Kapitel acht - Zeitreise

55 12 11
                                    

Die Umzugsschachtel füllen sich, meine Wohnung leert sich.

Keiner hätte es gedacht, doch ich wage den Schritt - den Schritt zurück zu meiner Familie. Lange ist es her, wo ich sie das letzte mal gesehen hatte. Weder habe ich den Kontakt zu meinen Eltern, noch zu meinen Geschwistern gepflegt. Sie waren plötzlich nicht meine Priorität im Leben, nicht von Bedeutung. Die Zeit ist rasant an mir vorbei gegangen, dass ich glaube, zu träumen - dem ist leider nicht so.

Tatsächlich werde ich gehen und diesmal gibt es niemanden, der mich aus dem Loch ziehen würde. Bei dem Gedanken schlucke ich schwer. »Wir werden das gemeinsam durchstehen, Donjeta, verstanden?«, schwirrt mir die sanfte Stimme von Leonard durch den Kopf. Eine Kälte umgibt mich, die ich seit langem nicht mehr verspürt habe. Keiner würde mich retten können, niemand.

Ich atme tief ein und aus, um mein rasendes Herz im normalen Takt zu bringen. Alles zu seiner Zeit, Donjeta.

Mein Blick schweift zu meiner Wanduhr hinauf und ich stelle fest, dass es allmählich Abend geworden ist. Ich entscheide mich dazu, etwas essen zugehen, da ich seit dem frühen Morgen auf den Beinen stand. Ich ziehe mir einen beliebigen Pullover rüber und schlüpfe in meine weissen Schuhe rein. In dem berühmten türkischen Imbissstand angekommen, lasse ich mich schnaufend auf einen Stuhl fallen. Die Menschen um mich herum, werfen mir komische Blicke zu, die ich jedoch gekonnt ignoriere. Für Essen würde ich um die ganze Welt reisen.

Sehnsüchtig beisse ich in meinen Döner hinein, dabei kann ich mir ein genüssliches Stöhnen nicht verkneifen. Das ist sowas von nötig gewesen!

Mein Blick schweift zu einem lachenden Paar hinüber, beide ungefähr um die 16 Jahre alt. Ein kleines Lächeln schmückt meine Lippen. Ich erinnere mich an die Zeit zurück, als Leonard und ich ungelogen einmal in der Woche zu diesen Imbissstand herkamen, nur um den berühmten Döner zu essen. Einfach nur herrlich. Doch nicht nur der berühmte Döner war es, der uns hierhin gelockt hat, sondern auch die schöne Aussicht Abends auf Frankfurt.

Rückblick:

"Hey, du hast hier etwas!"

"Was denn?!", verwirrt, ziehe ich meine Augenbrauen zusammen.

"Hier, an deinem rechten Mundwinkel.", macht mich Leonard darauf aufmerksam.

"Wo denn?", verzweifelt suche ich nach dem Fleck, doch vergebens.

"Warte, gleich hab ichs.", sachte streicht Leonard mit seinem Daumen, den Fleck von meinem rechten Mundwinkel weg.

"So. Jetzt bist du Fleckenlos.", das hinreissende Lächeln von Leonard strahlt mir entgegen.

Eine Wärme umgibt mich. Ich fühle mich geborgen. Geborgen in seinen Händen. Und das erste mal in meinem Leben, fühle ich mich als Mensch in jeglicher Hinsicht wertgeschätzt.

"Danke.", peinlich berührt, senke ich meinen Blick zu Boden.



Rückblick Ende.

Stumm grinse ich vor mich hin. Die Tränen kann ich nicht zurückhalten und sie schreiten ihren Weg weiter fort. Wie schön es doch wäre, Leonard. Nur wir zwei, ganz alleine - so wie wir es immer wollten. Stattdessen sitze ich nun hier alleine, ohne dich, suchend auf Frankfurt blickend, in der Hoffnung, irgendein Lebenszeichen von dir zu sehen, vergeblich.

Ein plötzlicher Drang laut Aufzulachen überkommt mich, doch ich halte meine Hände instinktiv vor dem Mund.

"Lieber Gott ich bin alleine. Ich bin wortwörtlich alleine gelassen worden."

Hello beautiful people

Ich hoffe euch geht es gut! Ich bin so schockiert, wir haben bald die 400 Leser erreicht, vielen lieben Dank an jedem einzelnen von euch! Love you much. ❤️

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen.

Eure teduangel 🌻

Nah und FernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt