Timothy

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Kapitel 3

Hatte ich schon erwähnt das ich in einem Klub arbeite? Ein Platz der kurz davor war von sexueller Energie zu platzen. Nicht die beste Umgebung für einen Sukkubus auf Entzug. Trotzdem ich brauchte das Geld, und ich konnte sehr viel verdienen nur durch ein bisschen flirten. Also zwängte ich mich in den winzigen Lederrock und lächelte mit rot gefärbten Lippen während ich innerlich kurz davor stand aus meiner eigenen Haut zu springen. Ich war mir bewusst über jede einzelne Reaktion meines Körpers. Panisch versuchte ich jeden meiner Instinkte zu unterdrücken und gleichzeitig nicht die Getränke fallen zu lassen. Ich begann zu schwitzen, mein Herz schlug schneller. Verdammt, ich wusste nicht, dass es so verdammt schwer war die Kontrolle zu halten. Je härter ich versuchte meine Dämonin in Schach zu halten desto mehr kämpfte sie gegen ihre Fesseln.

„Ey, Teresa Augen auf Schätzchen."

Brüllte mein Boss Gerard. Ich zuckte zusammen und blinzelte kurz bevor ich ihm ein wackeliges Lächeln zuwarf. Er schien die Falschheit dieser Geste nicht zu bemerken und nickte in Richtung eines Tisches. Vier Jungs saßen da und quatschten lauthals miteinander. Ich atmete tief durch und versuchte mich zusammen zu reißen. Komm schon Teresa, ein bisschen Testosteron kannst du wohl überleben. Tja, anscheinend nicht. Als ich mich näherte erwachte der Hunger in mir, wilder und ungezähmter als bevor. Es brauchte all meine Mentale Stärke um nicht den nächstbesten Jungen in das Klo zu schleppen.

„Hallo, ihr hübschen was kann ich euch bringen?" Meine Stimme war rau. Ich wollte mir selbst eine reinhauen. Konnte ich keinen einzigen Satz hervorbringen ohne zu flirten?

Der blonde war wirklich, wirklich attraktiv. Seine Locken umrahmten seine kristallblauen Augen, sein Gesicht sah aus wie eine Calvin Klein Reklame. Sein Grinsen brachte meine Dämonin zum Schnurren. Verdammt, ich hatte mich heute Morgen erst genährt, warum reagierte ich so? Angst packte mich. Angst das ich die Kontrolle verlieren würde, nicht mehr über meinen eigenen Körper bestimmen konnte.

„Hey Süße, ein Bier für mich." Murmelte er, während seine Augen meinen Körper begutachteten. Mein Blick war stur auf meinen Block gerichtet während ich die Bestellungen nahm.

„Noch ein Bier für mich."

„Mach es drei Schätzchen."

„Wasser."

Instinktiv zuckten meine Augen zu dem Jungen, der zu letztens gesprochen hatte. Von weit weg hatte ich ihn kaum bemerkt und ich war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen niemanden zu bespringen um ihm noch ein Blick zu zuwerfen. Jetzt jedoch konnte ich kaum wegsehen. Er trug ein weißes Hemd und Schwarze Hosen, moderne schwarze Brillen umrahmten intelligente eiskalte grüne Augen. Er saß ungewöhnlich gerade, als hätte er einen Stock im Rücken, seine Hände höflich im Schoss gefaltet. Er starrte. Nicht auf meine Titten, sondern direkt in meine Augen. Ich weiß nicht wie lange ich da stand Block und Stift in der Hand, ich konnte mein Herz in meinen Ohren pochen hören. Dann bemerkte ich es. Ich war angespannt aber nicht, weil ich meine Dämonin in Schach halten musste. Sie war verschwunden. Sie war immer noch ein Teil von mir aber das Verlangen, die Instinkte waren nicht mehr da. Was ist hier los?

„Geht's dir gut Mädchen?"

Blondies Stimme holte mich wieder zurück. Ich nickte zittrig und drehte mich um, der Hunger war wieder schlagartig da. Scheiße. Ich beeilte mich wieder hinter die Bar zu kommen. Wirklich jetzt wer war dieser Junge? Ich bat Gerard heute hinter den Tresen bleiben zu können da ich mich schlecht fühlte. Hier war es ruhiger und ich musste mich nicht die ganze Zeit an verschwitzte Körper vorbeischlängeln. Meine Neugier war erwacht. Wer war dieser Junge, der nur mit einem Blick meinen Hunger stillen konnte? Immer wieder wanderten meine Augen zu dem Tisch wo die vier Jungen saßen. Drei von ihnen Lachten und witzelten und tranken. Der grünäugiger schien jedoch total uninteressiert. Er trank sein Wasser und beobachtete die Menge. Aber aus irgendeinem Grund trafen sich unsere Blicke nie. Als würde er mich absichtlich meiden. Verdammt frustrierend. Bevor ich weiter über meine Reaktion grübeln konnte wurde es verdammt voll und ich musste flirten, Getränke mixen und gleichzeitig meinen Verstand behalten. Als ich endlich wieder Zeit hatte mich dem Stalken der Jungs zuzuwenden waren sie verschwunden. Unbegründete Panik stieg in mir auf. Werde ich ihn jäh wiedersehen? Wie sollte ich ihn finden? Ich könnte sehen mit welcher Karte er bezahlt hat und dann irgendwie herausfinden wo er wohnt. So macht man es doch in Filmen, oder? Vielleicht konnte ich Gerard dazu bringen mir die Kameraaufnahmen des Abends zu zeigen nur um zu sehen in welche Richtung er gegangen war. Bin ich denn total bescheuert geworden?

Was ist los mit mir? Meine Gedanken waren die eines Serienkillers geworden, vielleicht sollte ich mich in eine Irrenanstalt einschreiben. Gab es überhaupt Irrenanstalten für unstabile Sukkuben?

„Sie sind ohne mich gegangen, oder?"

Ich schrie fast auf als mich seine Stimme aus meinen psychotischen Gedanken holte. Er hatte sich auf den Bar Stuhl vor mich hingesetzt, sein Gesicht ausdruckslos als er mich musterte. Ich schluckte.

„Was?"

Meine Stimme zitterte.

„Ich bin kurz auf die Toilette gegangen. Als ich raus kam waren sie weg." Seine Stimme war so neutral wie sein Gesicht.

„Anscheinend war es doch nicht so kurz. Tolle Freunde die du da hast."

Ich war immer noch in Schock ihn so vor mir zu haben. Seine Lippen zuckten. Wow. Ich glaub mein Herz ist kurz vom Explodieren.

„Nicht meine Freunde. Nur ein paar Idioten, die dachten sie könnten mich betrunken kriegen und meinen Gelbeutel stehlen."

Aus seiner Hosentasche holte er vier Portemonnaies raus. Aus einer von ihnen ragte Blondies Kreditkarte. Ich schluckte. Super. Ein Kleptomane.

„Das ist nur meine Versicherung. Wenn die Scheißer in ein paar Minuten zurück kommen sag ihnen du hast sie auf dem Boden gefunden. Ich warte am Tisch." Er machte Anstalten auf zu stehen.

„Bist du Masochist oder warum willst du, dass die Jungs, die du offensichtlich nicht magst zurückkommen?"

Er setzte sich wieder. Dieses Mal lächelte er nicht, aber ich konnte ein amüsantes Funkeln in seinen Augen sehen. Ich erschauerte.

„Ich weiß nicht wo wir sind oder wie ich zurück zu meinem Wohnort kommen soll. Ich schäme mich sagen zu müssen das ich von Leuten mit so wenigen Gehirnzellen abhängig bin."

Jetzt musste ich Lachen. Okay, dieser Junge hatte einen verdammt trockenen Humor, aber es gefiel mir irgendwie. Ich war zittrig, hatte zu viel Adrenalin in meinen Adern.

„An deiner Stelle würde ich mich auch schämen. Aber keine Angst ich komme gerne zu deiner Rettung. Warum nimmst du nicht einfach ein Taxi?"

Er zuckte die Schulter, „Na ja. Ich hatte wirklich Lust ihre Gelbeutel zu stehlen. Aber du hast recht, Taxi ist viel weniger Zeitaufwendig."

Ich grinste so breit ich dachte mein Gesicht würde in zwei reißen.

„Nun ja unser Telefon hier funktioniert nicht."

Warum log ich?

„Und ich habe mein Handy nicht dabei."

Noch eine Lüge.

„Aber mein Haus ist nicht weit weg von hier, ich kann dir von da eins rufen."

Er runzelte die Stirn. Jeder anderer wäre vom Stuhl gesprungen bei der Chance mit mir nach Hause gehen zu dürfen.

„Und du versuchst nur nett zu sein? Keine Hintergedanken?"

Ich lachte wieder aber verstand schnell, dass er Ernst war. „Natürlich nicht!"

Meine Antwort kam zu schnell. Er zog die Brauen zusammen. Aber anscheinend konkludierte er damit, dass ich harmlos genug war.

„Okay. Danke"

Mir wurde fast schwindelig vor Aufregung. „Super! Ich bin Teresa, und wer bist du heißer Fremder, der mit mir nach Hause kommt?"

Bildete ich es mir ein oder wurde er ein bisschen rot wegen meinem Kommentar. Das hier wird ja besser und besser.

„Timothy."

Projekt ApokalypseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt