6. Kapitel

769 17 5
                                    

*Luna pov.*

Nach nicht all zu langer Zeit, kommen wir schließlich am See an. Die Anderen bestehen darauf, eine Pause zu machen, obwohl ich eigentlich nur so schnell wie möglich ankommen, und dieses Spiel gewinnen will.

Ich will nach Hause, will meine neuen Freunde wiedersehen, und skaten. Ich will wieder arbeiten gehen, und mein eigenes Geld verdienen. Doch den Anderen scheint es genau andersrum zu gehen. Sie wollen um keinen Preis so schnell zurück.

Sie haben Leon schon lange wieder als Anführer akzeptiert, doch das will ich um keinen Preis. Für die Anderen hat er die wilden Kerle verlassen, und hat nun bewiesen, dass er doch ein wilder Kerl ist. Damit sind sie zwar völlig im Recht, aber sie vergessen mich dabei. Denn er hatte nicht nur die Mannschaft verlassen.

Nein als er ging, verließ er mich genauso. Dann, als ich ihn am meisten brauchte, wandte er sich von mir ab, und ließ mich mit meinen Ängsten alleine. Er hat vielleicht bewiesen, dass er ein wilder Kerl ist, doch nicht dass er sich verändert hat.

Müde kuschle ich mich in Julis Arme. Er hat eine Decke ausgebreitet, auf die wir legen konnten. ,,Schlaf ein bisschen, ich wecke dich, wenn wir weiterziehen.", flüstert er liebevoll, und streicht über meine Haare. Dankbar sehe ich ihn an, und schließe dann meine Augen.

Durch die Geräusche des Lachens, das von allen anderen kommt, und begleitet von Julis Hand, die sanft meinen Kopf streichelt, falle ich schnell in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

,,Lu! Steh auf, wir müssen weiter!", höre ich Julis Stimme, und spüre, wie ich wachgerüttelt werde. Verwirrt sehe ich mich um. Ich brauche ein Weile, um mich daran zu erinnern, wo ich bin. Dann nicke ich, noch halb im Schlaf, und stehe auf.

Wie die Anderen steige ich auf mein Rad, und fahre schweigend neben Juli her.

,,Gib dir doch 'nen Ruck, Kleine. Leon liebt dich. Und ich weiß, dass du ihn auch liebst. Ich sehe doch, wie du ihn ansiehst. Du musst nur über deinen Schatten springen, und zu ihm vorfahren. Dann geht alles von allein.", sagt dieser plötzlich vorsichtig.

Ich spüre Traurigkeit in mir aufsteigen. Juli hat irgendwie recht. Ich bin verliebt in Leon, diesen unnützen Verräter. Doch ich habe Angst. Angst, wieder einmal verletzt zu werden. Ich will nicht, dass ein Junge, dem ich alles anvertraue, mit einem Ruck alles zum Einsturz bringen kann. Leon hat das geschafft. Und trotz aller Zweifel trete ich ein bisschen schneller in die Pedale, bis ich neben Leon fahre.

,,Hey.", murmle ich leise, und Leon fährt herum. Ich zucke zusammen. Doch als er mich sieht, schleicht sich ein Lächeln auf seine Lippen.

,,Lu.", haucht er und ich nicke. ,,Tut mir leid wegen vorhin.", sagt er nach einer Weile der Stille, und ich räuspere mich.

,,Mir auch. Ich wollte dich nicht schlagen.", gebe ich zerknirscht zu, auch wenn es nicht ganz die Wahrheit ist. Nur zu gerne hätte ich ihm meine Faust ins Gesicht gedonnert, sodass er von seinem Egotrip runter gekommen wäre.

,,Auch wenn ich's echt verdient hätte.", grinst Leon schief, und ich muss ebenfalls grinsen. ,,Ja, das hättest du.", antworte ich. Wow, das ist das längste Gespräch das ich mit ihm hatte, ohne dass ich ausgerastet bin. Danach ist es wieder still.

,,Woher weißt du überhaupt, wohin wir fahren müssen?", frage ich nach einer Weile. ,,Vertraust du mir etwa nicht?", fragt Leon und ich muss mir ein: ,,Nein, absolut nicht" verkneifen. Stattdessen sehe ich ihn nur misstrauisch an, und er seufzt.

,,Wenn ich dich in einem Wettrennen schlage?", fragt er dann grinsend. ,,Dann überleg' ich's mir vielleicht.", antworte ich zögernd, und merke, dass Leon schneller in die Pedale tritt. Ich beginne ihm nach zu fahren, und lache laut auf, als ich ihn nach kurzer Zeit überhole.

Wir rasen um die Kurven, dass der Dreck hochspritzt, und fahren, als ginge es um unser Leben. Als wir vor einem großen Maisfeld ankommen, bleiben wir kurz stehen. Leon sieht mich fragend an, und ich nicke grinsend. Dann treten wir wieder in die Pedale, und fahren in das Maisfeld.

Eine kurze Zeit lang sehe ich Leon, dann ist er verschwunden. Triumphierend bleibe ich stehen, als ich das andere Ende des Feldes erreicht habe. Doch als Leon nach fünf Minuten nicht auftaucht werde ich unsicher. Wo ist dieser Dummkopf?

,,Leon? Leon? Leon! Komm raus! Das ist nicht witzig!", rufe ich wütend. Ich steige auf mein Rad, und fahre langsam zurück.

Plötzlich, wie aus dem Nichts, stehe ich auf einer kreisrunden Fläche, mitten im Feld. Hier sind keine Pflanzen. In der Mitte steht etwas, dass aus sieht wie so ein Marterpfahl bei den Indianern. Daneben liegt ein Zettel.

Zitternd lasse ich mein Rad fallen, und stolpere auf den Zettel zu.

,,Bitte, lass es nicht dass sein wofür ich es halte!", bete ich leise, und hebe den Zettel auf. Ich falte ihn auseinander, und als ich ihn lese, strömen die Tränen schon längst über mein Gesicht.

,,Es tut mir leid.", wispere ich leise den ersten Satz des Briefes und schluchze. Schweigend lese ich den Rest des Briefes. Als ich fertig bin lassen meine Beine nach, und ich falle auf den Boden. Zitternd sitze ich so, bis ich wie durch Watte Julis Stimme höre.

,,Lu? Was ist passiert? Wo ist Leon?", fragt er besorgt, und sieht mich fragend an. ,,Abgehauen.", krächze ich monoton, und starre auf den Boden. Dann stehe ich auf und laufe zu meinem Rad.

,,Lasst uns gehen! Ich wusste es war eine schlechte Idee ihm zu vertrauen. Ich muss hier weg!", schluchze ich, und steige auf mein Rad, sehe die Anderen abwartend an.

,,Gut, dann gehen wir. Aber dahin wo er-", Juli zeigte auf den Geheimversteckfinder. ,,- uns hinführt!" Ich lache bitter auf. ,,Ach bitte! Leon ist weg! Den findet nicht Mal das blöde Ding da!", sage ich, und versuche meine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen.

,,Bitte, Lu. Lass' es uns wenigstens versuchen.", bittet Juli, und legt mir sanft seine Hand auf meine Schulter.

,,Ja, wir gucken auch nicht!", grinst Raban. Ich kann mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

,,Na gut. Ich mach das nicht für Leon. Der kann schmoren wo er will. Ich mach das ganz alleine für euch.", gebe ich nach, und Juli drückt mir das Gerät in die Hand.

Ich lasse mich im Schneidersitz auf den Boden plumpsen, und die Anderen tuen es mir gleich. Mit eine Handbewegung deute ich ihnen sich umzudrehen.

Dann beginne ich langsam zu tippen. ,,Wo ist derjenige, den ich am meisten...", den Rest behalte ich für mich. Nichts passiert.

Enttäuscht drehen sich die Jungs um. Doch dann beginnt der Geheimversteckfinder zu piepen. Juli springt auf. ,,Supergenial!", ruft er, und ich grinse zuversichtlich. Leon, wir kommen!


*Ein neues Kapitel! Ich hoffe es gefällt euch ein bisschen. Habt einen wunderschönen Tag!😊😘*

Dwk und Luna gegen die biestigen BiesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt