STRANGER ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍ

#38

Nervös stand ich vor meinem Spiegel und betrachtete mich von oben bis unten. Schon seit knapp einer Stunde überlegte ich, was ich anziehen sollte und dabei trafen Minho und ich uns schon in einer halben Stunde!

Auch wenn ich nur zehn Minuten zum Treffpunkt hinbrauchte, musste ich mich langsam mal für etwas entscheiden. Aber mein Kopf fand irgendwie immer was zu meckern.

"Nein, verdammt, das geht so nicht!", fluchte ich und zog mir meinen Hoodie wieder über den Kopf.

Das ging so eindeutig nicht weiter!

Seufzend fuhr ich mir durch meine wuscheligen Haare und griff dann nach meinem Handy, um meinem besten Freund Alarmstufe: Rot zu melden. Hyunjin hat einen guten Style und kann mir bestimmt einige Tipps geben.

Doch auch nachdem ich ihn mit unzähligen, weinenden Emojis zugespämt hatte, kam er einfach nicht online. "Wollt ihr mich denn alle verarschen?!"

Ich katapultierte mein Handy zurück auf mein Bett und nahm erneut meinen Kleiderschrank in Angriff.

Irgendwas musste doch dabei sein, was Minho gefallen würde! Ich wusste nicht, warum ich mir so einen Kopf wegen ihm machte, aber ich wollte ihm gefallen und nicht wie eine Leiche da aufkreuzen.

Schließlich schnappte ich mir eine schwarze Jeans mit Löchern, ein weißes Longshit und einen schwarzen Hoodie mit weißer Schrift auf dem Rücken aus dem Wirrwarr aus Klamotten und schlüpfte schnell in die Sachen.

Das ganze toppte ich mit einem weißen Cappy, welches nebeneinander zwei Ringe am Schirm hatte. Die Sachen hatte ich vorher gedanklich auf dem 'Vielleicht'-Stapel plaziert.

Zufrieden nahm ich mein Handy in die Hand und checkte die Uhrzeit.

Und nebenbei auch noch, ob Minho mir geschrieben hatte. Hatte er nicht. Er war wahrscheinlich schon unterwegs zu unserem Treffpunkt. Und ich sollte mich auch schnell mal auf den Weg machen.

"Tschüss Eomma, tschüss Appa!", versuchte ich mich vor den Fragen meiner Eltern zu drücken.

Erfolglos.

Die laute Stimme meiner Mutter rief mich in die Küche, wo sie gemeinsam mit meinem Vater Frühstück aß. "Wohin denn so eilig?", fragte meine Mutter. Sonderlich nett klang es nicht. Aber was war ich auch anderes gewohnt.

"Ich bin verabredet", erklärte ich und war schon wieder halb aus der Küche raus, als ich wieder aufgehalten wurde.

Verdammt, ich musste los! Er sollte nicht auf mich warten müssen, nur weil meine Eltern mich nicht wegließen!

"Mit Hyunjin? Wenn du dich mit ihm triffst, kannst du gleich hier bleiben, der Junge ist kein guter Umgang für dich!"

"Und er schadet auch noch den Ruf unserer Familie. Ich meine, wie sehen wir denn aus?", pflichtete mein Vater meiner Mutter bei.

"Es ist nicht Hyunjin, aber Eomma, Appa, ich muss jetzt echt los. Bitte!", flehte ich und biss mir nervös auf die Unterlippe.

Lasst mich doch einfach gehen!

Meine Mutter gab nach und verdrehte die Augen, ehe sie mit spitzen Fingern ihren Tee umrührte und dann nickte. "Geh schon."

Und das liess ich mir ganz sicher kein zweites Mal sagen. Mit schnellen Schritten lief ich in die große Eingangshalle, schlüpfte in meine Schuhe und überprüfte noch einmal, ob ich mein Handy und genug Geld dabei hatte, ehe ich eilig das große Haus verließ.

Endlich weg aus der Höhle des Löwen. Im Vergleich zu sonst, waren meine Eltern heute echt gechillt gewesen.
Aber Eltern beiseite, jetzt zählte nur noch Minho!

Minho, Minho, Minho!