9. Kapitel (nsfw)

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"Nancy kommt heute um Acht", erklärte John, als ich von der Arbeit nachhause kam. Schelmisch grinsend stellte er sich vor mich.

"Oh, wieso denn so spät?"

"Sie hat erst um sieben Feierabend und muss noch nachhause."

Um seine Laune nicht zu verderben, schenkte ich ihn ein müdes Lächeln. Zum Glück war heute Freitag, sonst würde ich das Wiedersehen-Treffen mit ihr gar nicht aushalten.

Mir blühte ein emsiger Abend voller Gespräche, die ich nicht verstand. Nancy trug ein weißes Hemd mit Kragen und einen engen schwarzen Rock. Sie hatte sich nicht allzu schön gemacht. War auch gut so.

"Achja, wie konnte ich Gordon bloß vergessen!", lachte John und schlug sich auf die Stirn. Währenddessen hob er sein Weinglas und führte es zum Mund. Ich saß neben ihm, Nancy gegenüber von uns. Sie machte Schulwitze und fragte meinen Freund über sein Leben aus, doch kein einziges Mal erwähnte sie dabei mich. Wahrscheinlich hatte sie keinen Schimmer davon, dass ich mit ihm zusammen war. "Was ist mit ihm eigentlich passiert?", hakte John nach.
 "Nichts. Er arbeitet jetzt bei der Firma seines Vaters."

Ich sagte nichts.

"Äh, Paul ... So heißt du doch, oder?", sagte Nancy und wurde schamrot. Schamvolle Anspielung auf schamrot. Scham.

"Ja."

"Die Frage klingt dumm, aber wieso hängst du immer bei John rum?"

Nancy war nicht die Hellste.

"Er ist mein Freund. Mein fester Freund."

Einen Moment lang konnte ich etwas in Ihren Augen sehen. Es war wie ein Blitz, eine schnelle Erkenntnis. Sie leuchtete hell auf und verwandelte sich danach in zaghaftes Lachen.

John wechselte den Blick zwischen mir und seiner alten Schulfreundin. Skeptisch zwickte er die Augenbrauen zusammen und fragte, ob sie das nicht von vornerein her gewusst hätte. Mein Held.

"Ach, ich dachte bloß, ihr seid befreundet!", prustete sie.

"Nö."

"Tut mir Leid.", machte John, erhob sich und goss ihr Wein ein. Statt erleichtert zu sein, wurde ich besorgt. Mir tat sie irgendwie Leid, schließlich wusste sie ja nicht, dass ich John liebte. Ob das jetzt zu viel für sie war, wurde mir ein Rätsel.

Nein. War es nicht.

Nancy aß ihren Spargel und wurde still. Manchmal schaute sie zu mir, manchmal schaute ich zu ihr. John bemerkte unser kleines Duell nicht. Im Moment hatte er nur den Kopf geneigt und machte sich Gedanken. Er war Treffen nicht gewohnt. Armes Kerlchen!

"Also, du bist also Vegetarier?", fing ich an und lächelte kurz.

"Seit vier Jahren ungefähr, ja."

"Und, wie ist es so? Geht's dir auch so beschissen wie den ganzen anderen Ökos?"

Als ob ich einen Witz gerissen hatte, lachte sie laut auf und wich vom Tisch zurück. John sah mich entsetzt an und spannte die Arme.  "Paul! Sei nicht unverschämt", mahnte er mich.

Nancy lachte immer noch und lief rot an. Langsam hatte ich ein wenig Bedenken. Könnte ja sein, dass sie eine Allergie hatte, und deswegen aussah wie ein Warnschild.

Nach einer Weile kicherte sie noch immer.

"Das war nicht einmal witzig", meinte ich. Etwas beunruhigt schüttete sich John noch einmal Wein ins Glas. Das war mindestens sein dritter Gang.
 "Doch, eigentlich schon. Was war der Beweggrund?", fragte sie mich.

McLennon Fic 'No Way back' (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt