"Wie ist dein Name?"
"Wie alt bist du?"
"Wo kommst du her?"
So viele verschiedene Stimmen fragten die junge Frau, und sie wusste keine Antwort. Sie kahm sich so nutzlos vor, weil sie auf diese Fragen keine Antwort wusste. "Lasst sie doch mal in ruhe. Seht ihr nicht wie verängstigt sie ist?" Ein Junge reichte ihr lächelnd seine Hand. Doch es war ein falsches Lächeln, hinter dem er seine trügerischen Absichten zu verstecken versuchte. Die junge Frau stand auf, ohne die Hand des Jungen zu beachten. "Ich würde mich ganz gern etwas ausruhen und hier nächtigen. Wäre ihnen dies recht?" Fragte sie an die älteste gewant. Diese musste leicht schmunzeln, bejahte dann aber und zeigte ihr das Zimmer, in welchem sie die nächste Zeit bleiben würde.
"Ich nenne dich Rose, ist das okay für dich?" fragte die ältere Frau, die sich als Magrit herausstellte. "Ja." sagte sie zögerlich. Diese Sprache war ihr noch fremd. Sie wusste zwar alles über sie, und kannte jedes Wort, hatte sie aber bis jetzt kaum gesprochen. Sie ging zum Spiegel, nahm die Bürste die auf der Komode lag, und fing an ihre roten, gelockten Haare glatt zu kämmen. "Wie kommst du auf diesen Namen? Heißt so nicht eine Blume?" Sie hatte die Bürste inzwischen weg gelegt und nahm auf dem Stuhl der mitten im Raum stand platz. "Wegen deinen Haaren." Antwortete Magrit. "Sie sind so schön rot. Außerdem wirkst du zart und zerbrechlich. Wie eine Rose. Magst du den Namen etwa nicht?" Das war das erste mal, das die junge Frau einen Namen hatte. Er gefiel ihr, und sie wollte ihn für immer behalten. "Doch. Er gefällt mir sehr gut. Danke. Danke das du mir einen Namen gegeben hast. Ich hatte noch nie einen Namen. Ich bin dir wirklich dankbar." Ihr rollten Tränen über die Wange. So etwas hatten noch nicht einmal ihre Kinder für sie getan. Aber eine völlig Fremde erbarmte sich ihrer. Sammelte sie auf der Straße auf, nachdem sie tagelang durch die Gegend geirrt war, gab ihr einen Schlafplatz, neue Kleidung und jetzt sogar einen Namen. Sie war glücklich. Doch sie durfte, nein sie konnte nicht glücklich sein. Sie war nicht dazu geschaffen Gefühle zu haben.
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"Rose also. Es könnte lustig werden zu sehen, wie diese ausgestoßene Wächterin lernt Gefühle zu verstehen und in dieser verdorbenen Welt zu bestehen." Ein schallendes lachen erfüllte den Raum, und ein in schwarz gehüllter Mann trat aus der Dunkelheit hervor. "Ich werde sehen wie du dich entwickelst. Meine kleine Rose. Und wenn du schwach bist, wie ein Mensch, dann werde ich dich töten und deine gewaltige Macht in mich aufnehmen."
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Die Wächterin
FantasíaSeit Anbeginn dieser Welt gab es eine Wächterin, welche das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse kontrollieren sollte. Sie war schon immer allein, genauso, wie es ihr Schicksal vorherbestimmt hatte. Sie wurde immer einsamer, und schuf Kopien von sich...