12. Kapitel

268 13 5
                                    

Ich musste mir überlegen, wie ich meine Beziehung geheim halten konnte.

Kein Rummachen. Keine festen oder zu langen Umarmungen. Kein minutenlanges Anstarren.

John war an jenem Abend, an dem ich vorhatte, dies mit ihm zu besprechen, ausgegangen. Er sagte, er wollte noch ein wenig mit Brian reden. Vielleicht brauchte er den Nervenkitzel.

Die ganze Nacht lang lag ich wach da. Meine Gedanken kreisten nur um die Beatles. Was war das eigentlich für ein eigenartiger Name, der John eingefallen war? Es klang so, als seien wir Müll. Loser. Es war es nicht wert, unsere Musik anzuhören.

Apropos, was für Musik würden wir dann spielen? Blues? Rock? Jazz?

Mich machte die ganze Sache verrückt. Vor allem John. Mein Weltverbesserer.

Am nächsten Tag stand er eine halbe Stunde nach mir auf. Ich machte ihm Kaffee und stellte ihn vor seine Nase, damit ihm der intensive Geruch in die Nase stieg. Mein Freund schniefte und erzählte mir ein wenig vom Abend gestern, da er erst spät abends gekommen war.

"Wieso bist du denn erst nachts heimgekommen?", fragte ich ihn und zog mich vor ihm um. Das machte ich gern. Er sah mich dann oft so genau an, dass ich mir dann Mühe gab, ästhetisch zu wirken.

Ästhetik.

"Der Abend hat länger gedauert, als ich dachte."

"Hat er viel geredet?"

"Ja. Die ganze Zeit!", sagte er mit einem Seufzen.

Mir tat John irgendwie leid, obwohl er mich allein gelassen hatte. Er konnte für Brian ja nichts. Der quatschte einem die Ohren voll.

"Und jetzt?", lächelte ich trüb.

"Was jetzt?", wiederholte er meine Frage dümmlich.

"Na, was du mir noch erzählen willst!"

"Du bist wunderschön, auch wenn du kurz vorm Platzen bist."

"Ich bin nicht kurz vorm Platzen!"

Sofort fing er an zu lachen, warf sich nach hinten, kniff die Augen zu. Ohne irgendeine Regung striff ich mir die Socken von den Füßen, da sie falschrum waren.

 John provozierte mich gerne, dass hatte ich schon bei unserem Kennenlernen gemerkt.

Doch John machte mir das Leben leichter,  auch wenn er mich dauernd auf die Probe stellte. Das Gefühl,  gebraucht zu werden. Ich liebte es.
"Kommst du heute Abend zu Richard?", fragte er mich und schüttelte den Kopf, weil ihm eine Strähne ins Auge fiel.

"Nein. Ich muss arbeiten."

"Nehm dir frei.", meinte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Wieso sollte ich?"

"Dann können wir ein wenig über die Band reden. Ja, die Beatles."

Einen Moment lang starrte ich ihn an. Mir tat Richard auf einmal leid, weil ich nicht kommen könnte. Armer Richard. Immer gepeinigt von den Anderen und dauernd abseits. "Die Beatles interessieren mich nicht", warf ich ein.

"Paul?"

"Ich muss gehen. Arbeit."

"Warte doch! Kommst du jetzt oder nicht?"

Schier machte ich die Tür zu, ließ einen ratlosen, verwirrten John in der Wohnung stehen. Er konnte nicht immer glauben, dass ich ihm nie widerstehen könne. Da hatte er sich geschnitten. Ganz tief.

Der Arbeitstag verlief öde. Alles was ich tat, war in die Luft starren und Formulare ausfüllen, vielleicht einem jüngeren Kollegen helfen. Es war grauenvoll. Um mich herum versammelten sich Staubflusen und Akten, die einem Vorgänger gehörten.

McLennon Fic 'No Way back' (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt