//nächster Morgen. Remingtons Zimmer. Sechs Uhr morgens
Remington sitzt auf seinem Bett.
Unablässig dreht er den Zettel zwischen seinen Fingern.
Er schwankt zwischen verbrennen und öffnen.Neben ihm schnarcht Emerson seelig vor sich hin.
Er ist der Grund, warum Remington so früh wach ist.
Bei dem Krach kann keiner schlafen.Remington trifft eine Entscheidung und steht auf.
Leise, um Emerson nicht zu wecken, schleicht er aus dem Zimmer.
Das helle Licht auf dem Gang blendet ihn und er kneift die Augen zusammen.
Er ist wirklich keine Morgenmensch.
Er braucht jetzt unbedingt Kaffee. Und Nutella.//Küche
Genüsslich beißt der Sänger von seinem Brot ab.
Es ist dick mit der Schoko-Creme beschmiert.
Sebastian ist noch nicht wach, also kann er ihn nicht schimpfen.
Remington genießt die Stille im Haus.Dann fällt ihm der Zettel wieder ein.
Mit zitternden Fingern öffnet er ihn.Donnerstag. 14 Uhr. Finde mich. X
Steht ihn krakeligen Buchstaben darauf. Nicht unterschrieben. Keine Ortsangabe.
Donnerstag. Das ist morgen.
Ein unruhiges Gefühl macht sich in Remington breit.
Er starrt auf das X.
Lieseil. Kein Zweifel.
Und was soll Finde Mich bedeuten?Frustriert knallt er das Stück Papier auf den Tisch und nimmt einen großen Schluck von seinem Kaffee.
,,Kannst du auch nicht schlafen? "
Beinahe springt Remington vor Schreck auf.
Daniel ist in die Küche gekommen und sucht nun etwas im Kühlschrank.Remington wartet, bis sich sein Puls etwas beruhigt hat, dann antwortet er Daniel.
,,Emerson schnarcht wie blöde. Bei dir? ."
Daniel lacht leise.
,,Unser kleiner Engel."
Er nimmt die Milch und gießt sich ein Glas ein. Damit setzt er sich zu Remington an den Tisch.
,,Ich bin durch Geräusche draußen wach geworden. Hatte mein Fenster offen. "
Daniel hat tiefe Augenringe und seine Haare sind furchtbar unordentlich.
Er sieht fertig aus.
Remington schämt sich dafür, dass er das jetzt erst bemerkt. Auch für den Bassisten muss die Zeit hart sein.Daniel trinkt von seiner Milch.
,,Wie geht's dir, Rem? Und ich meine, wie geht's dir wirklich?"
Forschend mustert er den Sänger.Remington widmet sich ganz seinem Nutella.
,,Weiß ich nicht. Es ist alles etwas verschwommen, hier oben."
Er tippt sich mit zwei Fingern an die Schläfe.
Er weiß nicht, warum er Daniel das anvertraut. Wo er es noch nicht einmal seinen Brüdern sagen kann.Daniel sieht ihn mitfühlend an.
,,Ich verstehe dich, Rem. Du kannst mir immer alles erzählen, ja?"Und da liegt er falsch. Kann Remington nicht. Niemanden würde es interessieren, wie es in seinem Kopf aussieht. Dass er seinen eigenen Gedanken nicht mehr vertraut. Dass er das Gefühl hat, keine Kontrolle mehr über sich zu haben.
,,Danke, Daniel", murmelt er.Ein lautes Geräusch außerhalb des Hauses lässt beide zusammenfahren.
,,Holy Shit, was war das? ", Remington fühlt sich gar nicht gut.
Daniel deutet ihm, sitzen zu bleiben.
,,Wahrscheinlich nur ein Auto mit Fehlzündung. Warte hier, ich sehe nach."Es vergehen quälende Minuten, in der Remington nervös an seinen Fingernägeln herum beißt.
Endlich kommt Daniel zurück.
Er ist kalkweiß.,,Daniel, was ist los? Was war da draußen los?!"
Remingtons Herz schlägt heftig in seiner Brust.Daniel setzt sich hin und holt tief Atem.
,,Nichts. Ich weiß nicht, woher der Krach kam. Aber das lag vor der Haustüre."
Er reicht Remington eine Karte.
Als dieser sie umdreht, bleibt sein Herz fast stehen.Das schmuckvolle Emblem von Lieseil ziert die Vorderseite. Sonst nichts.
Remington fühlt sich, als müsste er erbrechen. Seine Sicht verschwimmt und atmen fällt ihm schwerer.
Keuchend klammert er sich an den Tisch.
Puzzelhaft erscheinen und verschwinden Bilder vor seinem geistigen Auge.
Er fühlt sich so schwer. Als würde ein Felsen auf seiner Brust liegen.
Sein Kopf droht zu explodieren.
,, Remington!", Daniel's Stimme dringt wie durch Watte zu ihm durch, ,,Remington du musst atmen. Ich zähle mit dir bis fünf, dann holst du tief Luft, okay? Konzentrier dich auf mich. Ich bin hier, Kumpel!"Remington greift nach Daniels Hand und gemeinsam schaffen sie es, dass er zurück kommt.
Seine Lungen brennen und erschöpft lehnt sich der Sänger zurück.
,,Danke, Daniel", murmelt er schwach.
,,Es tut mir so leid, Rem. Ich kann mir nur ausmalen, was ihr erlebt haben müsst."
Daniel sieht ihn nicht an.
,,Ich hole Sebastian. Und Emerson. Warte kurz ja?"
Der Bassist springt auf und läuft aus der Küche.Remington betrachtet die Karte im seiner Hand.
Lieseil. Er hält die Karte mit der Hand, auf der sein X ist.
Am liebsten würde er sich das Tattoo aus der Haut kratzen.
Der Sänger hat heute noch keine Medikamente genommen und er fühlt Hass und Verzweiflung in sich aufsteigen.
Glühende Wut auf Lieseil, auf diese Unbekannte. Darauf, dass sie ihm alles genommen haben.
Verzweiflung, weil er nicht weiß, was er denken soll. Was er glauben kann.,,Remington!"
Sebastian stürmt in den Raum. Er trägt nur einen Schlafanzug und seine Haare sind das reine Chaos.
Hinter ihm erscheint Emerson, barfuß und total verschlafen.
Gefolgt von Daniel.Sebastian macht Anstalten, Remington zu umarmen, bleibt dann aber vor ihm stehen.
,,Dem Himmel sei Dank, ich dachte, dir wäre etwas passiert. "
Auch Emerson wirkt erleichtert, seinen Bruder heil und gesund am Tisch sitzen zu sehen.
,,Mir geht's...soweit gut. Emerson hat geschnarcht, da bin ich in die Küche", Remington hält Sebastian das Papier hin, ,,ich glaube, dass könnte dich interessieren. "Alle Farbe weicht aus Sebastians Gesicht, als er das L sieht.
Er taumelt rückwärts und setzt sich auf einen der Stühle.
,,Wie ist das möglich?! Wir...sie."
Ratlos fährt er sich durch die Haare.
Emerson besieht sich ebenfalls die Karte.
,,Was soll das heißen? Ist das eine Drohung? Müssen wir wieder zurück?"
Echte Panik spricht aus seiner Stimme und Remington hat den Drang, seinen kleinen Bruder festzuhalten. Er wirkt in diesem Augenblick so zerbrechlich wie noch nie.,,Nein. Niemanden wird etwas passieren. Das verspreche ich euch. Dafür sorge ich."
Daniel tritt vor und nimmt Emerson das verfluchte Briefstück aus der Hand.
Mit grimmiger Miene zerreißt er es.
Remington weiß nicht, was Daniel Lieseil entgegenzusetzen hat, aber es tröstet ihn, dass sein Freund auf ihrer Seite ist.
Er ist froh, dass sie Daniel damals eingeweiht haben.,,Danke, Daniel",Sebastian geht hin und her, ,,wir müssen jetzt überlegen, was wir tun werden. Ab sofort geht niemand mehr alleine auf die Straße, verstanden?! "
Er sieht dabei vor allem Remington an.
Sein Bruder nickt gehorsam.,,Sagen wir die Tour ab?", fragt Emerson leise.
Sebastian schüttelt den Kopf.
,,Nein. Auf keinen Fall. Wir lassen uns keine Angst einjagen. Noch einmal kriegt Lieseil uns nicht. Niemals. Ich passe auf euch auf."
Er klingt zuversichtlich. Ganz der große, beschützende Bruder.
Daniel steht neben ihm und nickt bekräftigend.Remington sieht, dass Emerson wahnsinnige Angst hat. Nicht einmal Sebastian kann sie ihm vollständig nehmen.
Aber der jüngste entspannt sich etwas, als Seb ihnen Mut macht.Hat Remington selbst Angst?
Er weiß es nicht.
Er hat fast keine Erinnerungen mehr an den Horror von Lieseil.
Dennoch will er nie wieder dahin zurück. Er will Emerson beschützen. Er will Sebastian und Daniel beschützen. Und er will Rache an der Organisation, die sein Leben zerstört hat.,,Jetzt lasst uns erst mal frühstücken",schlägt Sebastian vor, ,,uns verrückt zu machen, hilft uns jetzt auch nichts. "
Remingtons Magen knurrt bei dem Gedanken an mehr Essen.
Auch Emerson sieht so aus, als könnte er was vertragen.
,,Gute Idee, Seb. Geht schon mal vor ins Esszimmer, ich räume hier noch kurz auf."
Daniel lächelt müde.
Remington drückt ihm dankbar den Arm.
,,Wir sind dir echt was schuldig, Daniel", murmelt Sebastian.
,,Jetzt seht zu, dass ihr was in den Magen bekommt. "
Der Bassist scheucht die drei Brüder aus dem Raum.Er sammelt die Papierfetzen auf und wirft sie in den Müll.
Dabei bleibt sein Blick an dem Zettel auf dem Tisch hängen.
Der von Remington in all dem Tumult vergessen wurde.
Daniel nimmt ihn und liest ihn.
Seine Stirn bekommt eine tiefe Falte.
Er sieht sich wachsam um und steckt das Papier in seine Jackentasche.
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Fucking With My Head
FanficSeit ihrem Entkommen aus der Fabrik und damit aus den Händen von Lieseil versuchen die Brüder (Remington, Emerson und Sebastian) wieder ein normales Leben zu führen. Was allen, außer dem mittleren Bruder gelingt. Remington schottet sich immer mehr...