Kapitel sieben - Kein Entkommen

51 13 10
                                    

Mein Atem stockt. Mein Herz steht still. Sekunden, Minuten verharren wir in dieser Position. Meine Augen mustern ihr Gesicht. Sie hat sich kein Stück verändert. Sie ist das exakte Ebenbild von mir.

Ohne Vorwarnung drängt sie sich an mir vorbei. Überrumpelt blicke ich ihr hinterher. Ihre Augen schweifen durch meine Wohnung umher und bleiben an den leeren Alkoholflaschen hängen, die verstreut auf den Boden liegen. Missbilligend, wirft sie mir einen Blick zu.

"Was willst du hier?", bringe ich endlich etwas aus meinem Munde.

"Dich besuchen kommen.", gibt sie knapp von sich.

"Wie ich sehe, hast du dein Leben immer noch nicht in den Griff bekommen.", belustigt, schüttelt sie ihren Kopf.

"Kann dir doch egal sein.", entgegne ich flüsternd.

Mit grossen Schritten kommt meine Mutter auf mich zu. Ihre Augen schauen tief in meine. Aus ihrer Augen ist nichts anderes, ausser grosse Enttäuschung zu lesen. Voller Scham mich in diesem Zustand erwischt zu haben, lasse ich meinen Kopf hängen.

"Donjeta.", haucht meine Mutter. Viele Messerstiche bohren sich langsam in meinem Herzen ein.

"Komm wieder Nachhause."Geschockt hebe ich meinen Kopf an. Ich sehe das Glitzern in ihren Augen und sofort machen sich Schuldgefühle in mir breit.

"Wir vermissen dich alle.", eine Träne kullert ihre Wange hinunter, die ich sofort mit meinem Daumen wegwische.

"Ich kann aber nicht.", sage ich zitternd.

"Doch, du kannst.", schluchzt sie laut auf. Mein Brustkorb engt sich ein und nimmt mir jegliche Luft zum atmen weg.

Ich setzte mich langsam auf einen Stuhl hin. Ich lasse alles Gesagte noch mal durch meinen Kopf gehen. Ich kann nicht, das wäre ein Freiticket in den Tod.

"Babi will mich nicht. Für ihn existiere ich als Tochter nicht mehr." (Papa)

"Das stimmt nicht! Er liebt dich genauso fest, wie am ersten Tag!" Lachend schüttele ich hastig den Kopf.

"Mach dir nichts selber vor, Mama."

"Verdammt! Siehst du nicht, wie du immer weiter in den Abgrund fällst?", erhebt meine Mutter plötzlich ihre Stimme, was meinen Körper abrupt erschaudern lässt.

"Ich -", setzte ich an, doch sie unterbricht mich.

"Dein Vater und ich haben so viel für dich gekämpft. Wir hatten keine grossen Anforderungen an dich, nur, dass du deine Schule fertig machst und einen anständigen Mann fürs Leben findest. Doch was machst du? Stattdessen bist du mit dem Bastard Leonard abgehauen!"

Jeder Muskel in meinen Körper spannt sich an. Meine Hände balle ich zu Fäuste. Wutgeladen stehe ich vom Stuhl auf und laufe einige Schritte auf meine Mutter zu.

"Schämst du dich nicht? Schämst du dich nicht, den Namen eines Toden in den Mund zu nehmen?!"

Verwunderung spiegelt sich in den Augen meiner Mutter ab, die sich jedoch schnell zu Feuer entfacht.

"Hebe nie wieder deine Stimme vor mir.", bringt sie ruhig über ihre Lippen.

Stille.

"Ich habe deine Wohnung gekündigt. Du hast eine Woche Zeit, um all deine Sachen zu packen. Nächste Woche erwarte ich dich bei uns Zuhause, ohne Widerrede.", meine Mutter steuert zur Haustür zu und lässt diese laut ins Schloss fallen.

Nächste Woche erwarte ich dich bei uns Zuhause, ohne Widerrede., hallen ihre Worte in meinem Kopf. Unglaubwürdig schüttele ich meinen Kopf. Das darf alles nicht wahr sein! Ich will nicht wieder zurückgehen, zurück zu diesem Monster!

Ich setzte mich wieder auf dem Stuhl hin. Meine Beine umschlinge ich ganz fest mit meinen Armen, als hänge mein Leben davon ab, als würde dies mein einziger Anker im Leben sein. Und wieder wurde mir bewusst, dass ich abhängig war. Abhängig von allem und jedem.

Wie ich sehe, hast du dein Leben immer noch nicht in den Griff bekommen. Ein Schmerz durchzuckt meinen Körper. Mein Körper schreit regelrecht nach Hilfe, doch keiner hört ihn, ausser ich selbst.

Und so zerfalle ich wieder in Selbstmitleid, wissend, das mein Leben in der Macht meiner Eltern liegt. Egal, was ich auch versuchen mag.

So, hello beautiful people

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!
Love you. ❤️

Eure teduangel 🌻

Nah und FernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt