Kapitel neun - Home sweet home

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Tief atme ich ein und aus, bevor ich die Klingel der Haustüre betätige. Jetzt gibt es kein zurück mehr!

Kleine Schritte setzten sich in Bewegung. Mein Körper bleibt starr stehen. Ist das die richtige Entscheidung? Um ehrlich zu sein, weiss ich es selber nicht. Mit meiner gefällten Entscheidung erleichtere ich entweder meine jetzige Lebenslage oder ich schmeisse mich mit eigenem Willen ins Höllenfeuer rein. Die Chance steht 1 zu 1.

Die Schritte werden lauter, bis sie vor der Haustüre halt machen. Ich schlucke den grossen Klos hinunter, der mich zu Erstricken drohte. Die Türklinke wird langsam runtergedrückt - meiner Ansicht nach viel zu langsam. Die Haustüre wird ein Stücken weit geöffnet und ich erblicke die ängstlichen Augen meines 8 jährigen Bruders. Ein unerträglicher Schmerz durchzuckt meinen Körper und lässt mich scharf die Luft einziehen. Verdammt, er ist so gross geworden!

Schluchzend lasse ich mich in die Arme meines kleinen Bruders fallen. Wie konnte ich nur keinen einzigen Gedanken an ihn verschwenden? Wie konnte ich nur so dreist sein? So dreist, gegenüber meiner Familie, mein Herz und Blut. Ich will nicht wieder zurückgehen, zurück zu diesem Monster!, kommen mir meine Gesagten Worte in Erinnerung. Und abrupt macht es Klick. Nicht er ist das Monster, sonder ich bin es. Ohne Erbarmen, liess ich meine Familie hinter mir stehen, ohne sich dabei Gedanken über die fatalen Folgen zu machen. Das war schwach - nein mehr als das.

"Donjet.", die kindliche Stimme reisst mich aus meinen Gedankenkreisen. Tränenüberströmt, lasse ich von ihm ab und blicke in seine grossen braunen Augen. "Ja, mein Schatz?", bringe ich rau über meine Lippen. "Wo warst du so lange?", Verwirrung spiegelt sich in seinen Augen.  Wenn ich das doch selber wüsste. Ich war verschwunden in der Dunkelheit, stets wartend auf ein Lebenszeichen von Leonard. Wie lächerlich. Ich hatte auf ein Lebenszeichen gewartet, obwohl mein Kopf bereits wusste, dass die letzte Stunde für Leonard geschlagen hat. Mein Herz wollte das jedoch nicht akzeptieren und hoffte weiter.

"Ich hatte viel zutun.", lüge ich und rapple mich vom Boden auf. "Weisst du, wo Mama ist, Edi?", frage ich verwundert nach. "Nö.", ehe ich mich versehe, rennt Edi hastig die Treppen rauf. Schmunzelnd blicke ich ihm nach.

Mein Blick schweift durch unser Haus und ich laufe einige Schritte rein. Eine Wärme umgibt mich. Ich habe es vermisst, hier zusein. Viele schöne Erinnerungen gehen mir durch den Kopf und ich lächle traurig. Wäre es nur nicht soweit gekommen.

"Edi, bist du Zuhause?", ertönt plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir. Eine Gänsehaut überkommt mich und ich bleibe geschockt stehen. Seine tiefe Stimme.

Tränen stauen sich in meinen Augen und ich halte meine Hände vor dem Mund, um nicht laut Schluckzen zu müssen. "Edi, ku je?" (Wo bist du), das wundervolle Lachen von ihm dröhnt in meinen Ohren und lässt meine Beine beben. "Ktu jam!" (Hier bin ich), voller Freude rennt Edi die Treppen runter. Liebevoll nimmt er Edi in die Arme und dreht sich schwungvoll im Kreis. Stützend halte ich mich an die Wand fest, da ich drohe, jede weitere Sekunde umzukippen.

"Ich habe dich vermisst.", sagt er und verpasst Edi einen grossen Schmatzer auf die Backe. "Ih, Durim, hör auf." "Ist ja gut, ich höre schon auf.", neckt dieser ihn und lässt ihn wieder auf den Boden ab.

Ich nehme tief Luft und versuche einen klaren Kopf zu fassen. Langsam bewegen sich meine Füsse vorwärts, mein Herz pocht laut und es droht mir aus der Brust zu springen. Durim ist auf sein Smartphone konzentriert und scheint meine Anwesenheit noch nicht gemerkt zu haben. "Durim?", gebe ich leise von mir. Verwundert schiessen die hellen Augen meines Bruders in die Höhe. Aus Verwunderung entsteht Sprachlosigkeit. "Was willst du hier?", fragt er entsetzt.

Ein grosser Schmerz durchfährt meinen Körper. War das alles, was er mir zu sagen hatte?

"Darf man seine Familie nicht mehr besuchen kommen?" "Doch natürlich, nur kam das gerade unerwartet." "Klar." Eine unangenehme Stille umgibt uns, was in unserem Haushalt nicht denkbar ist. "Wollen wir uns setzten?", fragt Durim nach und bricht somit das Eis zwischen uns. "Ja, können wir."

Lange sehen wir uns stumm in die Augen. Mein Bruder und ich haben keinerlei Ähnlichkeiten. Er hat dunkles Haar und helle Augen. Mit seinem Aussehen raubt er vielen Frauen den Verstand, das steht sicher. Ich habe helles Haar und dunkle Augen. Wir sind wie Tag und Nacht, hiess es von unserer Mutter, wo wir kleine Kinder waren.

"Weiss Mama, dass du hier bist?", reisst Durim mich aus meinen Gedankenkreisen.

"Ja. Es war ihre Idee hierher zu kommen." "Na dann, sie ist noch nicht Zuhause." "Das sehe ich." "Ja.", sagt er abschätzig. "Ich muss jetzt los, vielleicht sehen wir uns Abends noch." "Ja, wahrscheinlich. Gut, bis später." "Ja, bis später.", huscht er davon und lässt die Haustür ins Schloss fallen.

Wie von der Tarantel gestochen, taucht ein Gedanke auf, der mich mulmig werden lässt.

Ich bin nicht weiter Mitglied dieser Familie, sondern nur noch ein normaler Gast, wie jeder andere, der kommt und später wieder geht.

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Hallo, endlich melde ich mich wieder nach 100 Jahren. Ich weiss nicht, was los war, aber ich hatte keine Ideen mehr und auch nicht wirklich Lust zu Schreiben. Ich hoffe, dass noch irgendjemand am Start ist. Es tut mir ehrlich leid. So, jetzt fängt meine Geschichte an langsam Farbe anzunehmen. Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Ein schönes Wochenende.

Eure teduangel 🌻

Nah und FernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt