Sick Boy Soldier

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//Freitag. 13 Uhr. Praxis Dr. Klein

Er ist schon wieder hier in diesem grässlichen Zimmer.
Remington hockt auf der Liege und wartet darauf, dass Dr. Klein endlich kommt.
Der Sänger lässt die Beine baumeln und sieht aus dem Fenster. Er sitzt wir auf heißen Kohlen.
Er will endlich mit Daniel reden.
Der Bassist hat ihn abgeliefert und ist dann schnell wieder gefahren. Auch davor hat er Remington keine Chance gegeben, ein Gespräch aufzubauen.
Er wich ihm aus.

Dr. Klein betritt den Raum und unterbricht Remingtons Gedankengang.
,,Entschuldigen Sie, Remington. Eine Patientin hat etwas länger gedauert. Aber jetzt bin ich für Sie da. "
,,Na Gott sei Dank", murmelt Remington sarkastisch. Nach wie vor hält er seine Zeit hier für Verschwendung.

,,Also, Herr Leith, dann erzählen Sie mal. Wie ist es Ihnen ergangen seit unserer letzten Stunde? Haben Sie die Tabletten schon einmal genommen? ", redet der Arzt munter drauf los.
Remington sieht Klein stumm an.
Dann wandert sein Blick zu dem Bücherregal. Aus dem Fenster. Auf seine Hände. Dann wieder zurück zu Klein.
,,Herr Leith, Sie müssen mit mir reden, bitte. Kooperieren Sie mit mir und ich verspreche Ihnen, dass es Ihnen danach besser geht. Alles in sich verschlossen halten, ist auf Dauer nicht gesund. Also, wie ist es Ihnen ergangen? ", wiederholt sich der Psychiater.

Remington starrt auf seine verschränkten Finger.
Die Organisation, die uns gequält hat, schickt uns Briefe und mein Freund Daniel hat Geheimnisse vor uns. Ich lüge meine Brüder an. Ich habe jemanden getroffen, vor dem ich Angst haben sollte, aber nicht habe.
Meine Albträume sind stärker geworden, ich traue meinem Gedanken nicht mehr. Ich weiß nicht mehr, was wahr und falsch ist von meinen Erinnerungen.
Mein kleiner Bruder hat Angst und ich kann ihm nicht helfen. Mein großer Bruder hat eine emotionale Wand zwischen ihm und mir aufgebaut.
Mein Leben ist kaputt.
Es hat keinen Sinn.

,,Ich...ich habe die Pillen verloren", spricht Remington laut aus, ,,ich hatte einen Anfall und wollte sie nehmen und sie sind mir...runtergefallen. Es tut mir leid."
Dr.Klein schreibt etwas auf sein Klemmbrett.
,,Einen Anfall, sagen Sie? Was war der Auslöser dafür?"
Der Sänger sieht aus dem Fenster. Jedes Mal, wenn er die Augen schließt, sieht er ihre Augen. Voller Schmerz. Hört ihre Worte.
,,Ich weiß es nicht", murmelt Remington, ,,aber das war der einzige. Danach kam keiner mehr. "
Der Psychiater schiebt seine Brille hoch.
,,Danke, dass Sie das mit mir teilen, Remington. Sie haben Fortschritte gemacht heute. Ich werde mich darum kümmern, dass Sie neue Medikamente verschrieben bekommen."

Remington will aus diesem Zimmer. Er will nicht über seine Gefühle reden. Nicht über X. Oder Daniel. Oder seine Brüder.
Er ist harmlos. Und was, wenn nicht?
Und wenn Lieseil nur will, dass er so denkt?

,,Remington, woran denken Sie? "

Der Sänger schreckt zusammen. ,, Wie bitte?"
Der Psychiater lächelt freundlich.
,,Ich hatte Sie gebeten, meine folgenden Fragen ehrlich zu beantworten. Die erste war: Stehen Sie zur Zeit unter Druck? "

Remington verdrängt seine verworrenen Gedanken und geht auf das Frage-Antwort-Spiel ein.

//14:15 Uhr. Remington wartet vor der Praxis auf Daniel

Er verspätet sich. Daniel ist sonst nie zu spät.
Remington zieht an einer Zigarette. Das ist eine blöde Angewohnheit von ihm, die er am liebsten längst aufgehört hätte. Aber dann und wann tut es ganz gut, seine Lungen mit Rauch zu füllen.

,,Hey. "

Remington fährt herum.
Sie steht vor ihm. Sie trägt eine schwarze Jacke und Jeans. Keinen Lippenstift.
Ihre Haare gehen ihr bis ans Kinn und haben die Farbe von Flammen.
Remington geht davon aus, dass es heute ihre echten sind.
Er sucht den Blick der bernsteinfarbenen Augen.
Sie begegnet ihm und lächelt.
,,Darf ich? ", sie nickt zu der Zigarette.
Unfähig, etwas zu sagen, reicht Remington ihr den Stummel.
Sie lehnt sich neben ihn an die Mauer.
Für eine kurze Weile schweigen beide.

,,Warum bist du hier, X?"
Remington redet sie zum ersten Mal mit dem Namen an, den er ihr gegeben hat.
Sie zieht an der Zigarette und sieht dem davon ziehenden Rauch nach.
,,X. Originell. Gefällt mir", grinst sie, ,,ich schulde dir noch Antworten, Remmy."
Remington mustert sie von der Seite.
Er prägt sich jeden Zentimeter ihrer Erscheinung ein. Sie ist so wunderschön. Und gefährlich. Aber auch seine einzige Hoffnung1 auf Klarheit.

,,Warum wir?", murmelt er, ,,warum hat Lieseil uns gewählt? "
Sie schütteln traurig den Kopf.
,,Niemand weiß das. Lieseil hat seine eigenen Wege. "

,,Remington!"

Remington und X drehen sich in die Richtung, aus der der Schrei gekommen ist.
Daniel rennt auf die zwei zu.
,,Sorry Rem, ich wollte dich nicht warten lassen",keucht der Bassist außer Atem.
Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Er ist unnatürlich weiß im Gesicht und seine Augen jagen gehetzt umher.
Als Daniel X bemerkt, entgleist seine Mimik.

Ein Schauer des Wiedererkennens fließt über Daniels Gesicht und er versteift sich.
Sie sieht ihn ohne mit der Wimper zu zucken an. Nur die Falten um ihren Mund haben sich vertieft, so fest presst sie ihre Lippen aufeinander.
Die zwei kennen sich.

,,Was machst du denn hier?! ", bringt Daniel schließlich hervor.
,,Das selbe könnte ich dich auch fragen, Daniel", antwortet sie kalt und der Bassist wird noch blasser.
,,Lass Remington in Ruhe", zischt er dann mit fester Stimme.

Sie zertritt den Zigarettenstummel und lacht leise auf.
,,Ich denke nicht, dass Remmy in Ruhe gelassen werde möchte. "
,,Das ist nicht deine Entscheidung", faucht Daniel wütend, ,,und auch nicht die von Lieseil. Richte das Bartholomew aus, wenn du ihn wieder siehst. Seine Karten... . "

Weiter kommt Daniel nicht, denn Remington mischt sich ein.
,,Was meinst du mit Karten?! Daniel!"
Sein Freund sieht ihn schuldbewusst an.
,,Während du weg warst, haben wir eine zweite Karte bekommen. Genau wie die erste. Emerson hatte eine Panik Attacke. Deshalb bin ich zu spät gekommen."
Remington gefriert das Blut in den Adern, als er von seinem kleinen Bruder hört.
,,Bring mich sofort zu Emerson!", ruft er.

,,Jetzt! ", schiebt er nach, als Daniel nicht reagiert.
Alles andere muss jetzt warten.
Der Bassist bewegt sich endlich und sprintet zum Auto.
Remington dreht sich zu ihr um.

,,X...",beginnt er.
,,Keine Sorge, Remmy",haucht sie und beantwortet damit seine stumme Frage, ,,Jetzt geh. Dein Bruder braucht dich."
Sie streicht mit den Fingern über seine Wange und er erschaudert unter ihrer Berührung.
,,Danke."

Dann dreht er sich um und rennt.
Emerson wartet.

Fucking With My Head Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt