You don't own me

Kapitel 5

♠Lorenzo♠

Als ich im Aufzug stehe, versuche ich meine Gedanken zu ordnen.
Was genau ist gerade alles passiert?
Ist das wirklich alles passiert?
Was für eine Frage, denn mein Körper fühlt sich so an, dass ich mir den Sex mit Bryan, auf seinem Mahagonischreibtisch, nicht eingebildet habe.
Es ging alles so schnell und bei der Art wie er mich verführt hatte, konnte ich einfach nicht widerstehen.

Gut fünf Jahre ist es jetzt insgesamt her, als wir uns das letzte Mal gesehen haben.
Niemals hätte ich gedacht, dass ein erneutes Aufeinandertreffen so ablaufen könnte. Doch ich muss mir selbst eingestehen, dass es einfach atemberaubend war.

Doch warum war er danach so kalt und distanziert?
War der Kuss, welchen ich ihm auf die Hand gehaucht habe zu viel gewesen?
Habe ich etwas verkehrt gemacht?

Wie gern würde ich Bryan das fragen, doch das würde ziemlich dämlich rüber kommen.

Ich trete aus dem Fahrstuhl und verlasse das Gebäude.
Draußen angekommen, drehe ich mich um, schaue nochmal das Gebäude hinauf und kann es kaum glauben, dass Bryan meine Stimme vermarkten will.
Ich grinse zufrieden und mache mich zu Fuß auf den Weg.
Ich habe kein konkretes Ziel, ich möchte einfach nur nicht nach Hause und meine Schicht im Boys meets Kings beginnt erst in ein paar Stunden.

Plötzlich bleibe ich stehen, fühle mich, wie vom Donner gerührt als mir einfällt wohin ich das Gesicht, des jungen Mannes, stecken muss, welcher am Ende des Termins zwischen mir und Bryan, ins Büro gerannt kam.
Das war Eric, einer der Jungs der angesagtesten Band Spike.
Ich hatte mich, vor meinem Termin bei BMK-Records ja noch ein wenig schlau gelesen und stieß darauf, dass die Jungs bei dem Label unter Vertrag genommen wurden.

Warum war Eric da und warum hatte ich das Gefühl, dass dieser Eric Bryan küssen wollte?
Bei dem Gedanken daran, macht sich genau das gleiche Gefühl in mir breit, wie vorhin auch schon im Büro.
Eifersucht, auch wenn es nur ein Hauch ist, so ist sie doch trotzdem da.

Ich weiß, dass ich so was nicht empfinden sollte, denn Bryan und mich verbindet nur die Vergangenheit, naja und der Quickie auf seinem teuren Schreibtisch.
Ich weiß tief in mir drin, dass ich mich gerade selbst anlüge, denn als Bryan Maximus Kingston mich berührte, mich küsste und mich schlussendlich nahm, flammten in mir Gefühle auf, von denen ich dachte, ich hätte sie längst vergessen.

Ich laufe weiter durch die Stadt, gehe unter in der grauen Masse der Menschen die sich mit mir auf dem Bürgersteig befinden.
Meine Gedanken drehen sich weiter und weiter und ich komme immer wieder zu einem Punkt zurück.
Was ist wenn Bryan mich irgendwann fragt, wo und als was ich arbeite?

Ich kann und werde ihm das niemals sagen, denn ich möchte nicht das Bryan, sofern er welchen hat, seinen Respekt vor mir verliert. Ich will nicht , dass er weiß wie tief ich gefallen bin, ich der ehemalige Captain des Lacrosseteams an der Cherry Creek Highschool.
Ich bleibe vor einem Geschäft stehen und blicke in das Schaufenster.
Es ist ein Plattenladen und im Schaufenster steht ein überdimensionaler Pappaufsteller von Spike. Daneben hängt ein Poster auf dem verkündet wird, dass deren neues Album bald erscheint.

Walking on the moon, soll es heißen und in zehn Tagen wird es veröffentlicht.
Im Schaufenster selbst, liegen noch verschiedene Merchandising-Artikel, der Boygroup aus und ich beginne vor mich hin zu träumen.
Wenn ich durch Bryans Vermarktung berühmt werde, vielleicht stehe ich dann, als Solokünstler, auf der selben Ebene wie Spike und mein neues Album wird dann auch so angepriesen.
Vielleicht bin ich dann so berühmt, dass ich ohne Bodyguard gar nicht mehr aus dem Haus kann.

Fans würden sich um mich scharen. Wollen dann Autogramme und Selfies mit mir machen. Die Fernsehsender reißen sich darum, mich in ihren Shows zu haben, ich würde geliebt werden und ich würde Geld verdienen.
Ich schüttel kurz meinen Kopf, bevor ich mich von dem Schaufenster löse und mich wieder in Bewegung setze.

Wie lange es wohl dauert, bis Cordelia sich meldet?
Wie lange es wohl dauert, bis Bryan das perfekte Genre für mich und meine Stimme gefunden hat?
Wie lange es wohl dauert, bis er dann einen Song für mich geschrieben hat?
Wie lange es wohl dauert ,bis dieser dann veröffentlicht wird?
Wie lange es wohl dauert, bis ich mit der Musik dann Geld verdiene?
Wie lange es wohl dauert, bis ich endlich im Boys meet Kings aufhören kann?

Ich schaue auf die Uhr meines Handys und beschließe, nun doch, nach Hause zu gehen, denn ich sollte schließlich noch duschen und vielleicht lege ich mich auch noch ein wenig hin, damit ich heute Abend fit bin.

Kurz vor meiner Haustür, klingelt mein Handy.
Ich nehme ab. "Hallo?"
"Hey Lorenzo, Cordelia hier. Ich rufe im Auftrag von Bryan an um mit dir die nächsten Termine zu besprechen", flötet sie mir ins Ohr und ich antworte: "Okay, wann geht es los?"
"Dienstags und Donnerstags, um 10 Uhr", sagt sie und ich bestätige ihr die Termine.
Als wir wieder aufgelegt haben, grinse ich wie ein Honigkuchenpferd. Ich hab wirklich schon nächste Woche einen Termin bei Bryan.

Am Abend, stehe ich in einer Pilotenuniform hinter der Bühne und höre wie Brad, eine Art Moderator, mich ankündigt: "Jetzt wird es heiß und wir heben gemeinsam ab mit unserem Überflieger Nero."

Ich muss immer noch schmunzeln, wenn ich meinen Künstlernamen höre.
Nero, habe ich hergeleitet, da er sich rückwärts in meinem Namen befindet und ich fand es passend, da sowohl Nero als auch Lorenzo Namen aus dem römischen sind.

Die Pilotenmütze tief in mein Gesicht gezogen betrete ich die Hauptbühne und die Musik setzt ein.
Ich beginne mich zu bewegen und schiebe mir die Mütze etwas nach oben, so das mir das Publikum ins Gesicht blicken kann.
Langsam fällt ein Kleidungsstück nach dem nächsten, was mir Geldscheine in den Bund meiner Briefs zaubern, denn vielmehr habe ich nicht mehr an.
Nur in Briefs, Schuhen und Pilotenmütze, beende ich meinen Auftritt, bedanke mich und verlasse dann die Bühne.
Backstage, ziehe ich mir die Geldscheine aus dem Bund meiner Unterhose und gehe dabei zu meinem Schminktisch.

Dort angekommen, öffne ich die Schublade, unter der Tischplatte, lege das Geld hinein und schließe sie dann wieder ab, denn mein Abend ist noch lange nicht zu Ende.
Ich ziehe mir eine andere Unterhose an und hülle meinen Körper in einen Bademantel, bevor ich mich vor meinen Spiegel setze und meinen Kajal nachziehe.

Den Rest des Abends werde ich jetzt auf einer der vielen Nebenbühnen tanzen, wenn überhaupt, dann nur noch wenig Trinkgeld einnehmen und darauf hoffen, dass ein Gast mich für eine Privatshow bucht. Wenn ich ganz viel Glück habe, dann kommt zu der Privatshow noch das gewisse Extra dazu und ich verdiene dann doch noch etwas mehr Trinkgeld.

Ich will mich gerade auf den Weg nach vorne machen, da spricht mich mein Chef an: "Lorenzo, ich brauch dich."
Ich drehe mich zu meinem Chef und blicke ihn an, bevor ich sage: "Für was genau?"
"Ich habe eine Anfrage von zwei Gästen," beginnt er und ich warte ab, denn irgendwas scheint nicht zu stimmen. Nervös blickt mein Chef hin und her, bevor er fortfährt: "Die beiden Gäste wollen einen blonden Stripper buchen."
"Ja und? ich meine, wo genau ist dein Problem, du hast doch noch Pete, Holden oder Danny?", entgegne ich ihm und warte ab, bis ich erneut die Stimme meines Chefs vernehme: "Das Problem ist, dass die beiden gern einen blonden Kerl hätten, der nicht so groß und nicht so muskulös ist wie die drei."

Okay, das ist ein Argument, denn mit meinen 1,73 Meter und meinen leicht definierten Muskeln bin ich das komplette Gegenteil zu den drei Typen, die ich gerade aufgezählt habe.
"Okay, also soll ich für sie tanzen. In welchem Raum sind sie?", frage ich und blicke meinen Chef an.
"Am Montag", antwortet er mir und ich nicke kurz, als Bestätigung, denn mir macht es nichts aus, extra für die Privatshow hierher zu kommen.
"Lorenzo, da sind noch zwei Probleme", sagt er weiter und ich frage: "Welche denn noch?"

"Die beiden wollen einen Dreier und sie fragen ob es möglich ist, das du dich aus einem Tierkostüm pellst. Sie überlassen dir die Wahl welches Tier du darstellen willst. Also kann ich auf dich zählen?", fragt mein Chef, blickt mich an und ich nicke.
Mir ist es ganz egal, dass ich an meinem freien Tag hier her kommen muss, denn wenn ich Glück habe, springt bei der Privatshow eine nette Summe Kohle in meine Hand.

"Ja. Wann und habt ihr Tierkostüme da?", antworte ich und blicke meinen Chef an.
Er scheint kurz zu überlegen, bevor er sagt: "Ja haben wir, ich zeig sie dir nachher. Danke Lorenzo, dass du das übernimmst. Die Show beginnt um zweiundzwanzig Uhr."
"Kein Thema", sage ich, winke gleichzeitig ab, ziehe mir den Bademantel wieder aus und begebe mich dann wieder nach vorne in den Club. Gehe zu der, für mich vorgesehenen Bühne und kletter hinauf.
Dort angekommen, beginne ich zu tanzen, gebe mich der Musik hin und denke dabei unbeabsichtigt an Bryan.