Ocean Eyes [MERMAID!AU] vkook

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Melancholisch blickte er auf den noch trüben Morgenhimmel und sog die frische Meerluft in seine gierigen Lungen, schloss verzückt von dem Geruch nach Freiheit die Augen und seufzte ermattet. Könnte Jungkook diese Freiheit ebenfalls riechen, an der Seite des Ozeaners dessen Herz sich schmerzlichst nach seinem Gegenstück verzerrte...es war zu schön um wahr zu sein. Die Anzahl an schlaflosen Nächten häufte sich allmählich zu einer sehr beunruhigenden Summe, und dennoch schaffte er es nicht, seinen Verstand für wenige Stunden abzuschalten und sich von dem Nichts fangen zu lassen, dass immerzu auf ihn lauerte. Auf Schwächen. Auf Resignation. Auf Kapitulation. Seufzend zog er die Stoffjacke enger um seine eingezogenen Schultern, schirmte sich gegen den frühmorgendlichen Seewind ab so gut er sich eben dazu aufraffen konnte. Automatisch und seinen natürlichen Instinkten folgend spannte er den Stoff über seine Brust, überkreuzte die Arme und winkelte beschützerisch seine Beine an. Gedankenverloren streichelte er über die täglich mehr und mehr in's Auge springende Wölbung, die Wölbung unter dessen das Engelchen prächtig wuchs. Das Engelchen, dessen Vater zu weit weg war, um sich an dem Kindersegen zu erfreuen.

Tae's Lippen hoben sich zu einem hoffnungsvollem Lächeln, doch diese aufgesetzte Fröhlichkeit erreichte nicht seine ozeanblauen Augen. Nicht mehr. Schon lange nicht mehr versprühten sie die Lebensfreude, die er selbst so gern in seinem Spiegelbild gesehen hatte.

„Daddy kommt bald nach Hause, mein Schatz", wisperte seine raue Stimme leise, rau von der Nacht in der er sich in den Schlaf weinte, betrübt und er musste sich hart auf die Lippe beißen, um die Traurigkeit nicht schon wieder Besitz über ihn ergreifen zu lassen. Sein Herz tat weh und in seinem Kopf herrschte blankes Chaos, so viele verwirrte Szenarien, die sich seinem Gefühlsurteilen nach auch nur in seinen Träumen ereignet haben könnten, so fernab fühlte sie sich an. Als habe er sie nie aktiv miterlebt. „Daddy hat es versprochen. Er hat dich ganz doll lieb...", stumm floss eine einsame Träne aus seinem Augenlid, welche er rasch hinfort tupfte und tief Luft holte. Es wurde von Sonnenaufgang zu Sonnenaufgang schwieriger, an dem schmalen Hoffnungsschimmer und der schwindenden Zuversicht festzuhalten. Jungkook tauchte kein einziges Mal aus den Wellen empor, Tae flehte gedanklich nach einem Zeichen, nach irgendetwas was ihm versicherte, dass sein geliebter Gefährte noch am Leben war.

Wie lange war es her, seitdem er hier, hier an diesem Strand, mit dem Versprechen der Rückkehr fortgezogen war?

Zu lange.

Tae senkte den Kopf und blickte entmutigt auf das sich ankündigende Engelchen. Und dann weinte er. Denn es war das letzte, was ihm von diesen einen besonderen Menschen noch bleiben würde, sollte er nie wiederkehren. Die ozeanblauen Augen suchten jeden Morgen auf's Neue den Ozean ab, den Strand schlenderte Tae oft und lange entlang in der Hoffnung, auf Jungkook oder vielleicht auch Yoongi zu stoßen. Das einzige was er fand waren Muscheln und silbriger Meerschaum, Meerkronen, die ihn mit ihrem lustigen Spiel versuchten aufzumuntern. Tae rührte die Anteilnahme des Meeres sehr zu Tränen. Der Ozean hatte ihn verstoßen und ließ ihn nicht mehr zurückkehren...aber es hatte nichts an seiner Gunst für das schönste Kind der Welten geändert. Nach wie vor liebte der Ozean die ozeanblauen Augen, die anmutigen Gesichtszüge, und das Gewässer bekundete sein tiefstes Mitgefühl für den entsetzlichen Verlust.

„...ich wünsche mir so sehr, dass er zurückkommt", bat er der Einsamkeit des beraubten Familienglücks ausgeliefert, streichelte langsam über seinen trächtigen Leib und vielleicht trübte die Trauer sein Urteilsvermögen, doch...war es möglich, dass sich die Freude über diesen Engel tatsächlich in Grenzen hielt? Tae kam sich furchtbar schlecht vor und diese Erkenntnis, das ihm alles zu viel wurde ohne Jungkook und er jetzt auch noch das Kind seines verschollenen Liebsten erwartete, rüttelte gehörig an ihm. Alleine schaffte er das alles nicht. „Ich vermisse ihn so schrecklich"