Kapitel drei: Mental Breakdown

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"Er hat also das Buch gefunden?", hakte Hoseok nach. Es war kein Wunder, dass er nachfragte, denn ich hatte einen halben Nervenzusammenbruch und redete in LTE. Aber Hyung verstand mich immer. Auch ohne Worte, oder in viel zu schnellen Worten, es machte kaum Unterschied.

"Ja!", entfuhr es mir und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. "Oder jemand hat es ihm zugespielt", stellte er fest. "Ist doch egal", murrte ich, "er hat es und er liest es und ich will nicht wissen, was er über den ganzen schwulstigen Scheiß denkt. Ernsthaft Hoseok. Ich bin am Arsch."

Mein Hyung lachte nur dunkel und ich gab ihm einen Stoß in die Rippen. Das war sowas von gar nicht lustig. "Das ist doch deine Chance", meinte er und ich ließ nur ein abfälliges Geräusch hören. "Siiiiiicher, meine Chancen standen nie besser", sagte ich ironisch, "Hallöchen Tae, ich hoffe du bist schon beim Smut angekommen, Augenbraue wackel, Lippen leck, willst du auch mal?" Hobi lachte nur lauter. Warum war Hyung manchmal so unnütz?

"Weiß er, dass du bekloppt bist?", fragte er einfach nur und begann meinen Nacken zu kraulen, damit ich mich beruhigte. In der Regel half das. Ich ließ meinen Kopf sinken, schloss erst mal nur die Augen und atmete tief durch. "Woher denn Hyung, das weißt doch nur du?", meinte ich erschlagen. "Das ist wie wenn ich jemanden mit nach Hause nehmen würde und dann geh ich erst mal und zupfel mir Kontaktlinsen heraus und setz mir stattdessen so eine richtig fette Hornbrille auf."

"Aber das machst du jeden Tag", antwortete Hoseok nur belustigt und ich zischte leise. "Ich hab keine Hornbrille, das ist eine ganz normales Brille, Hyung." Er lachte nur wieder und strich mir über den Nacken. "Hör auf dich aufzuregen Kookie. Du musst nach vorn schauen. Leg die Fakten auf den Tisch. Erstens weißt du, wo das Buch ist. Das ist gut. Zweitens mag er dein Buch. Das sollte dich stolz machen und es sagt Dinge über ihn aus, die ziemlich symphatisch sind, findest du nicht? Er könnte einen auf starkes Arschloch machen, darüber herziehen, dass er als schwul dargestellt wird, das Buch beschädigen, um alles zu zeigen, wie unschwul er doch ist. Aber nein, er liest es und er scheint dabei ziemlich offen zu sein. Und er hat gesagt er hat Restpekt. Vor dir." Ich stützte die Lippen. "Vor der Autorin", verbesserte ich. "Du bist die Autorin, Liebling", säuselte er liebenswürdig und ich seufzte.

"Was, wenn er es weiter liest und feststellt, dass er ganz schon gestalkt worden ist?" Ich setzte mich auf den Boden und Hoseok tat es mir gleich. Wir saßen hinter der Bühne der Aula. Ich war oft hier, wenn ich mich vor all den Mädchen versteckte, die gern hinter mir herliefen. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Wand und zog meinen Rucksack an mich heran, dann packte ich mein Essen aus. Es war Mama-Tag und entsprechend gab es heute was richtig leckeres. Sie konnte das eben immer noch besser als ich.

Ich öffnete die Box, nahm was raus und bot Hoseok dann was an, der aber lächelnd ablehnte, sich aber dennoch zu mir setzte. "Du bis zu pessimistisch", nahm er das Thema wieder auf. "Waschdu nischt sagscht." "Honey, nicht mit vollen Mund sprechen, sonst bestraft Daddy dich", sagte er sanft und ich lachte nur.

"Daddy am Arsch", sagte ich nachdem ich geschluckt hatte. Ich wechselte in den Schneidersitz. Aber wenn er das Theama sogar selbst anschnitt... konnte er haben. Ich bedachte ihn mit einen Blick aus schmalen Augen. "Vielleicht solltest du aber wirklich mal überlegen dein Bottomdasein aufzugeben, Hoseok. Dadurch, dass du selbst so dominant bist, gerätst du bei der Suche nach Kerlen, die dominanter sind als du, immer an die, die ungesund dominant sind. Das ist der Grund, warum du immer an diese Vollpfosten gerätst. Such dir endlich ein Baby."

Er sah mich unbegeistert an. "Von dir nehme ich sicher keine Ratschläge an, du vertrocknete Jungfrau." Ich schaufelte mir nur das nächste Reisbällchen in den Mund und bedachte ihn mit einem Du-weißt-das-ich-Recht-habe-Blick. Er rollte mit seinen viel zu hübschen Augen und nahm sich doch was aus der Box. "Schau, Kookie. Ich kann damit eben nichts anfangen. Niedliche, nette Menschen irritieren mich nur. Ich wüsste nicht mal wie so eine Beziehung aussehen sollte." Ich runzelte die Stirn. "Ganz einfach... du bist dann der Top." Er schnaubte nur. "Ich glaube nicht, dass mir das gefallen würde. Keine Ahnung. Echte Beziehungen sehen sowieso nicht so aus, das weißt du. Aber an und für sich ist es doch so, dass wenn ich jemanden als Freund hätte, der mich nicht händeln kann, ich den zum Frühstück fresse."

Ich schüttelte nur den Kopf. Ich kannte ihn besser als das. Er hatte nur Angst wirklich jemanden zu finden, der ihm wirklich gefiel. Er wollte nicht verletzt werden, also suchte er nach Menschen, die er wieder abschießen konnte, weil er sie eh nicht mochte. Er war kompliziert und das war genaugenommen meine Schuld. Gefühle waren doch was nerviges. Ich hatte noch immer ein schlechtes Gewissen, weil ich seine Gefühle einfach nicht hatte erwidern können, zumindest eben nicht so. Doch das war schon lange her und wir waren da beide irgendwie durchgekommen und unsere Freundschaft war stärker den je.

Er war darüber hinweg, das wusste ich. Aber dennoch war er nicht gewillt noch mal zu lieben, aus Angst, wieder abgewiesen zu werden und daran mussten wir irgendwie arbeiten. Doch das hatte Zeit und ich wusste, dass wenn ich zu sehr auf meinem Standpunkt behaarte, dass er dann ganz stur werden würde, also ließ ich ihn. Er nahm sich noch mal was aus meiner Box und auch ich aß weiter. "Was mach ich denn jetzt?", kehrte ich zum ursprünglichen Thema zurück. Hoseok schwieg einen Augenblick und strich sich dann durch die dunklen, etwas zu langen Haare. "Sieh einfach nur zu, dass die nicht das Herz gebrochen wird, Kleiner."

Natürlich. Ich sagte es ja. Caution when it comes to love. Ich schenkte ihm ein Lächeln. "Mach ich. Keine Sorge, dieses Risiko ist ziemlich gering. Das, dass ich mich vor Scham in den Han schmeiße ist größer", meinte ich ironisch und er lachte nur. "Wenn es soweit ist, dann sag mir bescheid, ja? Ich muss das filmen und bei YouTube hochladen, das gib bestimmt einen Haufen Klicks." Ich schnaubte nur wieder. "Du bist mein allerbester Freund Hoseok." "Weiß ich doch, ich mach dich berühmt, Baby." Ich lachte nur.

"Ich verlass mich drauf."

Picture Me. || Jungkook Version ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt