Kapitel siebzehn: Ew, süß.

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Ich holte Hoseok ein, als er schon dabei war, sein Schloss neu einzustellen. Er sah nicht mal auf, als er meine Schritte hörte, so vertraut waren sie ihm. 

"Hast du ihm den Code gegeben?", fragte er und ich konnte hören, wie angepisst er war. "Natürlich nicht", sagte ich leise und setzte mich zu ihm. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und betrachtete seine Finger, wie sie sich an dem Schloss zu schaffen machten, während ich mich mit den Rücken an das kühle Metall der Spinde lehnte.
"Keine Ahnung woher, aber den wusste er selbst", fuhr ich fort, "Ich hab ihn nur gesagt, du magst Erdbeeren und Schokolade und Erdbeerschokolade."

Hoseok gab ein unzufriedenes Geräusch von sich.
"Wieso hilfst du ihm?", fragte er und ich lachte leise. "Weil du ihn haben willst, du weißt es nur noch nicht." Hoseok schnaubte abfällig. "Er ist mir nicht geheuer", murmelte mein bester Freund und fuhr sich durch die Haare, ehe er einen Arm um mich legte. "Was will der Jung von mir?" Ich grinste belustigt, dann gab ich ihm einen Wircklich?!-Blick. "Ist es so schwer zu verstehen, dass er sich einfach in dich verliebt hat?", fragte ich und Hoseok verdrehte die Augen. "Er kennt mich überhaupt nicht", murrte er und ich zuckte mit den Schultern. "Dann lass zu, dass er dich kennenlernt. Lern ihn kennen. Vielleicht verliert er ganz schnell das Interesse, weil er feststellt, was für eine Diva du bist."

Ich setzte mich wieder gerade hin und legte meine Hand auf seine Schulter. "Vielleicht verfällt er dir aber auch noch viel mehr." "Wieso sollte er?", fragte Hoseok erschöpft gegen und ich verzog den Mund. "Hoseok", sagte ich scharf. "Krone auf und weiter geht's. Es kann nicht sein, dass du dich so hängen lässt." Er verdrehte die Augen. "Kookie, jetzt ist Schluss", sagte er, aber ich war noch nicht fertig, also redete ich einfach weiter. "Yah. Ist es. Mit dem Scheiß hier, Hyung. Kookie mich nicht, es ist wichtig. Also sperr deine sonst so tauben Ohren auf." Er schnappte empört nach Luft. "Weißt du Hoseok, ich sehr mir das schon lange genug mit an, es ist Schluss mit dieser Art und Weise, mit der du versuchst, alle von dir fernzuhalten, die du vielleicht sogar mehr als mögen könntest."

Er sagte gar nichts mehr. Das war nicht wirklich schlecht, ich wüsste er würde nicht auf Durchzug stellen, wenn ich klarmachte, dass es wichtig war. Ich fühlte mich schlecht, denn ich hatte noch immer das Gefühl, dass es meine Schuld war. Vielleicht sollten wir doch mal darüber reden was zwischen uns so nicht passiert war. Ich kratzte all meinen Mut zusammen und holte tief Luft, doch er legte mir einen Finger auf den Mund. "Ich weiß genau, was du denkst", murmelte er und legte dann seine Hand auf meinem Knie ab, weil ich meine Beine angezogen hatte.

Er nahm sich einen Moment, um darüber nachzudenken. "Du denkst, dass ich mir diese Doms suche, weil ich kein anderes Baby als dich haben will." Ich sagte nichts, dann nickte ich, denn genau das war der Gedanke, der sich mir aufzwang. Er schüttelte den Kopf. "Du warst es nicht, der mich so verletzt hat. Kookie, wir sind okay. Das ist schon lange vorbei. Ich bin froh, dass du Tae hast, wirklich. Es liegt nicht an dir." Ich war erleichtert über seine Worte, doch um wirklich aufatmen zu können, brauchte ich mehr als das und deswegen suchte ich nach einem Zeichen der Bestätigung in seinen Augen. Zu meinem Glück bekam ich es, denn er sah mich einfach nur warm an und lächelte, was auch seine Augen erreichte.

"Es ist nicht, das was du denkst, Kookie", versicherte er noch mal. "Was ist es dann?", hakte ich nach und er zog ebenfalls die Beine an. "Ich denke, dass niemand außer dir wirklich mit mir klarkommen würde. Ich suche mir nicht per se 'Doms' ich suche mir Leute, bei denen es nicht weh tut, wenn sie mich verlassen, weil ich weird bin, oder wenn sie merken, dass ich zickig werden kann. Diese temporären Partner sind welche, die sowieso davon ausgehen, dass ich eine schwierige Diva bin. Sie wollen von Anfang an meinen Körper und wenn es ihnen oder mir zu langweilig wird, dann war's das. Das ist eine Sache, die ich liefern kann. Niemand wird enttäuscht."

Ich kam nicht dagegen an, dass mich das traurig machte, doch ich ließ ihn erst mal reden. Er schien auch noch nicht fertig zu sein. "Aber Jimin. Keine Ahnung, was er in mir sieht. Er wird so enttäuscht sein, wenn er mich wirklich kennenlernt. Er denkt, ich bin... ", er suchte nach einem Wort. "Cool?", half ich ihm auf die Sprünge. "Ja, so was in der Art?" Ich schnaubte. "Aber Hyung, du bist cool." Er sah mich an und war done mit mir. "Wenn du das sagst, ist das was anderes, denn du weißt genau, was du tun musst und wie ich ticke und wann ich was ernst meine und wann nicht."

Ich lachte nur auf.

"Erstens, du bist ein toller Mensch, ob du willst oder nicht", begann ich und strich ihm durch die Haare, "Zweitens bist du schön, klug und hast eine so interessante und tiefe Weltansicht, dass man nur beeindruckt sein kann. Ich verrate dir was. Es gibt noch eine Person, die das durchschaut hat und das ist Jimin. Der Junge ist nicht dumm. Außerdem scheint er dich schon eine Weile im Auge zu haben, er sagte mir nur, dass er eben nicht widerstehen konnte, als du in der Umkleide ein wenig frei gedreht bist. Er ist hart verknallt in dich, Hyung..."

"Er würde nur enttäuscht sein", brach es aus ihm heraus, "ich will niemanden enttäuschen. Ich will nicht, dass er verletzt wird, weil ich eigentlich ein introvertierter Asi bin. Ich will nicht, dass ich vielleicht sogar mein Herz an ihn hänge und dann ganz kaputt bin, weil er mich verlässt, so wie alle anderen. Ich vertraue ihm doch gar nicht, ich kenne ihn nicht. Wer weiß, was er wirklich vorhat. Vielleicht ist er auch ein Perverser? Woher weiß der Stalker meinen Spintcode?! Warum gibt er sich so viel Mühe und...", er brach ab. Dann verdrehte er nur wieder die Augen über sich selbst.

"Hyung, ich weiß, dass du Angst hast, aber so ist das Leben. Du lässt Chancen verstreichen, die vielleicht was ganz Großes werden könne. Du darfst dich nicht selbst limitieren, denn dafür bist du zu gut. Schau, du hast in Wahrheit so viele tolle Seiten. So viele Leute mögen dich und respektieren dich. Gib diesem Jimin eine Chance, dir zu beweisen, dass er nicht so Scheiße ist, wie du denkst und vielleicht wirst du belohnt. Es wird sowieso mal Zeit für Belohnung, du hast so viel gutes Karma." Er lachte nur auf und drückte meinen Kopf weg. "Ich hab dich einen Moment ernst genommen, aber dann kamst du mir mit Karma." Ich lachte und er erwiderte das mit einem Grinsen, auch wenn er müde aussah.

"Gefällt er dir?", hakte ich nach und ich konnte sehen, dass es hinter seiner Stirn ratterte. Jimin war schon ein Hingucker, ernsthaft. Er gab sich Mühe, er war leidenschaftlich und mindestens so stur wie Hoseok. Vielleicht war das ein Perfect Match, er musste sich nur trauen. Doch erschien es mir nicht sagen zu wollen, denn er räusperte sich und setzte einen neutralen Gesichtsausdruck auf.

Hoseoks herzförmige Lippen verzogen sich leicht. "Er ist viel zu süß, das ist überhaupt nicht mein Typ", behauptete er und rümpfte die Nase. Doch ich konnte sehen, dass er nur versuchte sich selbst zu überzeugen. Ich rutschte etwas näher an ihn ran und fischte Jimins kleinen Brief aus seiner Hosentasche. Dann reichte ich ihm diesen und er nahm ihn mit einer raschen Bewegung an sich. Er warf mir einen bösen Blick zu, der mich aber eher zum Lachen brachte, als dass er mir Angst machte.

"Süß ist genau dein Typ", sagte ich nur und stand auf.


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