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A/N: Für die Leute, die es gerne emotional haben, hört euch beim Lesen die Playlist oben an.

pov: erzähler
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Kurz darauf kamen auch Minho, Changbin und Felix bei den anderen an und wurden von der Polizistin zum Auto geführt, mit welchem sie zur Wache gefahren werden sollten.

Jedoch trafen sie nur auf Hyunjin, welcher schon in einem der Polizeiautos saß. Minho sah den Jüngeren fragend an, als er neben ihm einstieg.

"Wo sind Chan und Innie?", erkundigte er sich.

Hyunjin senkte den Blick und biss sich auf die Unterlippe, ehe er wieder aufsah, den Blickkontakt mit Minho aber vermied.

"Sie sind.. auf dem Weg zum Krankenhaus. Jeongin hat Blut gehustet und nachdem Chan den Polizisten von seiner Krankheit erzählt hat, sind sie direkt in den Rettungswagen gestiegen und losgefahren."

Bei der Erwähnung der Krankheit sahen Changbin und Felix nur fragend drein, da sie natürlich nichts davon wussten, das der Jüngste an Lungenkrebs litt.

Minhos Augen weiteten sich und er musste sich schnell hinsetzen, auf den Sitz neben dem Jüngeren im Auto. Er sah zu Hyunjin, welcher ihn mitleidig ansah.

"Wie schlimm war es?!", fragte er geschockt, woraufhin Hyunjin tief einatmete und ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter legen wollte, die Minho aber wegschlug.

"Minho, ich-", begann er zu reden, wurde aber von dem Älteren unterbrochen, bevor er weiterreden konnte.

"Wir hätten ihn nicht hier hin mitnehmen dürfen, es war doch klar, dass sowas hätte passieren können.. Er hätte gar nicht erst aus Busan wegfahren sollen. Das ist alles meine Schuld, nur weil ich so blind war und nicht an seine Krankheit gedacht habe, als ich mir Sorgen um Jisung gemacht habe.."

Minhos Augen füllten sich mit Tränen und er vergrub den Kopf in seinen Händen. Ein Schluchzen verließ seine Kehle und er spürte, wie jemand den Arm um ihn legte und diesmal schlug er ihn nicht weg, sondern drückte sich in die Arme der Person, die ihn umarmt hatte. Changbin.

"Es ist nicht deine Schuld, Hyung..", murmelte der Kleinere leise, welcher sich neben Minho und Hyunjin ins Auto gesetzt hatte, um den Weinenden umarmen zu können.

Ein Polizist kam auf das Auto zu, in dem die Jungs saßen. "Seid ihr die, die ange- Was ist denn hier los?", unterbrach er sich selber und nickte in die Richtung von Minho, welcher immer noch in den Armen von Changbin lag und schluchzte.

Felix wandte sich dem Beamten zu und senkte die Schultern. "Der Junge, der vorhin im Rettungswagen weggebracht wurde, ist sein bester Freund und er macht sich Sorgen um ihn..", erklärte er leise.

Der Angesprochene nickte verständlich, ehe er sich an Minho wandte. "Bist du in der Lage dazu, auszusagen oder willst du dich erstmal ausruhen?", fragte er leise.

Minho drehte sich zu ihm und wischte sich mit den Ärmeln über die Augen. "I-ich brauche eine k-kurze Pause.."

Knapp eine Stunde später saß Minho alleine in einem Raum, welcher wie eine Art Wartezimmer eingerichtet war, während Hyunjin, Changbin und Felix vorhin abgeholt wurden, um gegen die Typen auszusagen. Auch wenn sie Minho nur ungern allein gelassen haben.

Er starrte ausdruckslos auf den roten Teppich unter seinen Füßen, während er mit seinen zittrigen Händen Changbins Jacke umklammerte, welche der Jüngere ihm da gelassen hatte, falls ihm kalt wurde.

In seinen Gedanken schwirrte weiterhin nur ein Satz herum: Es ist meine Schuld.

Er wollte wissen, wie es Jeongin ergeht und ob es nur ein kurzer Anfall war oder was schlimmeres.
Was, wenn er es nicht geschafft hatte?
Was, wenn er schon tot war?
Was, wenn..

Minho wusste, dass er sich nicht sowas fragen sollte, ohne zu wissen, was passiert war. Aber wie konnte er anders?

Das Öffnen der Tür riss ihn aus seiner Starre und er sah auf. Er erblickte Hyunjin, welcher ein kleines Lächeln auf seinen Lippen trug.

"Die Männer haben gestanden. Die Polizisten fahren nun zu ihrem Versteck, um Jisung wiederzuholen. Willst du hierbleiben oder mit uns beim Eingang warten, bis sie wieder da sind?", fragte er leise und hielt Minho seine Hand hin.

Mit müden Augen sah der Ältere zu Hyunjin auf, ehe er tief Luft holte und dann Hyunjins Hand ergriff, um ihm kurz darauf aus dem Wartezimmer und in den Eingangsbereich zu folgen.

Als sie beiden Jungen Hand in Hand den Eingangsbereich betraten, sahen sie Felix und Changbin auf Stühlen am Eingang sitzen, die beiden hielten ebenfalls Händchen.

Minho und Hyunjin gingen auf die beiden zu und lösten ihre Hände, bevor sie sich zu ihnen setzten. Das Pärchen drehte sich zu den beiden Ankömmlingen, beide sahen besorgt zu Minho.

"Wie geht's dir?", wollte Changbin wissen, wobei seine Stimme ganz sanft und beruhigend klang.

Minho zwang sich, ein Lächeln aufzusetzen, als er mit "Gut" antwortete, auch wenn man an seinen geschwollenen Augen und dem matten Gesichtsausdruck erkannte, dass er log.

Hyunjin legte einen Arm um ihn und drückte ihn an sich, wogegen Minho sich nicht wehrte. Es dauerte nicht lange, dann sah er seinen Jisung wieder, aber trotzdem konnte er sich nicht freuen, ehe ihm nicht jemand sagte, dass es Jeongin gut ginge.

Plötzlich klingelte Minhos Handy, weshalb er es aus seiner Tasche zog und auf dem Display sah, wer ihn anrief. Es war Chans Nummer.

Zitternd drückte er auf den grünen Button und hielt sich das Telefon ans Ohr.

"Ja, Chan?", fragte er, wobei seine Stimme schwach und ängstlich klang.

Die Blicke der anderen drei Jungs richteten sich bei der Erwähnung von Chans Namen auf ihn. Alles was Minho vom anderen Ende des Hörers hören konnte, war ein herzzerreißendes Schluchzen, welches ihm durch Mark und Bein ging.

"Ch-Chan..?", stammelte er leise. "B-bitte sag was.."

Das Schluchzen am anderen Ende wurde immer weniger und schließlich erklang die Stimme des Älteren. "Minho.. Innie hat.. er ist.."

Und das reichte Minho, um die Antwort zu wissen. Jeongin hatte es nicht geschafft. Jeongin war tot.

Sein Handy rutschte aus seiner Hand und knallte auf den Boden, doch das interessierte ihn kein bisschen. Bevor ihn einer der Anderen zurückhalten konnte, war es schon vom Revier gestürmt und davon gelaufen.

Seine Seite stich, seine Kehle brannte und Tränen schossen ihm aus den Augen, während er einfach nur lief und lief. Minuten vergingen bis irgendwann seine Beine taub wurden und er auf den Boden knallte.

Seine Hände fingen an zu bluten und auch seine Jeans wurde teilweise von Blut getränkt, doch das alles war ihm egal. Er krümmte sich zusammen und fing einfach an, zu schluchzen.

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STRANGER ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt