Ocean Eyes [MERMAID!AU] vkook

💙 12

„Ach was? Bist du dir fein genug, um dich auch mal wieder blicken zu lassen? Wie überaus großzügig", maulte Jungkook und verschränkte seine Arme anklagend vor seiner Brust, verengte seine Augen und grummelte.

Er war bereits seit einer ganzen Weile wach und nachdem er die ersten Ängste über das erschaudernde Szenario des vorherigen Tages überwunden hatte, fand er sich Angesicht zu Angesicht mit dem nächsten Problem: der Blauhaarige war nicht mehr da. Schon wieder. Und es nervte Jungkook bodenlos, dass er dem Fremden ständig am Rockzipfel hängen musste weil er allein nun mal nicht von hier wegkam. Jungkook, der von dem Gesprächsinhalt zwischen Tae und dessen Leibwächter nichts wusste und somit keinerlei Grund für ein wenig Empathie erkannte, bohrte rücksichtslos weiter in Tae's ohnehin belastenden Kummer: „Weißt du, wär ich nicht auf deine Hilfe angewiesen, würd ich mich schleunigst vom Acker machen. Echt, du bist total seltsam und...nein, eigentlich will ich gar nicht mehr von dir wissen"

Der Blauhaarige schwieg und hob den Kopf nicht von der weißen Gischt, die um seinen Bauchnabel streichelte. Denn würde er dem verschrienen Zweibeiner die Gunst seiner Aufmerksamkeit erweisen, würde er zweifellos in Tränen ausbrechen. Es war eben alles ein bisschen viel. Zu viel. Und Tae verdankte es einzig der diktatorischen Erziehung, dass er trotz seiner flimmernden Sicht die Fassung wahren und den salzigen Tropfen Einhalt gebieten konnte. Im Palast galt er fortan als Verräter der eigenen Rasse, und weshalb? Weil er sich über die alten Regelungen hinweghob und einem anderen Lebewesen das Ertrinken vereitelte. Seine souveräne Gutherzigkeit besiegelte sein Schicksal, so schien es. Sobald er dem Reich endlich den ehrwürdigen Nachkommen schenkte, nach dem es lechzte, brauchte man ihn nicht mehr. Und wo er schon keinen Platz in den Reihen der seinen fand, so wurde er selbst vom Feind verstoßen. Hatte er denn überhaupt einen Platz in diesem Universum? Irgendwo? Der Junge mit den ozeanblauen Augen hatte noch niemals in seiner Existenz mehr Unglück erfahren. Er wurde mit den wertvollsten Edelsteinen geknechtet, den Gesetzen unterworfen und in einem Palast aus Gold und Perlmutt weggesperrt, wo man ihm vorwarf, sich nicht dankbar für all die Reichtümer und Vorzüge zu zeigen.

Also ja, Jungkook, du hättest es verdient Tae's Ignoranz zu erfahren anstatt seine bedingungslose Hilfsbereitschaft. Denn eben die wurde ihm zum Verhängnis aber anstelle zum Ausgleich Dankbarkeit zu zeigen, machst du ihm Vorwürfe weil er nicht wie dein Schatten permanent an dir klebt.

Das einzig Positive an diesem sonnigen Morgen war, aus Jungkook's Sicht, dass seine Kleidung trocknen konnte und er nicht mehr länger fror. Die innere Wärme, die er gestern noch in seinen Gliedern verspürt hatte, verschwand zwischen den zusammenhangslosen Traumgestalten, die ihn an seine beiden Freunde erinnerten.

Wie schrecklich er sie doch vermisste.

Jimin mit seiner permanenten Fröhlichkeit, der nie aufgab seine Leidenschaft für's Tanzen versuchte auf Ezra zu projizieren. Wohl im Klaren darüber, dass der Schwarzhaarige nur mitmachte, weil der wandelnde Flummie ja doch keine Ruhe geben und ihm stattdessen so lange in den Ohren liegen würde, bis er sich letzten Endes doch dazu breit schlagen ließ. Seine übertriebenen Handgesten, wenn er sich freute und die ehrliche Konzentration, die er zeigte wann immer er durch Jungkook angefertigte Skripte lesen durfte . Was nicht einmal seinen Eltern gestattet war, weil Jungkook verdammt kritisch war und wusste, dass das Feedback seines Freundes ausnahmslos ehrlich war. Eigentlich mochte der keine düsteren oder gruseligen Geschichten, doch der fesselnde Schreibstil packte ihn jedes Mal so fest, dass er nächtelang die Seiten wortwörtlich verschlang und richtig mitfieberte. Oder die Filmabende, an denen er dem Schwarzhaarigen immer frische Bananenmilch mitbrachte – um dem folgenden Gefallen, den er als sein bester Freund erbat, die Unannehmlichkeit zu nehmen. Die beiden hatten seit dem Kindergarten die tollkühnsten Herausforderungen des Lebens zusammen gemeistert. Es war Freundschaft, wie sie es nur in den schönsten Filmen gab.