Kapitel 18 - Die Erlösung

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Die Sicht von Faton:

Ich sehe, wie die Energie ihren Körper verlässt und sie vor mir zu Boden fällt. Ein lauter Aufprall ertönt und ich zucke erschrocken zusammen. Ich zittere am ganzen Leibe und lautlose Tränen laufen mir die Wangen hinunter.

Die Waffe gleitet mir, unbemerklich, aus den Händen. Die Mordwaffe, mit der ich Donjeta das Ende gesetzt habe.

Das Blut, meiner mal einzigsten grossen Liebe, klebt nun ein Leben lang an meinen Händen.

So absurd es auch klingen mag, war dies der Liebesbeweis, den ich Donjeta gab.
Ich habe ihr die Erlösung geschenkt, nach der sie gesucht hat und nun findet sie diese im Sternenhimmel - an dem Ort, an dem sie ihre Ruhe immer fand. Die Erlösung vor den unerträglichen Schmerzen.

Gebannt starre ich auf die Blutlache, die sich langsam unter ihr bildet.

Ich spüre eine Leere in mir. Nicht die Befreiung, die ich mir erhofft habe. Nicht die fallende Last, die von meinen Schultern fällt. Nichts davon.

Jeder Muskel in meinem Körper spannt sich an und ich bleibe an Ort und Stelle verwurzelt stehen. Die Zeit tickt, doch ich bleibe in Trance versteinert.

Ein grässliches Lachen verlässt meine trocken gewordenen Lippen. Ich beisse mir auf die untere Lippe und vernehme den Geschmack von Metall.

»Verdammt!«, schreie ich sauer auf und raufe mir gestresst die Haare.

»Wo ist das tolle Gefühl, welches mich überkommen sollte, wo ist es nur?«, schreie ich lauter und balle meine Hände zu Fäuste.

Mein Brustkorb hebt und senkt sich schnell und mein Herz arbeitet auf Hochtouren. Ich spüre meinen Puls bis zum Hals hin pulsieren.

»Es ist alles deine Schuld, hörst du? Alles deine Schuld.«, meine Knien geben nach und ich falle vor ihrem leblosen Körper hin.

»Wäre alles nicht soweit gekommen, Donjeta. Ich habe dich so sehr geliebt, verdammt, ich tue es immer noch - jede Minute, jede Stunde. All die Jahre, an denen ich dein wunderschönes Gesicht nicht zu Sehen bekam, sind für mich verlorene Jahre!«, ein Schluchzer entweicht mir, von meinen Lippen und ich lasse meinen Gefühlen freien Lauf.

»Verdammt, was habe ich bloss getan?!«, ich stupse sie an den Schultern, überall, doch die reagiert nicht. Keinen einzigen Millimeter.

»Komm schon, Donjeta, steh auf!«, doch wieder folgt nichts, ausser Bewegungslosigkeit.

»Bitte lieber Gott, lass sie nicht sterben!«, grosse Verzweiflung kommt in mir auf und ich schreie mir die Seele aus dem Leibe.

Mein Schluchzen wird lauter und ich nehme ihren leblosen Körper in die Arme. Ich schmiege meinen Kopf in ihre Halsbeuge und suche nach ihrer Wärme. Die Wärme, die mir immer Schutz und Geborgenheit gab.
Ich brauche gerade nichts sehnlicheres als deine Wärme, Donjeta.

Ihr Körper ist jedoch kalt und blass.
Beinahe schon Tod.

Erschaudert, betrachte ich ihr wunderschönes Gesicht. Es verliert an Farbe und es ist Eiskalt.
»Es ist nutzlos, ihre letzten Minuten haben bereits geschlagen.«, hallt mir der schreckliche Gedanke in den Ohren, den ich nicht wahrhaben möchte.

Perplex lasse ich ihren Körper zu Boden fallen und stütze mich langsam von der Erde ab.
Ich halte meine Hände an die Stirn und schüttele weinend den Kopf.

»Das darf nich wahr sein, das darf alles nicht wahr sein!«

Panisch suche ich nach der Waffe und erblicke sie. Ich nehme sie zur Hand und Ziele an meine Brust hin. Dort, wo sich mein schlagendes Herz befindet, dass nun mit grösserem Schmerz, als je zuvor, erfüllt ist.

Ich schliesse die Augen und drücke ab.

Ich warte auf das Gefühl der Befreiung, doch es geschieht nichts. Die Waffe hat keine Patronen mehr.

Wutentbrannt werfe ich die Waffe zu Boden.

Ich hole mein Smartphone aus meiner hinteren Hosentasche, um den Notruf zu wählen.

Ich muss hier weg.

Die Schuldgefühle stauen sich, doch ich muss
das Weite suchen. Mir bleibt keine andere Wahl übrig.

Ich fange an um mein Leben zu rennen.
Ich bin nicht mehr aufzuhalten.

Ein letztes Mal, blicke ich zu ihrem leblosen Körper zurück. Ich schlucke schwer.

»Ich werde dich nie vergessen.», hauche ich, obwohl ich weiss, dass sie mich längst nicht mehr hört.

Ich nehme das Geräusch von einer Strasse wahr. Ich steure auf die Strasse zu und sehe, dass es mit vielen Autos belebt ist.
Wie auf Knopfdruck, renne ich auf die Strasse.

Ein rasendes Auto kommt auf mich zu und nähert sich von Sekunde zu Sekunde.

Ich atme tief aus. Ich muss es tun. Für uns.

Ich hebe die Arme und bleibe an Ort und Stelle verwurzelt stehen. Die hellen Lichter des Autos leuchten mir ins Gesicht und ich lächle.

Ich schaue in den Sternenhimmel hinauf und sage: »Nun bekomme ich meine Erlösung, Donjeta. Wir sehen uns, dort oben.
Ich liebe dich, mein Engel.»

•••

Es ist Mitternacht und endlich bin ich einigermassen zufrieden mit diesem Kapitel. Ich habe gefunden, dass Mal eine Sichtweise von Faton nötig war. Wie fandet ihr das Kapitel? Lasst mir gerne eure Meinungen und Wünsche da. Love you. ❤️

Eure teduangel 🌚

Nah und FernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt