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- - -Am nächsten Morgen saßen Changbin, Felix, Hyunjin und Felix Schwester zusammen beim Frühstück, während Minho noch im Badezimmer war.
Er hatte in der Nacht unruhig geschlafen und war immer wieder aufgewacht, da sich Jeongin jedes Mal wieder in seine Träume geschlichen hat. Zudem war ein weiterer Gedanke aufgekommen.
Jisung wurde entführt und war mehrere Tage bei diesen Typen festgehalten worden, hatte vielleicht nicht mal wirklich was zu Essen und zu Trinken bekommen, wurde sogar von den Typen geschlagen und hatte bestimmt mächtig Angst - und das erste was er machen musste, als er wieder frei war, war sich um Minho zu kümmern.
Warum war er nur so hilfsbereit und Minho so hilfebedürftig?
Warum kam er nicht einfach alleine klar, anstatt anderen immer zur Last zu fallen?
Was konnte er denn schon alleine?Mit ausdruckslosem Gesicht betrachtete er sich selber im Spiegel. Hatten seine Mitschüler recht? Natürlich hatten sie das.
Das einzige, was er wirklich gut konnte, war nerven, Hilfe brauchen und die Zeit anderer verschwenden. Und am Ende dachte er immer nur an sich, anstatt an andere. Vielleicht war Jeongin auch einfach froh, dass er ihn nun nicht mehr an der Backe hatte.
Vielleicht war er auch einfach nur genervt von ihm, aber war zu nett, um es ihm zu sagen und hat ihn einfach weiter ertragen. Und nun nervte er die anderen mit seiner schlechten Laune und seinem ständigen Flennen.
Seine Freunde hatten den Kleinen auch schon in ihr Herz geschlossen und waren bestimmt auch traurig, aber trotzdem mussten sie sich um ihn kümmern, weil er seinen Trauer nicht so einfach verstecken konnte.
Minho machte den Wasserhahn an und klatschte sich Wasser ins Gesicht, ehe er sich ein paar Mal abwechselnd auf seine Wangen schlug.
Er atmete tief durch und fuhr sich durch die Haare."Minho-Hyung, bist du gleich fertig? Es ist kaum noch Essen da!", hörte er auf einmal die Stimme von Hyunjin von der Tür.
Seufzend sah der Ältere sich ein letztes Mal im Spiegel an, bevor er zur Tür ging und diese öffnete. Das Lächeln auf Hyunjins Gesicht verwandelte sich beim Anblick von Minho in einen besorgten Blick.
"Wie geht's dir heute, Hyung?", wollte er wissen und sah den anderen mit schief gelegtem Kopf an.
Der Ältere zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. "Mir geht's gut", murmelte er und drückte sich am Jüngeren vorbei, um ins Wohnzimmer zu laufen.
Als er gerade sein Handy vom Ladegerät absteckte und es in seine Tasche steckte, hörte er hinter sich Hyunjin ins Zimmer kommen.
"Willst du irgendwo hin?", fragte er im Türrahmen lehnend.
Minho stand auf und lief an ihm vorbei zur Wohnungstür, wo er in seine Schuhe schlüpfte. "Ich mache nur einen kleinen Spaziergang", antwortete er, als er schon fast aus der Tür raus war, und schloss sie schnell hinter sich, damit Hyunjin nicht auf die Idee kam, ihm zu folgen.
Schnell war er aus dem Wohnblock raus und lief die Straßen entlang, seine Hände in seinen Jackentaschen versteckt. Er sah nicht, wohin er ging, sein Blick war einfach nur auf den Boden vor ihm gerichtet.
Es fühlte sich an, als würden Stunden vergehen, auch wenn es nur Minuten waren, bis er sich in einem großen Park wiederfand. Zwar war es nicht der Ddaeng Park, in welchem die Übergabe stattgefunden hat, aber er erinnerte Minho stark daran.
Nur war er größer und es gab einen Fluss, der sich einmal quer durch den Park zog. Kein kleiner Fluss, er war mehr als fünf Meter breit und ging auch ziemlich tief runter. Über zwei Brücken konnte man über diesen hinüber gehen, jedoch blieb Minho beim Hinübergehen auf der Mitte der Brücke stehen und lehnte sich an das Brückengeländer.
Seinen Blick ließ er über den Park schweifen. Es waren in diesem Teil der Stadt nur wenige Menschen unterwegs und in dem Park war Minho sogar die einzige Person.
Die grünen Wiesen, auf denen hier und da ein Baum stand, die mit Graffiti besprühten Bänke, des Rauschen des Flusses unter ihm, all das schien auf einmal so verlassen und ungeliebt.
Sanfter Wind strich durch die Blätter der Bäume und ließ sie angenehm Rascheln. Minhos Blick wandte sich nun dem Wasser unter ihm zu und er beobachtete, wie sich die Strömungen durch die Steine hindurchschlängelten, gegen sie gegen spritzte und mit Ästen oder Blättern spielte, welche in den Fluss gefallen waren. Es war beruhigend, aber auch so einladend...
⚠️Trigger Warning! Nicht weiterlesen, wenn ihr von depressiv/suizid angedeuteten Themen getriggert werdet!
Es hatte vorher in seinem Leben noch keinen Moment gegeben, an welchem Minho über Suizid nachgedacht hatte und er hatte auch nie in Erwägung gezogen, es zu versuchen, aber...
Minho lehnte sich vor und beugte sich über den Fluss unter ihm.
Er stellte sich vor, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er so aufkommen würde und in der Gischt verschwinden würde. Vom Aufprall alleine würde er wohl nicht sterben, aber er könnte ertrinken. Sein Körper würde auf dem Wasser treiben und einfach davon gerissen werden.
Irgendwann würde er dann auch gefunden werden und seine Eltern würden verständigt werden, seine Freunde würden es auch irgendwann herausfinden.
Würde ihn jemand vermissen?
Würde jemand an ihn denken?
Würde ihn jemand verstehen?"Diese Gedanken machen dein Leid nicht besser, Minho", hörte er auf einmal jemanden sagen.
Die Stimme kam Minho bekannt vor und er wandte seinen Kopf in die Richtung, aus der sie kam. "Wonwoo?!", entfuhr es ihm.
Neben ihm, keinen Meter von ihm entfernt, stand sein ehemaliger bester Freund. Aber.. er war doch tot?!
"Du trägst keine Schuld an meinem oder Jeongin's Tod. Du solltest dir nicht die Schuld dafür geben", sprach der Junge neben ihm weiter, den Blick aufs Wasser gerichtet.
Minho taumelte eine Schritte von der Person weg. "Woher weißt du davon? Warum bist du hier? Warum lebst du?!"
Ich spinne doch!, dachte sich Minho, er kann nicht hier sein! Ich habe doch seinen Unfall gesehen!
"Ich weiß alles über dich Minho. Ich kenne jeden Gedanken, der je in deinem Kopf war."
"Was..?!"
Wonwoo drehte nun seinen Kopf in Minhos Richtung, ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. "Ich bin für dich da, Minho. Ich halte dich von Dingen ab, die du nicht machen solltest. Du solltest zurück gehen zu deinen Freunden. Sie fragen sich bestimmt schon, wo du steckst."
Minho schüttelte seinen Kopf und krallte sich am Brückengeländer fest. "Ich bin eine Last für sie und nerve sie doch nur mit meiner schlechten Laune", murmelte er beinahe zu sich selbst, aber sein bester Freund schien es trotzdem gehört zu haben.
"Sie lieben dich, Minho. Und ich liebe dich auch. Und wir alle machen uns Sorgen um dich. Du solltest zurück gehen", sprach Wonwoo weiter, mit seiner üblichen, sanften Stimme, die irgendeine Wirkung auf Minho hatte, die ihn beruhigte.
"Eine Frage noch. Wie kannst du hier sein? Du bist doch tot?", wollte Minho wissen. Er spürte, wie sein Herz schnell gegen seine Brust klopfte.
Wonwoo lächelte ihn warmherzig an. "Ich bin nicht hier, Minho. Ich bin nur in deinem Kopf. Ich bin tot. Du musst loslassen. Du musst vergessen. Lass die Vergangenheit hinter dir", antwortete Wonwoo.
Und plötzlich fing er an zu verblassen.
"Nein, warte!" Minho streckte seine Hand aus und wollte seine Schulter packen, um ihn aufzuhalten, seine Hand glitt jedoch nur durch die Luft und als er wieder aufsah, war Wonwoo verschwunden.
Er war nicht mehr da.
Er war nie da gewesen.
Es war eine Einbildung von Minho.Minho sackte in sich zusammen und musste sich anstrengen, damit er nicht wieder anfing zu weinen. Wonwoo war tot. Jeongin war tot. Aber er durfte sich nicht runterziehen lassen.
Er musste leben. Mit Wonwoo und Jeongin als Antrieb in seinem Herzen.
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STRANGER ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍ
Fanfictionsquirrelhan: Stell mir einfach irgendwelche Fragen. minhoe69: Wann hast du dir zum ersten Mal einen runtergeholt? squirrelhan: Doch nicht so welche! - - - In dem Han Jisung auf einmal von einem fremden Jungen auf Instagram angeschrieben wird. ...