04. Admit

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PoV Jisung

"Soll ich euch alleine lassen?", fragte ich zögerlich und musterte die beiden Turteltauben, die sich eng aneinander geschmiegt einen Sessel teilten. Wir hatten eine kleine Pause eingelegt und tranken nun warme Schokolade. Schon nur aus diesem Grund liebte ich Winter. Felix schüttelte schnell den Kopf. "Nein Jisung! Wir wollen dich echt nicht vertreiben. Du hattest einen schweren Tag. Ich will nicht dass du irgendwo ganz alleine sitzt und dich langweilst", meinte er fürsorglich und Changbin nickte ihm zustimmend zu. Ich seufzte und lehnte mich zurück. War ja schön und gut, das sie mich nicht alleine lassen wollten, aber ich hätte auf das Geschmuse echt verzichten können.

Ich gähnte gespielt müde und streckte mich. "Ich bin echt müde. Vielleicht geh ich schon mal schlafen", meinte ich und grinste schief. Die Zwei nickten und Felix murmelte:"Wenn du meinst. Gute Nacht!" "Gute Nacht", meinte ich leise und floh in das obere Stockwerk.

Ich zog mich um und ging ins Badezimmer um mir die Zähne zu putzen. Allerdings musste ich erstmal meine Zahnbürste finden, da ich sie zuvor weggeworfen hatte. Nachdem ich fertig war ging ich in das Schlafzimmer und kuschelte mich in mein weiches Bett. Ich wickelte gleich mehrere Decken um mich und genoss die kuschelige Wärme. Ich war doch schon ziemlich müde und schlief in wenigen Sekunden ein.

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Müde gähnte ich als ich aufwachte und blinzelte ein paar mal. Allerdings waren meine Lider zu schwer, weshalb ich sie geschlossen liess. Ich spürte eine wohlige Wärme um mich herum und roch einen angenehmen Geruch. Nun wollte ich erst recht nicht mehr aufstehen. Langsam döste ich wieder weg und als ich kurz darauf wieder aufwachte war die Wärme verschwunden. Genervt schlug ich die Augen auf und blinzelte ein paar mal. Ich war alleine im Schlafzimmer. Mein Blick wanderte zur Uhr und ich bemerkte, dass es schon Mittag war. Wie konnte ich bloss so lange schlafen?

Ich stand auf und lief schlaftrunken in die Küche. Auf dem hellbraunen Tisch lag ein Notizzettel. Ich griff danach und las ihn. "Wir sind Schlittschuhlaufen gegangen. Du kannst auch noch vorbei kommen oder du kannst deinen Tag alleine geniessen." Die Handschrift war ziemlich schwungvoll und leserlich. Also hatte es vermutlich nicht Felix geschrieben. Ich seufzte und warf den Zettel zurück auf den Tisch. Nett von ihnen mich einfach alleine zu lassen. Naja egal, dann würde ich halt selber etwas unternehmen.

Ich drehte mich um und knallte in jemanden rein. "Du schon wieder?!", fauchte ich entsetzt, als ich erkannte in wen ich gelaufen war. Es war der Fremde von gestern und er schaute mich lächelnd an. "Ja, ich schon wieder", meinte er und grinste frech. Dann fügte er hinzu:"Um ehrlich zu sein war ich schon den ganzen Morgen hier. Sogar als du geschlafen hast." Ich erstarrte und erinnerte mich zurück, an die wohlige Wärme die ich gespürt hatte. "Duuuu...du Perverser!", wetterte ich und schubste ihn weg. Der Dunkelhaarige schaute mich überrascht an und meinte:"Du hattest doch kalt, oder? Ich wollte dir nur ein bisschen Wärme spenden." Ich schaute ihn entgeistert an und meinte:"Du kannst deine Wärme behalten!" Er liess die Mundwinkel sinken und meinte:"Das war alles viel einfacher als ich für dich noch unsichtbar war."

Ich nahm etwas Abstand und murmelte:"Von was redest du bitte?" Mein Gegenüber lächelte sanft und erklärte:"Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich ein Geist bin. Warum glaubst du mir nicht?"

"Vielleicht, weil es so etwas wie Geister nicht gibt? Du bist doch einfach nur irgendein Gestörter!", zischte ich. "Und wie willst du dir dann erklären, dass dein Freund mich nicht gesehen hat?", gab er zurück und grinste triumphierend. Ich schwieg und starrte auf den Boden. Er hatte recht. Felix konnte ihn weder sehen noch hören. Er war in den Augen der anderen anscheinend wirklich unsichtbar. "Na gut, nehmen wir mal an du bist wirklich ein Geist....Warum verfolgst du ausgerechnet mich? Willst du mich irgendwie umbringen?"

Minho schaute mich überrumpelt an und meinte:"I-ich verfolge dich, weil...weil ich dich wirklich mag." Seine Wangen erröteten leicht und er schaute beschämt auf den Boden. "Du magst mich?", fragte ich überrascht. Er nickte und seine Haare wippten auf und ab. "A-aber du bist doch ein Geist? Warum magst du mich? Ich bin ein Mensch!", meinte ich verwirrt. Er nickte und meinte:"Vor einigen Jahren hättest du auch beinahe einen Unfall gehabt. Kannst du dich noch daran erinnern?" Ich überlegte kurz und nickte dann. Woher wusste er das? Ich schauderte und ein unbehagliches Gefühl machte sich in mir breit.

"Damals habe ich dich vor dem Tod bewahrt. Ich war auf dem Weg zu dem himmlischen Tor und kam an dir vorbei. Ich sah wie du unachtsam über die Strasse gingst. Weil ich nicht wollte, dass ein junger Mensch wie du stirbst, habe ich dich gerettet und seitdem folge ich dir auf Schritt und Tritt. Du hast einen bedeutenden Platz in meinem Herzen", erzählte er und mir stockte der Atem. Dann schüttelte ich den Kopf und meinte:"Nein, nein, nein. Das kann ich einfach nicht glauben! Das macht alles keinen Sinn!"

Der Dunkelhaarige seufzte und meinte:"Wenn du es nicht glaubst dann gib im Internet ein; Lee Minho. Wenn du dann dazu noch 'Todesgrund' eingibst, findest du bestimmt einen Artikel darüber, wie ich bei einem Einsatz ums Leben kam!" Seine Stimme bebte vor Wut. Allerdings schien er nicht auf mich wütend zu sein, sondern eher über sich selbts.

Ich zögerte kurz und zog dann mein Smartphone hervor. Ich entsperte es und gab ein was er mir gesagt hatte. Der Fremde, der ja angeblich dieser Minho war, schaute mir über die Schulter und befahl:"Lies es laut vor." Ich überflog es kurz und schluckte schwer. "Am 15. September 2011, bei einem Einsatz der Polizei gegen eine kriminalle Verbrechergruppe, kam der junge Polizist, Lee Minho, bei einem Schusswechsel ums Leben. Es ist ein tragischer Verlust doch dank seines Mutes konnte die Gruppe geschnappt werden...", las ich vor und meine Stimme wurden gegen Ende immer wie leiser. Unter dem Beitrag war ein Bild von Minho zu sehen und es war tatsächlich der junge Mann der vor mir stand. Ich hob den Kopf und schaute ihn entschuldigend an. "D-das tut mir so leid für ihn...respektive für dich."

Minho zuckte nur mit den Schultern und meinte:"Ich kann es nun mal nicht ändern." Man hätte mich vermutlich nun für komplett verrückt gehalten, aber ich glaubte dem Geist. Und irgendwie hatte ich das Verlangen ihm zu helfen. In meinem Kopf formte sich langsam ein Plan. Ich wusste genau wen ich um Rat bitten konnte.

 𝑮𝒉𝒐𝒔𝒕 || 𝑚𝑖𝑛𝑠𝑢𝑛𝑔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt