt sein könnte. Sie trägt die Haare geschlossen und hat eine weiße Bluse an wodurch man etwas durchsehen kann. Darunter sehe ich teils viele Narben an ihrem Bauch die aber von ihrer Hose versteckt sind. Das sind Schwangerschaftsnarben. Sie ist also eine Mutter. Hat sie ein Ehering? Ja den sehe ich. Also sie war relativ einfach.
Die dritte Person ist ein junger Mann, der im gleichen Alter wie ich sein könnte. Er hat einen Mundschutz auf, was nicht besonders ist in Korea. Er hört Musik und ist mit seinem Handy beschäftigt. Dazu hat er relativ schönes braunes Haar die ihm vorne leicht über die Augen gehen. Er trägt einen Rucksack und normale Alltagsklamotten, wie eine kurze Hose und ein langärmliges gestreiftes Oberteil. Oh mir fällt auf, dass eine Ärmel ganz dreieckig sind. Ob er gerade von der Arbeit kommt? Er sieht auch besonders müde aus. Pass auf dich auf mein Freund. Nicht dass du dich überanstrengst.
Bevor ich die nächste Person analysieren könnte, kam auch schon der Bus. Ich stieg in diesen ein und musste nach 12 Station aussteigen. Ich bin so fertig von der Reise hierher und möchte einfach nur noch in meinem neuen Bett schlafen. Nachdem ich ausgeziegen bin hielt ich erst meine beiden Koffer still und sah mir das Dorm aus der Ferne genauer an. Ich sah nur ein Teil davon aber selbst das sah sehr vielversprechend aus. So Model und freundlich. Ich lief einige Minuten und hielt wieder an, als ich vor dem großen Tor stand. Ich war echt geschockt wie riesig es eigentlich war.
»Hey du!« hörte ich eine Stimme von der Seite. Es war ein Security, der am Tor Wache hielt.
»Entschuldigung. Ich bin neu hier.« meinte ich und er schaute mich skeptisch an.
»Dein Ausweis und die Genehmigung bitte« befahl er mir.
»Selbstverständlich« kam ich ihn entgegen und nahm mein Ausweis und die Genehmigung für den Zutritt ins Dorm raus und legte es ihm vor. Er schaute genau nach und sah mir dann ins Gesicht um das Foto auf dem Ausweis mit dem Original zu vergleichen. Ich nahm zur Sicherheit meine Brille ab um es ihm zu erleichtern.
»Do Kyung-soo also... Du kannst rein gehen« teilte er mir mit und das Tor öffnete sich langsam für mich. Ich verbeugt mich zum Schluss als Dank, nahm meine Koffer und trat ein. Es gab sechs  gleichgroße Dorms die vier Stockwerke hatten. Diese wurden nummeriert und ich war dem Dorm Nummer 3 zugeordnet. Auf dem Zettel stand eine Wegbeschreibung zum genannten Dorm. Das war auch notwendig, denn die Fläche war riesig und hatte zwischen den Dorm viel Natur und Sitzmöglchkeiten im Angebot, wo ich auch schon viele Schüler sah die alleine oder in Gruppen redeten, aßen, lernten oder sonstiges taten. Einige von ihnen sahen mich neugierig an, als ich an ihnen vorbei kam. Das ist zwar unangenehm aber man sieht nicht jeden Tag einen Neuen, der mit zwei Koffer durch den Campus läuft. Deshalb lief ich etwas schneller, um den Blicken einen Ende zu setzten und kam auch schnell an das 3.Dorm an.

𝚃𝚠𝚘 𝙷𝚎𝚊𝚛𝚝𝚜... ❥  '𝙺𝚊𝚒𝚜𝚘𝚘/𝙲𝚑𝚊𝚗𝚜𝚘𝚘'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt