„Klar gehts mir gut"

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„Wie kann man eigentlich den letzten Schultag verschlafen?" fragte mich Corbyn lachend. Seit dem ersten Schultag an gingen wir den Weg meistens zu dritt. Erstaunlicherweise verstanden wir uns auf Anhieb und sind sowas wie Freunde geworden. Sogar Kira konnte sich mittlerweile mit ihm normal unterhalten ohne das sie stottert oder rot anläuft. „Das ist eben Kira. Manchmal so verpeilt das man es kaum glauben kann." gab ich grinsend zurück. „Oh man" er grinste und tippte eine Nachricht in sein Handy.

Wir gingen eine Weile still schweigend nebeneinander, als Corbyn zu reden anfing und dabei stehen blieb. "Geht es dir gut?" Er sah mich mit Ernstem Blick an. „Ja warum sollte es mir denn nicht gut gehen?" etwas irritiert hob ich meine linke Augenbraue. „Wegen Maja?" sein Blick durch bohrte meinen fast. „Durch so ein Kindergarten lass ich mich doch nicht ein Corbyn." ich versuchte so glaubwürdig wie nur möglich rüberzukommen, was nach seinem nachdenklichen Blick anscheinend funktionierte. Er öffnete und schloss den Mund, nicht wissend was er nun sagen sollte. „Du lügst mich aber nicht an oder?" er sah mich mit einem verletzten Blick an. „Nein ich würde dich nicht anlügen" leicht lächelnd strich ich ihm über den Arm und ging langsam weiter. „Das hoffe ich doch für dich." sagte der Blondie streng. „Was sonst?" neckte ich ihn. „Sonst passiert das" er kam auf mich zu und fing an mich zu kitzeln. Ich hasste es gekitzelt zu werden und das ich mein lachen nicht kontrollieren konnte. Ohne Erfolg versuchte ich mich zu wehren und seine Hände irgendwie zu fassen zu bekommen, so das er aufhören musste. Aber ich war zu sehr mit lachen beschäftigt. Mittlerweile weinte ich schon vor lachen, aber er gedenkte nicht damit aufzuhören. „Bitte Corbyn." brachte ich zwischen zwei Lachern raus. Langsam hörte das gekitzel auf und ich beruhigte mich ein wenig. Sein warme Hand legte er auf mein Wange und strich mir eine Salzige Träne weg, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Langsam kam er meinen Gesicht immer näher, als es nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt war, klingelte plötzlich sein Handy. Schnell zog er seine Hand von meiner Wange, sah mich entschuldigend an und ging an sein Handy.

Mein Herz pochte wie wild und langsam verstand ich, was da gerade eben passiert ist. Corbyn und ich hätten uns beinah geküsst. Wollte ich das überhaupt? Ich weiß es nicht. Wir kannten uns ja noch gar nicht so lange. Kann man sich in so kurzer Zeit schon in eine Person verlieben? War ich in ihn verliebt? Ich musste in der Schule erst einmal ein Kriesengespräch mit Kira führen. Die weiß immer was zu tun ist.

Den restlichen Schulweg gingen wir beide still schweigend, ohne ein Wort zu sagen. Es war eine peinliche Pause. Niemand wusste was er sagen sollte. Ob ich ihn darauf ansprechen soll? Nein lieber nicht. Vielleicht wollte er mich auch gar nicht küssen und ich habe mir das alles nur wieder eingebildet. Wäre nicht das erste mal, dass ich in eine Situation mehr reininterpretiere als tatsächlich war. So war ich immer. Leider.

Kira musste sich das Kreischen verkneifen als ich ihr, in der Pause, von dem beinahe Kuss mit Corbyn erzählte. „Ihr würdet voll süß zusammen aussehen. Vorallem weil er voll dein Typ ist. Pluspunkt ist das er schon mal größer ist als du und so schöne blaue Augen" schwärmte sie. „Danke ich weiß das ich schöne Augen habe" lachte plötzlich eine Stimme hinter mir. Geschockt drehte ich mich um. „Wie viel hast du von dem Gespräch mitbekommen?" fragte ich in der Hoffnung das er fast nichts mitbekommen hatte. „Nur das mit den blauen Augen, warum?" er zog grinsend eine Augenbraue hoch. „Ähm nur so." ich drehte mich wieder zu Kira. An ihrem Blick erkannte ich das mein Gesicht nun den Farbton einer Tomate angenommen haben muss, da sie wie blöd grinste. Dieses Mädchen ist echt komisch. Im Augenwinkel sah ich nur das der Blondschopf mit den Schultern zuckte und das Essen anfing.

In unserer Freistunde, hörte ich Musik und dachte dabei nach. Über Corbyn, meine Schwester, meine Mum aber Vorallem über die Sachen die mir Maja dauernd an den Kopf warf.

Du wirst nie eine von uns werden. Nie einen Freund finden der dich wirklich liebt. Schau dich doch an, dich braucht hier keiner.

Nach außen hin Versuch ich mir nichts anmerken zu lassen. Aber anscheinend fing meine Fassade das bröckeln an. Sonst hätte Corbyn mich vorhin nicht gefragt ob's mir wirklich gut ginge. Ich müsste es irgendwie schaffen das ich es aufrecht erhalte. Koste was es wolle. Es dürfte keiner mitbekommen wie is in mir drinnen aussah. Keiner solle sehen wie kaputt ich wirklich war.

Ich bin der Meinung, dass ich diese Worte und die Gewissensbisse verdient habe. Wäre ich an diesen Tag mit meiner Schwester im Auto gesessen, wären wir erst viel später nach Hause gekommen und der Holztransporter wäre einfach an der Kreuzung vorbei gefahren ohne das etwas passiert wäre.

Nicht nur Majas Worte brachten mich langsam um den Verstand sondern viel mehr die Tatsache das ich an allen Schuld war. Ich war schuld das meine Schwester nicht mehr Zeit und Erfahrung mit Jonah teilen konnte. Sie ihren Abschluss nicht machen konnte. Sie hätte das alles viel mehr verdient als ich.

Keep me alive.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt