Kapitel acht: Hyung approved?

917 172 52
                                    

Vertraue niemals einem Hoseok. Schon gar nicht, wenn er dich gut kannte und sowieso machte, was er wollte. Ich bat ihn zwar, nichts zu unternehmen, aber siehe da, zu meiner Überraschung (oder eigentlich auch nicht, ich wusste nicht, warum ich tatsächlich überrascht war), hatte Hoseok sich wohl doch an Tae ran geschlichen.

Es begann damit, dass ich in Ruhe Mittag essen wollte und ihn an unserem üblichen Platz nicht er spähen konnte. Als ein Pfiff durch die Kantine ging, wusste ich, dass es Hoseok gewesen sein musste, er wäre der einzige, der so wenig Scheiß drauf gab, wenn die Leute schauten. Ich drehte den Kopf und konnte ihn an einem Tisch ausmachen, zusammen mit meinem eternal Crush Tae. Ich biss mir auf die Lippe und versuchte mich zu sammeln, bevor ich mich auf den Weg zu den Beiden machte, innerlich betend, dass ich jetzt nicht hinfiel, oder angerempelt wurde, oder von Aliens hochgebeamt wurde, oder noch schlimmer, dass sie anfingen mich hochzubeamen und mich dann wieder runter klatschen ließen. So viele Möglichkeiten, dass was schief gehen konnte...

Ich setzte mich neben Hoseok und versuchte nicht rot zu werden, mich nicht zu bekleckern, nicht komisches zu sagen und nicht aus Versehen ein Geräusch zu machen, das klang als hätte ich gepupst oder so. "Ihr beide hier zusammen?", fragte ich und ließ zu, dass Hosoek Hyung mir die Haare richtete. Er konnte eh nicht anders und ich mochte es, wenn er mich betüdelte. Jeder mochte das und wer so tat, als würde er es nicht tun, war ein undankbares Arschloch. "Wir haben uns ganz zufällig getroffen", antwortete er mir und ich gab ihm nur einen Am-Arsch-Hyung-Blick, den er geflissentlich ignorierte.

Kurz wanderte mein Blick zu Taehyung der heute wieder hinreißend aussah. Ernsthaft, wenn die alten römischen Bildhauer einen Asiaten in Stein gehauen hätte, statt einem Europäer, dann sähe die Staur bestimmt aus wie Taehyung. Er schien mit jedem Tag schöner zu werden und er musste nicht mal was für machen. Seine Lippen waren rosig, seine Haut sah aus, wie gemalt und war von einem leichten Bronzeton, die Strähnen seines Ponys wurden allmählich zu lange und lagen ihm leicht in den Augen und ich musste mich zusammen reißen, nicht bei ihm rumzufummeln, wie Hoseok bei mir rumfummelte.

Ich würde ja stellvertretend bei Hoseok zurückfummeln, aber der sah perfekt und wunderschön aus, wie immer. Auch Hosoek musste dazu nicht viel tun. Seine Haare legen einfach immer. Mir kam in den Sinn, dass, wenn ich der einzige Angefummelte war, dass das vielleicht bedeutete, dass ich auch der einzige war, der ein Vogelnest auf dem Kopf hatte. Great.

Allein um das zu überspielen wandte ich mich Taehyung zu. "Hat er dich belästigt? Glaub ihm nichts, was er sagt", begann ich und lehnte mich etwas zu ihm rüber. "Er spinnt", setzte ich lautlos hinzu und tippte mir gegen die Stirn. Hobi schlug mich fröhlich in die Niere und ich gab ein "Aaaaaaaautch" von mir, auch wenn es gar nicht wirklich weh tat. Ich lehnte mich an die Schulter meines Hyungs und sah ihn vorwurfsvoll an. "Hyung, ich habe dir gesagt, du sollst ihn in Ruhe lassen", beschwerte ich mich halbherzig und er steckte sich etwas Gemüse in den Schlund.

"Meine Mutter sagte auch, dass die mich enterbt, wenn ich jemals einen Mann in meine Idividualdistanz lasse und jetzt schau dich an, schon wieder hängst du an mir." Ihjaaaa, aber das wart nicht, was sie gemeint hatte. Nicht, dass ihn das aufhalten würde. Ich kannte Hoseok und er war nun wirklich kein Kind von Traurigkeit. Zwar auch nicht übermäßig unterwegs, aber eben nicht so ein Radieschen wie ich.

Ich blieb an ihm lehnen, nahm sein Essen an, was er mit sowieso sonst in den Rachen stopfen wurde und irgendwann fiel mein Blick auf seine Nägel und ich nahm mir seine Hand, um diese näher zu untersuchen. Seine Nagelbetten waren zu weit draußen, da musste mal wieder was gemacht werden. Das ließ ich ihn auch gleich wissen, aber er lehnte eine Maniküre von mir ab, denn ich sei wie ein Fleischer. Das war so überhaupt nicht richtig. Er hatte nur schwierige Nägel! Jawoll. Ich lächelte schadenfroh.

Taehyung beobachtete uns, doch ich vergaß ihn dann doch mal für einen Moment. Nicht aus Böswillen, sondern weil ich ein Mann war. Ich konnte kein Multitasking. Doch er zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich, als er fragte: "Seid ihr irgendwie zusammen, oder so?" Ich blinzelte. "Auf keinen Fall", meinte Hosoek und schnaubte belustigt. Ich setzte ein Schmollen auf. "Ich dachte du liebst mich, Hyung?" Hosoek wedelte mich extrem gay weg und ich lachte. Mein Blick wanderte wieder zu Tae, der uns neutral zu beobachten schien. Was er wohl dachte? Warum fragte er das überhaupt?

Mein Herz schlug etwas schneller. Hatte er vielleicht Interesse? An mir? Oder an Hoseok? Was dachte ich hier eigentlich, er fragte sicher nur, weil Hoseok und ich aneinander clingten, wie zwei gegenpolige Magneten. Wir waren schon nicht wenig gay. Ich versuchte in Taehyungs Mine zu lesen, doch ich wusste wirklich nicht, was ich herauslesen sollte. Er hatte ein Pokerface, ein freundliches Pokerface, aber ein Pokerface. Ich versuchte nicht zu viel reinzuinterpretieren, das wäre auch echt nicht gut für meinen inneren Fanboy, der inzwischen ein Zombie war, so oft wie er starb und wieder auferstand.

"Schooooon, aber schau", begann Hoseok dann zu erklären, "Du frisst mir so schon alles weg. Was würde das werden, wenn ich Gefühle für dich hätte?" Ich lachte nur. "Ja stimmt", gab ich zu, "meine Liebe ist trotzdem alles deine, Hyung", setzte ich niedlich hinzu und schenkte ihm einen Augenaufschlag. Zum Glück war das wieder möglich, denn das mit den Gefühlen stand auf einem anderen Blatte, was inzwischen ad acta gelegt war. "Brauchst du etwa Geld?", stellte er meine Aussage in Frage. Wenn er schon so fragte. "Jup", meinte ich nur und Tae lachte auf. Ein schönes Geräusch. Ich könnte mich dran gewöhnen. Schüchtern warf ich ihm einen Blick zu und senke ihn dann wieder mit einem verhaltenen Lächeln.

Wir aßen weiter und unterhielten uns und ich beobachtete Hoseok und Taehyung, denn irgendwie wollte ich gern, dass sie sich gut verstanden. Wenn es nicht um ihn selbst ging, hatte Hyung einen guten Riecher für Menschen. Wenn er Taehyung nett fand, dann war das sehr viel wert für mich.

Ich fragte mich, was er ihn wohl gefragt hatte, als sie allein waren, aber ich musste noch abwarten, bis ich meinen Bestie wieder für mich hatte. Gegen Ende der Pause verließ Taehyung uns auch mit einem fröhlichen Kastenlächeln (I am a sucker for that, it's art, I would pay money for a picture of it, sign me fucking in!) und einem Winken und ich sah ihm nach. Dann wandte ich mich Hosoek zu.

"Und Hyung?", fragte ich und er erwiderte meinen Blick neutral. "Was und?", hakte er nach und nippte an seinem Kakao. Ich blinzelte. "Das weißt du genau, Jung Hosoek." Er sah noch mal in die Richtung in der Tae verschwunden war und zufällig traf sein Blick den eines der Typen, die am dem Tisch saßen, wo er hingegangen war. Der junge Mann bemerkte auch, dass sie zufällig Augenkontakt machen und sah Hosoek unverwandt an. Das musste Hyung wohl getriggert haben, denn er zog nur eine Augenbraue hoch, grinste halb und ließ seine Zunge nur einen Augenblick, aber lange genug, hervorschnellen, um dafür zu sorgen, dass der andere fast panisch wegsah. Er lachte dunkel. "Heteros sind so witzig", sagte er nur und ich lachte ebenfalls. "Du liebst es Panik zu sähen", sagte ich nur und stutzte mich auf meinen Ellenbogen.

"Also", hakte ich nach, "Was hältst du von Taehyung?" Hoseok musterte mich und zuckte dann mit den Schultern. "Ich weiß es noch nicht", urteilte er leise, "entweder ist er wirklich so nett, oder er ist der beste Lügner der Welt."


Picture Me. || Jungkook Version ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt