Stunden später waren Miller und John wieder auf der Polizeistation.
Der D.I. saß auf einer Bank im Empfangsbereich und John stand neben ihm. Er schaute besorgt auf ihn hinab.
Der Tag saß ihm tief in den Gliedern und er war müde, aber er wusste, wenn er sich jetzt hinsetzte würde er mit seinem besten Freund nicht mehr mithalten können. Das konnte er zwar auch im vollständig wachen Zustand nicht, aber zumindest versuchen konnte er es.,,Könnten Sie mir einen Kaffee holen, John?", fragte Miller.
,,Ich glaube nicht, dass... Ihr Herz..." John seufzte. ,,Na gut."Er brachte ihm einen Becher mit der dampfenden Flüssigkeit. ,,Schwarz?"
,,Ja, danke", erwiderte Miller und nahm den Kaffee entgegen.
Sherlock kam in diesem Moment die Treppen zu ihnen heruntergestürzt.Er war schon vor ihnen zurückgefahren, um das Blut, das sie gefunden hatten, analysieren zu lassen. ,,Sie hatten recht!", rief er lautstark.
,,Womit?", fragte John verwirrt.
,,Nein, nicht Sie, Miller!" Er fuchtelte mit den Händen herum. ,,Das Blut. Es ist nicht ihres. Es ist von einem Tier. Es war nur eine Nachricht!"
Erleichtert sah John zu Miller, doch dieser sah immer noch angespannt aus. ,,Eine Nachricht?"
John sah besorgt zu Sherlock.
,,Das Blut kommt von einem Pfau."
,,Ein Pfau? Gibt es hier in der Stadt einen Tierpark?", fragte John.
,,Nein, aber eine Fleischerei, die außergewöhnliches Fleisch verkauft", fiel Miller ein und sprang von der Bank auf, dabei verschüttete er seinen Kaffee über sein Hemd. ,,Mist!" Er sah an sich herunter. Ein brauner Fleck zierte sein hellblaues Hemd.
,,Ziehen Sie sich um, wir fahren zu der Fleischerei. Das haben Sie sowieso nötig", sagte John.
Miller nickte widerwillig und gab ihnen die Adresse.______
Angekommen standen Sherlock und John vor verschlossener Tür. ,,Geschlossen wegen Urlaubs", las John von dem Schild, das an ihr hing, vor. Sherlock suchte währenddessen in seiner Manteltasche nach einem Draht. Er wurde relativ schnell fündig und begann das Schloss zu knacken. John sah sich derweile um, damit sie niemand beobachtete.
Der Detektiv kommentierte seinen Erfolg mit einem euphorischem ,,Ha!", als er die Tür öffnete.
Die beiden traten ein.
Die Fleischauslage war leer und das einzige Geräusch, das die beiden hören konnten, war das leise surren des Kühlraumes. Sie sahen sich um, doch konnten niemanden finden.
Sherlock hielt inne. ,,Warte. Wenn kein Fleisch hier gelagert wird, während sie im Urlaub sind, warum läuft dann die Kühlanlage?"
Er sah sich im Raum um und entdeckte eine schwere Tür, die sehr nach Kühlung aussah. Er öffnete sie und die beiden sahen in den Raum dahinter hinein. Der Raum war leer, bis auf ein in Plastik eingewickeltes, ziemlich großes, unförmiges Paket in der hinteren rechten Ecke. Es war teilweise an der Wand angelehnt. Langsam gingen sie auf es zu. Zögerlich zog Sherlock die Folie am oberen Ende ein Stück zur Seite.Lousians von Eiskristallen besetztes Gesicht starrte sie an. Ihre Augen waren trüb und ebenfalls gefroren. Sie saß angelehnt an der Wand da, eingewickelt in die Folie
,,Wir sind zu spät, sie ist bereits erfroren."
Da hörten die beiden die Einganstür des Geschäftes.
,,Sorgen Sie dafür, dass Miller das hier nicht sieht!", wies Sherlock John hektisch an und versuchte die Folie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu bringen, doch der D.I. war schneller als erwartet und stand bereits im Raum. Sherlock sprang auf.,,Oh Gott! Nein, nein!" Miller wollte auf sie zugehen, doch John hielt ihn ab, indem er ihn am Arm packte.
,,Bleiben Sie hier."
,,Nein", hauchte Miller gequält. ,,Nein", wiederholte er noch leiser. Er ließ die Folie nicht aus den Augen. Tränen liefen an seinen Wangen herunter und seine Augen verfärben sich rötlich. Er schien John nachzugeben und sich von ihm aus dem Raum ziehen zu lassen, doch dann riss er sich plötzlich mit einem kräftigen Ruck los und kniete sich vor seine Frau. Er zog die Folie wieder zur Seite und betrachtete ihre leblosen Augen. ,,Es tut mir Leid! Es tut mir so Leid!", flüsterte er verzweifelt und lehnte sich an ihre eingepackte, kalte Schulter.
Sherlock sah hilflos zu John, dieser blickte jedoch nur besorgt zu dem D.I.
,,Wir sollten Verstärkung rufen", sagte John niedergeschlagen. Er wählte den Notruf auf seinem Handy, als Sherlock etwas bemerkte.
,,John? Er bewegt sich nicht mehr. Er hat einen Anfall!" Der Detektiv suchte die Jackentasche des D.I.s ab, doch er konnte keine Tabletten finden.
,,...Und wir brauchen sofort einen Krankenwagen!", rief John ins Telefon.
Sherlock legte Miller derweile auf den Boden und begann mit der Herzdruckmassage.______
Nur wenige Minuten später waren laute Sirenen vor der Fleischerei zu hören. Die Rettungskräfte des Notarztes stürmten in den Kühlraum und nahmen Miller mit, die Polizei sicherte den Tatort.
Sherlock untersuchte die Leiche. Er fand, genau wie bei den anderen Opfern, ein Strangulationsmal am Hals, einige andere Verletzungen an Armen und Beinen und zuletzt noch zahlreiche Erfrierungen. Einer der Polizisten machte mit einer Kamera Aufnahmen vom Tatort.
John schüttelte deprimiert den Kopf. ,,Wie viele sollen es noch werden?
,,Keiner mehr. Tadfield wird diesmal nicht davonkommen", erwiderte Sherlock und erhob sich wieder.
John nickte hoffnungsvoll. ,,Lassen Sie uns ins Krankenhaus fahren."
,,Ja, tun wir das", erwiderte Sherlock, mit einem weiteren Blick auf die, nun abgedeckte, Leiche.______
Im Krankenhaus fragten die beiden die Empfangsdame, eine andere als das letzte Mal, in welchem Zimmer der D.I. liegen würde.
,,Sind Sie Verwandte?", fragte die Empfangsdame skeptisch.
,,Ich bin sein Bruder und er sein Ehemann", erwiderte Sherlock mit einem Blick zu John, der seine Emotionen gerade nur schwer zurückhalten konnte.
,,Können Sie sich ausweisen?", fragte die Frau weiter.
,,Wir sind so schnell losgefahren, dass wir keine Papiere mit haben", erwiderte John schulterzuckend, während er Sherlock verächtlich ansah.
Die Frau musterte die beiden skeptisch, gab dann aber
nach: ,,Ausnahmsweise."______
,,Sein Ehemann?!", fragte John empört, als sie durch den Flur in Richtung Millers Zimmer gingen. ,,Hätten wir nicht beide seine Brüder sein können?"
,,Es ist offensichtlich, dass er Einzelkind ist. Ich wollte es nicht übertreiben", erwiderte Sherlock ernst, worauf John schwieg. ,,Und Ihr Gesicht war unbezahlbar", grinste Sherlock auf einmal.
John sah ihn beleidigt an und wollte gerade etwas sagen, als Sherlock ihm zuvor kam: ,,Da ist das Zimmer." Er öffnete die weiße Tür und trat herein.Drinnen war Miller gerade damit beschäftigt sich von den Kanülen und den Kabeln zu befreien und sich wieder seine normale Kleidung anzuziehen. Er sah blass aus und seine Bewegungen wirkten schwach, aber ruckhaft. Er bemerkte durchaus, dass Sherlock und John in das Zimmer gekommen waren, aber es war ihm schlichtweg egal.
John versuchte ihn abzuhalten: ,,Sie haben Bettruhe verordnet bekommen-"
,,Lassen Sie mich", unterbrach ihn Miller und warf sich sein Sakko über seine hängenden Schultern, sodass John einen Schritt zurückgehen musste, um den schweren Stoff nicht abzubekommen. ,,Das ganze Departement weiß jetzt, was los ist. Sobald mein Chef davon erfährt, feuert er mich. Ich habe vielleicht noch bis heute Abend Zeit, um diesen Bastard festzunehmen und ihm ein Geständnis abzuringen." Er drängte John ein Stück zur Seite und ging auf Sherlock zu. Dieser machte nur einen Schritt zur Seite und ließ den D.I. an sich vorbei, durch die Tür.Sobald der erste Arzt Miller auf dem Flur erblickte, stürmte er auf ihn zu und versuchte ihn dazu zu bringen, wieder in sein Krankenbett zurückzukehren, doch der D.I. wehrte seine Bemühungen vehement ab. Sherlock und John holten Miller relativ schnell ein und begleiteten ihn zum Ausgang.
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𝚂𝚃𝙰𝚈𝙸𝙽' 𝙰𝙻𝙸𝚅𝙴 | Sherlock-FF
FanfictionEin mysteriöser neuer Fall verschafft unserem Consulting Detective wieder etwas Beschäftigung. Rose Grayson wird vermisst und zieht eine Spur aus Moriartys grausamer Vergangenheit hinter sich her - Weit entfernt von Sherlocks Heimatstadt, die er bis...