𝑮𝒉𝒐𝒔𝒕 || 𝑚𝑖𝑛𝑠𝑢𝑛𝑔

08. The Truth Untold

PoV Jisung

Gespannt schaute ich Minho an und wartete darauf, dass er mir etwas über Geister erzählte. Minho überlegte kurz und räusperte sich dann. "Also zuerst stirbt man, dann wird die Seele vom Körper gelöst und man wandert als Geist herum. Theoretisch gesehen bin ich einfach nur eine Seele ohne Hülle. Eigentlich sollte man sobald man stirbt durch die himmlischen Tore gehen, damit man danach in Frieden ruhen kann. Deshalb ist es eigentlich auch selten einen Geist auf der Erde anzutreffen. Die meisten Seelen die auf der Erde bleiben, bleiben meist wegen dem selben Grund. Sie bleiben wegen einem wichtigen Menschen." Er lächelte schief und ich murmelte:"So wie du?" Er nickte schnell und meinte:"Ja, so wie ich." Er lächelte aber seine Augen waren traurig.

"Du musst dich echt nicht verpflichtet fühlen bei mir zu bleiben. Du darfst gehen Minho!", meinte ich und legte ihm behutsam eine Hand auf die Schulter. Er schüttelte sofort den Kopf und murmelte:"Ich verlasse die Erde erst, wenn du mit mir kommst." Ich seufzte:"Aber das kann noch Ewigkeiten dauern..." Der Geist senkte den Blick und starrte stillschweigend auf den Boden. Seine dunklen Augen waren von Traurigkeit getrübt. "Weisst du jetzt eigentlich, warum ich dich sehen kann?", meinte ich schnell und versuchte von dem deprimierenden Thema abzulenken.

Er schüttelte den Kopf und seine dunklen Locken flogen hin und her. "Ich weiss es nicht und kann es mir ehrlich gesagt auch nicht genau erklären. Ich bin mir aber auf jeden Fall sicher, dass es etwas mit dem Unfall zu tun hat." Das hörte sich durchaus logisch an. Ich überlegte eine Weile und fragte dann:"Wenn du irgendeinen Gegenstand aufhebst, wie sieht das dann für andere Menschen aus?" Minho lächelte amüsiert und erklärte:"Dann sehen sie einen schwebenden Gegenstand. Geister können mit allen Gegenständen und Lebewesen agieren, ausser mit Menschen. Menschen die allerdings Geister sehen, können auch mit ihnen agieren und sie berühren." Ich lauschte gespannt und nickte dann. Hörte sich alles recht einfach zum verstehen an.

Minho lehnte sich etwas nach vorne und murmelte:"Du bist mir übrigens noch eine Antwort schuldig." Planlos starrte ich ihn an und fragte:"Was denn?" Der Geist grinste und erwiderte:"Ob du mich auch magst..." Ich presste meine Lippen aufeinander und schluckte leer. Ein leichter Rotton zierte meine Wangen und ich nuschelte:"Das weiss ich doch jetzt noch nicht! Ich bin langsam im Entscheidungen treffen..." Minho verschränkte enttäuscht die Arme und meinte:"Aber ich mag es wissen. Es interessiert mich nun mal sehr."

"Ich weiss, dass es dich brennend interessiert, aber...aber w-woher soll ich das wissen? Ich kenne dich erst seit wenigen Tagen und das einzige was ich weiss ist, dass du Minho heisst und ein Geist bist. Mit so wenigen Informationen ist es schon schwer, sich ein Bild zu schaffen", beschwerte ich mich. "Du musst einfach nur auf dein Herz hören!"

Wenn ich auf mein Herz hören würde, dann war hier definitiv mehr zwischen uns als nur eine angehende Freundschaft. Denn mein Herz schlug wieder mal wie wild und es klopfte so stark, dass ich Angst hatte Minho würde es hören. Ich hätte mich am liebsten selber geschlagen. Wie konnte man sich in einen Geist verlieben? Dazu kannte ich ihn nichtmal richtig und trotzdem mochte ich ihn sehr. Minho hatte recht, mein Liebesleben war wohl wirklich sehr öde. So öde dass ich mich in tote Menschen verguckte. War das eine neue Sexualität? Vielleicht Mortemsexuell oder Spiritsexuell?

Minho schaute mich immer noch gespannt an und fragte:"Warum überlegst du so lange? Wenn ich dir egal wäre, dann hättest du mir schon längst eine richtige Antwort gegeben oder?" Er war vielleicht tot, aber er war verdammt clever. Ich pustete mir eine lästige blonde Strähne aus dem Gesicht und murmelte:"A-also ich schätze, ich m-"

"Jisung?! Komm mal schnell runter!", rief Felix die Treppe hoch und ich zuckte zusammen vor Schreck. Ich lächelte Minho entschuldigend an und meinte:"Ich komme gleich wieder!" Schnell stand ich auf und ging die Treppe runter. Felix hatte mich gerade noch so vor einem Geständnis abgehalten. Ob das jetzt gut oder schlecht war, lag wohl im Auge des Betrachters.

Ich trat in den Buchladen und ging auf Felix zu. "Was gibt's?", fragte ich. Felix deutete mit einem Kopfnicken auf einen jungen Mann. Er hatte schwarze Haare, die einen starken Kontrast gegenüber seiner hellen Haut bildeten. Mein Blick wanderte auf seine langen Finger, an denen einige Ringe stecken. Und diese funkelnden Steine kamen mir verdammt bekannt vor. "Dieser Typ hat nach dir gefragt. Ist das etwa dein neuer Freund? Der kommt mir ziemlich sympathisch rüber. Also ich kann schon verstehen, warum du den so toll findest!", meinte Felix leise und zwinkerte mir zu. Plötzlich tauchte Changbin hinter ihm auf und schnaubte:"Das habe ich gehört!" Felix drehte sich um und kicherte nervös. "Aber...du weisst doch, dass es Niemanden gibt den ich mehr liebe als dich!", meinte er und ergriff Changbins Hand. Changbin seufzte und meinte:"Jaja, natürlich weiss ich das."

Ich wandte mich von ihnen ab und ging auf den jungen Mann zu. Ich setzte mich vor ihn in den dunklen Sessel und fragte:"Was machst du hier, Hyunjin?" Er hob den Blick vom Buch und schaute mich überrascht an. "Du hast mich also erkannt", murmelte er und lächelte schwach. Nun ich musste zugeben, ich hätte ihn beinahe nicht erkannt. Er trug ganz normale Klamotten und seine Haare waren nun durchgekämmt und standen nicht mehr in alle Richtungen ab. "Deine Ringe haben dich verraten." Hyunjin warf einen Blick auf seine Finger und lachte amüsiert. "Die zieh ich auch nie ab. Du bist also ein sehr aufmerksamer Mensch!", meinte er und legte das Buch weg, dass er zuvor in den Händen gehalten hatte.

"Warum bist du hier? Mein Kumpel dachte schon du seist mein neuer Freund. Aber ich glaube kaum das du hier bist um einen Freundschaft aufzubauen." Der Hellseher lachte amüsiert auf und spielte mit einer seiner schwarzen Strähnen. "Ich bin da um dir zu helfen", meinte er und nickte um seine Aussage zu bestätigen. "Ich habe doch schon gesagt das ich keinen Psychiater brauche..." Hyunjin lachte wieder kurz auf und schüttelte den Kopf. "Das meinte ich nicht. Ich bin hier wegen deinem Geisterproblem. Ich weiss wie du ihn los wirst."