11. Kapitel

666 54 4
                                    

„Ein Zauberer", wiederholte Lauren. Merlin konnte nicht raushören, was sie darüber dachte; glaubte sie ihm oder nicht?
Merlin nickte.
„Mal angenommen, ich glaube dir", sagte sie gedehnt. „Was hat das mit Maggie zu tun? Und warum sagst du das erst jetzt?"
„Früher wäre ich für meine Magie auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden und ich schätze, ich bin jetzt einfach vorsichtiger."
„Aber du hast damals doch nicht gelebt, jetzt ist es anders. Menschen drehen Filme über Magie, wären selbst gerne Magier", versuchte sie ihn zu ermutigen.
„Das ist eine lange Geschichte", sagte Merlin nur. Er wollte nicht noch mehr Unruhe stiften, indem er die ganze Emrys-Sache erzählte.
„Bist du unsterblich?"
Er schüttelte den Kopf. „Ich muss nur mein Schicksal erfüllen, dann werde ich wahrscheinlich sterben, denke ich."
Lauren merkte, dass Merlin nicht darüber reden wollte und trotz ihrer Neugierde respektierte sie das. „Zurück zu Maggie."
„Das, was ich jetzt sagen werde, ist noch unglaubwürdiger", meinte Merlin.
„Sag's mir einfach."
„Ich glaube, Maggie ist eine Hexe und hat Arthur verzaubert — mit einem Liebeszauber." Er gab sich Mühe, sachlich und nicht verrückt zu klingen.
„Wow", machte Lauren. „Das ist wirklich unglaubwürdig. Kannst du das beweisen?"
„Noch nicht", gestand Merlin. „Aber ich habe einen Plan. Es gibt sehr viele verschiedene Liebeszauber, aber die meisten bricht man mit dem Kuss der wahren Liebe."
„Dann musst du ihn einfach nur küssen! ... Also, falls du Recht hast."
„Ich muss es zumindest probieren." Ihm war bei dem Gedanken mulmig — damit behauptete Merlin, Arthurs wahre Liebe zu sein. Und wenn er das nicht war, würde der Zauber nicht gebrochen werden. Fast noch schlimmer wäre es aber, wenn es überhaupt keinen Zauber geben würde. Dann hätte er Maggie zu Unrecht beschuldigt und Lauren misstrauisch gemacht und sie unnötigerweise verwirrt. Er hatte ja keinerlei Beweise. Er musste es einfach versuchen. „Du merkst doch auch, dass Arthur sich nicht normal verhält."
Lauren nickte. „Es könnte tatsächlich ein Zauber sein ... aber warum sollte Maggie Arthur verzaubern. Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!"
„Ich ... weiß", sagte Merlin nachdenklich. „Aber anders kann ich's mir nicht erklären."
„Was ist, wenn du recht hast, dass Arthur verzaubert ist?"
„Ich weiß es nicht. Das entscheiden wir, wenn wir es wissen."
Lauren und Merlin einigten sich darauf, am späten Abend nochmal zu telefonieren, wenn Merlin Arthur geküsst hatte.

Merlin kam die ganze Situation so absurd vor. Er saß auf seinem Bett und schaute zur Tür. Kühler Wind blies ihm durch das offene Fenster gegen den Rücken. Arthur hatte ihm geschrieben, er seie bald im Internat, aber das war nun auch schon eine Weile her. Hoffentlich kam Arthur bald wieder. Konnte man Maggie vertrauen? Wenn sie ihn verzaubert hatte, musste es doch einen Grund dafür geben.
Was ist, wenn sie ihn umbringen will, dachte Merlin, was ist, wenn sie weiß, wer Arthur ist.
Merlin schüttle diesen Gedanken ab. Arthur ging es bestimmt gut. Er genoss sein Verliebtsein. Dieser Gedanke gefiel ihm auch nicht so recht, er konnte sich gar nicht vorstellen, wie Arthur und Maggie sich vielleicht geküsst hatten. Aber vor allem wollte Merlin sich gar nicht vorstellen, dass Arthur im Sterben lag oder gefoltert wurde. War Maggie dazu überhaupt in der Lage? Sie wirkte so schüchtern und eher zerbrechlich. Nicht so, als ob sie jemandem etwas antun könnte.

Als Merlin sich schon fast sicher war, dass Arthur tot war und er Lauren anrufen wollte, um ihr die Nachricht zu überbringen, kam Arthur zur Tür herein. Seine Wangen waren gerötet und sein Haar zerzaust. Arthur strahlte über beide Ohren. Er sah weder aus wie jemand, der gefoltert wurde, noch wie ein Geist.
Merlin fiel ein Stein vom Herzen. „Arthur! Es ist schon nach 10 pm — Wo warst du so lange?"
Arthur grinste und setzte sich auf das Sofa. „Sie ist einfach ... umwerfend."
Er wirkte wie betrunken. Liebestrunken.
„Geht es dir gut?"
„Mir ging es nie besser, Merlin", behauptete Arthur und musste kichern.
„Hast du was getrunken?", fragte Merlin.
Arthur schüttelte den Kopf und stand auf. „Ich bin nur so glücklich!"
Auch Merlin stand auf. Langsam ging er auf den strahlenden Arthur zu.
„Weißt du, Merlin, ich mache ihr morgen früh einen Antrag — Maggie und ich werden heiraten!"
Merlin blieb kurz stehen. Das war der Beweis, dass es wirklich ein Liebestrank war, oder? Er fasste all seinen Mut und kam Arthur immer näher. Arthur schien das aber gar nicht wirklich zu bemerken; er brabbelte über Maggie, Maggie und Maggie.

Und ab da an fühlte es sich für Merlin so an, als würde die Zeit nur noch in Zeitlupe voranschreiten.
Merlins Lippen berührten Arthurs. Es war nur ein kurzer Kuss, aber die Schmetterlinge in seinem Bauch spielten verrückt.
Fragend blickte er in Arthurs blaue Augen, suchte nach einer Veränderung. Es dauerte einen Moment bis Arthur realisierte, was geschehen war.
„Hast du mich gerade geküsst?"
Merlins Wangen erröteten leicht. „Ja", nickte er.
Arthur berührte seine Lippen. Auch er spürte Schmetterlinge — nur schwirrten sie nicht mehr für Maggie, sondern für Merlin in seinem Bauch umher. Er war verwirrt. Einen Augenblick zuvor hatte er noch unbändige Gefühle für sie gehabt, und jetzt? Arthur konnte es sich gar nicht mehr erklären, als wäre er nicht Herr seiner selbst gewesen.
Der Blondhaarige machte einen kleinen Schritt auf Merlin zu, griff nach seiner roten Krawatte und küsste ihn, länger und inniger als zuvor.
Merlin löste sich aus dem Kuss. „Und was ist mit Maggie?"
Fragend hob Arthur eine Augenbraue. „Maggie?"
„Was fühlst du für sie?"
„Nichts", antwortete Arthur irritiert. „Warum sollte ich? Sie ist vollkommen durchschnittlich."
Merlin grinste. Das war der Arthur, den er kannte; überheblich und arrogant, doch trotzdem liebte er ihn, seine guten und schlechten Eigenschaften. „Also bist du jetzt wieder normal?"
„Wann war ich denn nicht normal?"
„Kannst du dich nicht mehr dran erinnern?", fragte Merlin.
„An was?", erwiderte Arthur.
„Ach, vergiss es", grinste Merlin.
Auch Arthur lächelte.

„Du hast gar nicht angerufen", stellte Lauren am nächsten Morgen fest und zog Merlin beiseite. „Wie lief es?"
„Da kommt Maggie", sagte Merlin und nickte in Richtung des Mädchens. „Du wirst schon sehen."
Maggie lief auf Arthur zu, dieser schenkte ihr aber kaum Aufmerksamkeit und redete mit seinem Kumpel Henry.
„Hey, Arthur." Obwohl die Beiden einige Meter entfernt standen, konnten sie alles sehen und hören.
„Hi", sagte er knapp, ohne ihr wirklich Beachtung zu schenken.
Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu, es sah fast so aus, als wollte sie Arthur küssen. Er ging rückwärts. „Ist alles okay bei dir?" Arthur klang genervt.
„Äh, ja. Ja klar", gab Maggie von sich. „Ich wollte dir nur sagen, dass es gestern sehr schön war."
„Gestern?"
„Ach, vergiss es", nuschelte sie und huschte schnell in den Klassenraum.

„Dann hattest du also Recht", stellte Lauren fest.
Merlin nickte, ein Anflug von Triumph blitzte in seinem Gesicht auf.
Lauren fragte nach dem Kuss und Merlin erzählte ihr alles, was geschehen war; dass Arthur sich gar nicht mehr an seine Gefühle für Maggie erinnern konnte und dass er ihn auch geküsst hatte.
„Warum hat sie das nur getan?", fragte Lauren entsetzt. Erst jetzt schien sie zu realisieren, was Maggie getan hatte. „Sie hat meinen kleinen Bruder verhext? Und wieso? Wir müssen sie zu Rede stellen!"
Doch bevor sie dazu die Gelegenheit bekamen, wurde die erste Stunde angeschlagen und Lauren und Merlin trotteten in ihre Klassenräume.

Erst in der Mittagspause, fand Lauren die Zeit, Maggie eine Standpauke zu halten.
„Was hast du dir nur dabei gedacht?", wollte sie wissen. Ihre ganze Wut hatte sich den Tag über bei ihr angesammelt und platzte nun aus ihr heraus.
„Wobei?", fragte Maggie und klang dabei so unschuldig wie nur möglich.
„Wobei?", fragte Lauren ungläubig. „Du hast meinen Bruder verzaubert!"
„Ich, ich weiß nicht-"
Als Merlin mitbekam, dass Lauren mit Maggie redete, kam er schnell auf die Mädchen zu. „Das sollten wir lieber an einem ruhigen Ort besprechen. Kommt mit."

- - -
Hi naa!
Here's my new chapter for you guys!
Was denkt ihr, ist Maggies Motiv? Oder war sie es vielleicht gar nicht? Tell me your opinions in the comments!
Kritik ist wie immer auch erwünscht. Genau so wie Fehler, die ich produziert habe.

Lee

Haven't we met already? || {Eine Merthur FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt