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| PERFECTION |

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| PERFECTION |

Der Blick meines Vaters wanderte von mir zu dem Jungen hinter mir. Seine Blicke waren gemischt, ich war mir nicht sicher, ob es nur Wut und Enttäuschung oder auch Bestätigung mit Abneigung war, was sich in seinen Augen spiegelten. "Enya." Ich biss auf meine Zunge, sah direkt auf. "Ich möchte dich sprechen." Mein Vater lief in Richtung Leseraum, wo wir auch zuletzt unser Gespräch hatten. "Allein." Hörte man seine Stimme noch sagen, Johnny nahm mir meine Mütze ab und richtete schnell meine Haare. Meine Jacke ausziehend überreichte ich ihm diese. "Ich warte hier." Versicherte mir der Ältere, setzte sich auf die untersten Stufen unserer Treppen. Schweigend nahm ich in dem Sessel gegenüber von meinem Vater Platz, er gab kein Ton von sich und so machte ich es ihm nach.

"Bist du nicht überrascht, mich bereits vorzufinden?" Brach mein Vater die Ruhe welche den Raum füllte. "Habe ich eure 'Zweisamkeit' gestört?" Schweigen. "Eunji hatte mich kontaktiert. Sie hat nachgefragt, ob alles mit Jeremy seinen gewohnten Lauf nimmt und ich informiert wurde." Sein Kopf drehte sich von seinem Whiskey zu mir. "Möchtest du mir vielleicht jetzt schon etwas beichten, Enya?" Beschämt senkte sich mein Kopf, verschleierte mein Gesicht durch meine langen Haare. "Jedenfalls erklärte sie mir, dass sie krank geworden sei. Daraufhin kontaktierte ich Jeremy, erinnerst du dich noch an ihn? Unser Chauffeur, welcher auf dich acht geben soll, diesen Jeremy, meine geliebte Tochter." Ironie zierte jedes einzelne seiner Worte. "Dieser meinte dann, dass du ihn niemals darüber in Kenntnis gesetzt hättest." Ich schloss meine Augen, wollte am liebsten im Erdboden versinken, mich in Luft auflösen. Ich bereute es, nicht doch mit Johnny in seinem Wohnmobil geblieben zu sein, mir keinen Plan B durchdacht zu haben. Ich bereute auf einmal alles. "Was hast du dazu zu sagen? Und sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede." Meine Sicht hebend blickte ich mit zitternder Lippe zu meinem Vater. "Ich wollte einmal in meinem Leben alleine sein." Beichtete ich, halb gelogen, aber auch teilweise echt. "Alleine? Enya, du bist eine Huang, ich glaube nicht, dass du dir im Kla-.."

"Doch Vater, ich bin mir darüber im Klaren!" Mein Gegenüber stellte ruckartig sein Glas auf den kleinen Tisch neben sich. Tat dies mit so einer Wucht, dass die schwarze Glasplatte einige Risse erhielt. Erschrocken zuckte ich in das braune Leder meines Stuhles zurück. "Ich glaube, wohl eher nicht! Denn würdest du es auch nur ansatzweise realisiert haben, würdest du verstehen, wie gefährlich diese Alleingänge sein können! Weißt du, wie oft ich bereits mit ansehen musste, dass eine Familie unseres Gleichen ihr Kind mit Geld freikaufen musste, da es bedroht oder sogar entführt wurde?" Tränen bildeten sich in meinen Augen, als er mich anschrie. "Ich mache mir Sorgen Enya, du bist meine Tochter. Die einzige Familie die wir beide haben sind wir." Mir auf die Lippe beißend nickte ich, verstand seine Position durchaus. "Nun zu etwas anderem.." Beruhigte er sich langsam wieder. "Du hast dich also gegen einen Jungen unserer Klasse entschieden?" Kam er zurück auf Johnny zusprechen.

"Ja." Gestand ich leise, mein Vater seufzte laut auf. Pure Enttäuschung. Er ließ sich zurück in seinen Sessel nieder, massierte sich seine Schläfen. "Du hattest einen langen Tag, geh hoch in dein Zimmer." Entschloss der Mann vor mir, doch nachdem ich aufstand und noch bevor ich mich umdrehte, nahm ich meinen Mut zusammen. "Papa?" Sein Kopf hob sich fragend. "Weshalb verschweigst du mir, dass wir Geldprobleme haben?" Verblüfft zog er seine Brauen zusammen, wollte gerade dabei ansetzten, weshalb ich auf sowas kam, doch ich war schneller als er. "Ich hab es im Internet gelesen." Fügte ich rasch hinzu. "Veruntreuung." Saß er nun in der Zwickmühle, einer Position, aus welcher er mir nun alles gestehen musste. "Wir haben keine Geldprobleme Schätzchen." Er nahm einen Schluck. "Ja, du hast recht, ich wollte dir die ganze Angelegenheit vorenthalten, aber nicht, weil es dich nichts angehen würde. Ich habe es gemacht, da die ganze Sache sowieso so gut wie Geschichte ist."

Er war am lügen, war das was mir mein Unterbewusstsein sagen wollte, aber ich glaubte ihm. "Ja, es gab eine Veruntreuung-Geschichte mit einer Baufirma. Allerdings haben nicht wir Geld veruntreut sonder sie. Der Prozess ist bereits am laufen und bei deren jämmerlichen Anwälten haben wir den Sieg bereits so gut wie in der Tasche. Außerdem steht das Gesetz auf unserer Seite." Betonte er zum Schluss nochmals, um zu verdeutlichen, dass wir betrogen wurden und alles mit rechten Dingen verlief. Dankend nickte ich und wünschte meinem Papa noch eine gute Nacht, als er mich stoppte. "Schick Jonathan zuvor noch bitte zu mir." Bat er mich. "Ich will mit ihm unter vier Augen sprechen."

Das Johnny nicht nervös gewesen sei, wäre eine Lüge gewesen. Mein Vater wusste dies und auch er selbst wusste es. Jedoch nutzte mein Vater dieses Wissen gezielt aus, denn mit seiner kühlen Haltung und den einschüchternden Blicken, welche er eigentlich immer nur in Geschäft-Meetings aufsetzte, quälte er den Jungen noch mehr. Wollte ihn an seine Grenzen des unermesslichen bringen. War leider auch dabei dies zu schaffen, allerdings zeigte Johnny von außen nicht, wie ängstlich er im Inneren gerade war.

"Sir-.." Doch mein Vater ließ ihn verstummen. Er schenkte sich ein weiteres Glas Whiskey ein, was sein gegenüber stillschweigend beobachtete. "Ich hatte meiner Tochter gesagt, sie solle dich ersetzen." Kam es geradeaus von dem Älteren, John zeigte es zwar nicht, aber diese Worte brachen etwas in ihm. "Sie solle dich durch etwas besseres ersetzen, etwas, was ihren Ansprüchen genüge." Ein genießender Schluck des Rost-Gelblichen folgte. "Doch ich habe mich anscheinend getäuscht, anscheinend reichst du ihr tatsächlich aus." Der Jüngere schluckte den Kloß, welcher sich langsam in seinem Hals bildete, hinunter. "Schöne Jacke, die du dort trägst." Schmeichelte Chan über sein Leder. Johnny dankte meinem Vater, dieser starrte zu seinem Getränk zurück. "Ich will, dass du Enya aus euren Angelegenheiten raus hälst." Die Muskeln des Braunhaarigen verkrampften, bei diesen Zeilen. Sofort ging er alles durch, was sie jemals mit der Oberschicht zutun hatten, ob auch nur einmal der Name Huang dabei gewesen war, aber Johnny war sich sicher. Sie hatten niemals etwas mit der Familie Huang zuvor zutun gehabt.

"W-Wie bitte?" Räusperte sich der neunzehnjährige, hoffend, dass er nur was falsch interpretiert hatte. Doch seine Hoffnungen wurden enttäuscht. "Du brauchst erst garnicht zu versuchen, mich anzulügen, mein Junge. Du gehörst zu ihnen, ich weiß es." Mein Vater stand auf, lief zu einer unserer Vitrinen hinüber und öffnete diese. "Ich..ich weiß nicht, wovon Sie sprechen." Nahm er seine Brüder in Schutz, würde sie nicht verraten. Niemals. "Ich bitte dich. Neuer Golftrainer Mr. Seo?" Ein Lachen schalte die Kehle meines Vaters hinauf. "Essen gehen in dem Lieblingsbistro von mir und meiner Tochter?" Mit einem weiteren Glas in der Hand trat mein Papa zurück an den Jüngeren. "NCT ist mir nicht unbekannt, Johnny Seo." Die vorherige Belustigung war aus seinem Gesicht komplett verschwunden und nun zierte ihn nur mehr sein Pokerface. Wie immer. "Du musst mich nicht mehr überzeugen, du musst mir beweisen, dass du perfekt bist, mein Lieber. Perfekt für meine makellose Tochter. Denn wenn du ihr Schaden zufügen würdest.." Hinter seinen Sessel greifend, hielt er plötzlich mein Kleid hoch. Dies welches ich achtlos im Bad hatte liegen lassen.

Doch es sah nicht mehr so aus, wie der Stoff welchen ich hatte liegen lassen. "..würdest du brennen." Er schmiss das Kleidungsstück in Johnny's Arme, dieser hielt das nun verkokelte und mit Löchern zerstörte Kleid in seinen Händen, betrachtete es mit Entsetzen. Chan hatte es in Flammen gesetzt und er würde nicht zögern, das selbst auch mit anderweitigen 'Textilien' zu vollziehen. Johnny's Hände ballten sich zu Fäusten, zwischen ihnen, der Stoff des Kleides. Er war wütend, niemals hatte er jemals so mit sich reden lassen, doch nun war es anders. Denn er verspürte ein Gefühl des Gehorsams in der Nähe von meinem Vater und genau das faszinierte ihn. Er wollte dies lernen, er würde eines Tages ebenso sein, dass nahm er sich in diesem Augenblick vor. Leute sollten ihm Respekt erweisen, so wie er es Chan gegenüber im Moment tat. "In der Sekunde, in welcher du beschlossen hast, die Hand meiner Tochter zu halten, hast du eingewilligt, dich unseres Gleichen anzuschließen. War dir dies bewusst, Jonathan?"  Keine Minute verging, da hatte der Braunhaarige bereits seine Antwort mit einem Nicken bestätigt. Es war ihm von vornherein bewusst gewesen, mit jedem Risiko. Mein Vater konnte es nicht leugnen, er war beeindruckt bei dieser Antwort. Also schüttete er auch in das zweite Glas Whiskey ein, händigte es seinem sitzenden gegenüber aus. Johnny griff nach diesem, abwartend, schweigend. "Willkommen Johnny, auf einen zweiten Versuch." 

"Auf einen zweiten Versuch." Nahm er einen Schluck, hatte damit alles besiegelt.

Wusste, dass er sich damit eigene Handschellen anlegte.

..Fortsetzung folgt..


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⁰⁸ PRINCESS | johnnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt