Fucking With My Head

Ma Chérie

Der Wecker klingelt unerbittlich laut.
Stöhnend stellt Remington ihn aus und rollt sich auf die andere Seite.
Gott, wie war er letzte Nacht nach Hause gekommen?
Zum Glück hat er keinen Kater, so viel wie er getrunken hatte.
Er fühlt sich tatsächlich gut. Den Umständen entsprechend.

Er setzt sich auf und bleibt erst mal auf dem Bettrand sitzen.
Einzelne Fragmente von letzter Nacht blitzen in seinem Geist aus.
Er hat wieder einen Anfall gehabt.
Und Daniel hat ihn geholfen.
Sie war da gewesen.
Diese mysteriöse Unbekannte, die er überall sieht.
Oder zu sehen glaubt.
Remington vertraut sich selber nicht mehr.
Seine gute Laune ist schlagartig weg.

Missmutig schleppt er sich ins Bad und putzt sich die Zähne.
Für Make Up ist er heute zu faul.
Er zieht sich seinen roten Jumpsuit an und verlässt sein Zimmer auf der Suche nach etwas Essbaren.

//in der Küche

Emerson sitzt am Tisch und isst Müsli.
Als Remington eintritt, hebt er den Kopf.
,,Morgen, Rem. Heilige...wie siehst du denn aus?! "

Remington nimmt sich eine Schüssel und schüttet Cornflakes hinein.
,,Guten Morgen. Du mich auch", murrt er.

,,Nein, ich meine...hast du vergessen, dass wir heute Nervous Breakdown drehen wollen? "

Remington fällt beinahe die Milch aus der Hand.
,,Shit."

Sebastian kommt zur Tür rein.
,,Morgen."
Er zieht bei Remingtons Anblick eine Augenbrauen hoch.
,,Kein Nutella, Rem? Und wie siehst du eigentlich aus? Harte Nacht gehabt? Daniel meinte, ihr wart noch was trinken. "

Also war es Daniels Verdienst, dass Remington sicher in sein Bett gekommen war.

,,Nutella ist aus. Danke, Emerson hat mich schon darauf hingewiesen",antwort Remington seinem Bruder, ,,und ja, es ist spät geworden. "
Er hasst es, seine Brüder anzulügen.
Schnell schiebt er sich den nächsten Löffel voll Müsli in den Mund.

,,Wie auch immer. Sieh zu, dass du pünktlich zum Dreh kommst. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss zu meiner Verlobten."

Kaum ist Sebastian weg, verdreht Emerson die Augen.
,,Du hast echt Glück, so spät aufgestanden zu sein. So ist er schon den ganzen Morgen. Ätzend."

Remington kann nicht anders, er muss lachen. Dabei verschluckt er sich an seinem Essen und hustet schließlich Milch und Cornflakes über den Tisch.
Zuerst sieht Emerson ihn nur an, dann brechen beide in schallendes Gelächter aus.
Remingtons Bauch tut weh, als sie wieder aufhören.
Wie er das vermisst hat.

Emerson steht schließlich auf.
,,Ich muss mich auch fertig machen. Wir sehen uns gleich, ja? "
Remington nickt und beeilt sich, auf zu essen.

//In Remingtons Zimmer

Fast fertig. Er zieht noch einmal den Eyeliner nach, dann ist er zufrieden.
Gerade als er in sein Oberteil schlüpft, klingelt sein Handy.
Sein erster Gedanke gilt Sebastian.
,,Ich bin nicht einmal zu spät ", schimpft Rem vor sich hin, während er mit dem Kleidungsstück kämpft.

Monica <3

Remingtons Herzschlag verdreifacht sich.
Er starrt einfach nur auf das Display. Kann nicht sein. Warum sollte sie ihn anrufen?
Zögernd drückt er auf den grünen Knopf.
,,Hallo? "
,,Oh mein Gott, Remington! Wie geht es dir? Emerson hat mir von deinem Anfall erzählt. Ich dachte...na ja. Ich wollte mich mal wieder melden."

Remington reagiert nicht. Es ist wirklich ihre Stimme und sein Bauch zieht sich vor Sehnsucht zusammen.

,,Bitte sag doch was! Vielleicht können wir uns auf einen Kaffee treffen? Und reden?"
Remington nickt, bis ihm einfällt, dass Monica das nicht sehen kann.
,,...okay."
,,Danke,Remington. Morgen um sieben im Valiano?"
,,Gut."
Er legt auf. Verflucht sich. Was ist er doch nur für ein Trottel. Später wird er sich hierfür hassen. Doch im Moment hat er dafür keine Zeit.
Mit Monica in seinen Gedanken eilt er zum Shooting.

//Videodreh

Er hat es sich wesentlich schöner vorgestellt.
Aber über und über mit schwarzer Haarfarbe bedeckt in einer Badewanne zu sitzen, gehört nicht zu seinen liebsten Tätigkeiten. Dass er dabei dauernd an Monica denken muss, hilft auch nicht.

Der Dreh zieht sich in die Länge. Immer wieder filmen sie etwas neu.
Remingtons Hals schmerzt. Seine Hände und Füße schmerzen.
Er hat Haarfarbe in den Augen.

Bei der Szene, in der Emerson gefoltert wird, bricht er beinahe in Tränen aus.

Am Ende des Tages ist er ein seelisches und körperliches Wrack.
Aber das Video ist im Kasten.

//in der Umkleide. Remington wäscht seine Haare. Emerson zieht sich um. Sebastian ist schon weg

,,Das war gut heute."
Emerson wischt sich das Fake Blut vom Fuß.

Remington rubbelt mit einem Handtuch über seine Haare.
Er mustert seinen kleinen Bruder.

,,Warum tun wir das, Emerson? Wieso tun wir uns das an?"

Remington sinkt auf die Bank vor den Spinden.
Emerson eilt an seine Seite.

,,Was ist los Remington?"

Remington weicht seinem Blick aus.
,,Wie hältst du das aus, Em?"

Er braucht es nicht aussprechen, aber der jüngste weiß sofort, wovon er spricht.
Das heutige Video basiert hauptsächlich auf Erinnerungen von Emerson.

Ganz sanft nimmt Emerson Remington in den Arm.
,,Ich versuche, mich abzulenken.  Nicht daran zu denken. Weiter leben. Für die Fans. Für Shy. Und euch. "

Remington atmet den gewohnten Duft seines Bruders ein.
Alle Emotionen die er über den Dreh verschlossen gehalten hat, brechen nun hervor.
,,Ich denke, ich kann das nicht, Emerson. Jedes Mal wenn ich dieses gottverdammte X sehe, bin ich wieder dort. Ich... . "

Behutsam verstärkt Emerson seine Umarmung.
,,Ich weiß. Ich weiß", flüstert er.

,,Ich kann nicht schlafen. Ich habe  Albträume. Ich weiß nicht mehr weiter, Emerson. Du und Sebastian, ihr lebt euer Leben weiter, während ich auf der Stelle stehen bleibe. Ich werde verrückt, Emerson."
Ich sehe Personen.
Remington spricht den letzten Satz nicht laut aus.
Verzweiflung macht sich in ihm breit.

Emerson löst vorsichtig die Umarmung und sieht Remington in die Augen.
,,Du bist nicht verrückt. Hörst Du? Wir drei haben eine schwere Zeit durch gemacht. Lieseil... . "
Emersons Stimme bricht.
Remington erkennt zum ersten Mal, dass sein kleiner Bruder viel mehr leidet, als er zugibt.

Er drückt Emerson.
Dieser erwidert die Umarmung.

Sie brauchen keine Worte, um sich gegenseitig die Stärke zu geben, die sie jetzt brauchen.