Kapitel 2

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Bild: Jasmin, Marcello und Moira

Man sagt, dass man in der ersten Nacht an einem neuen Ort nicht gut schlafen kann. Ich dachte immer da wäre nichts dran. Bis jetzt hat es ja auch immer gut geklappt.
Nun ja. Bis jetzt.
Ich liege seit knapp 3 Stunden in meinem Bett und wälze mich hin und her, weil ich nicht einschlafen kann. Es ist eine Katastrophe. Zum Glück bin ich eine Woche früher hier her gekommen, um mich schon mal einzurichten und einzuleben. Das war echt eine gute Entscheidung.

Ich glaube das wird nicht so bald hin hauen. Also stehe ich auf und zieh mir wieder was ordentliches an. Ich muss hier raus. Also schleiche ich aus dem Haus und gehe in den Park. Dort lege ich mich unter eine alte Trauerweide. Ich mag diese Bäume. Sie sind wunderschön und es ist eine Herausforderung sie zu malen. Denn es ist wichtig, dass nicht alles nur wie Blätter aussieht. Natürlich ist die Trauerweide eines meiner Lieblingsmotive, denn ich merke wie ich daran wachse. Aber am liebsten male ich Menschen. Ich kann nicht sagen weshalb, aber der menschliche Körper hat eine faszinierende Schönheit für mich. Leider wurde meine beste Freundin nicht an der selben Uni angenommen wie ich. Somit habe ich leider meine Muse und mein Model verloren. Ich habe schon unzählige Bilder von ihr gemalt. Ich vermisse sie jetzt schon unheimlich.

Plötzlich höre ich Stimmen und werde somit aus meinen Gedanken gerissen. Es sind ein paar junge Erwachsene. Sie sind bunt angezogen. Bei näherem betrachten sind einige Regenbögen und Regenbogenfahnen zu erkennen. Ich nehme jetzt einfach mal an sie sind ein Teil der Lgbt+community. Sie wirken glücklich. Weshalb ich das alles in der Nacht erkennen kann? Sie stehen unter einer Laterne.
Plötzlich trifft mich etwas und ich gebe einen Schmerzenslaut von mir. Ich sehe mich um, um den Gegenstand zu finden der mich getroffen hat. Es ist ein Ball. Woher der wohl gekommen ist? Ich sehe mich um, aber ausser den Regenbogenmenschen ist niemand zu sehen. Also stehe ich auf und gehe mit dem Ball zu ihnen.
„Gehört der euch?" Ich halte den Ball hoch damit sie ihn gut sehen.
„Oh sorry! Hat er dich getroffen?" Sagt ein junger Mann. Er scheint in meinem Alter zu sein. „Ja hat er. Aber es ist schon okay." Ich werfe ihm den ball zu. „Es tut mir echt leid." Ich kann in seinen Augen pure Aufrichtigkeit erkennen. Er wirkt sehr sympatisch. Neben ihm stehen noch zwei frauen und halten händchen. Die eine hat rote und die andere blaue Haare.

„Wer bist du?" fragt die Rothaarige. „Ich bin Killian. Und wer seid ihr?"
„Ich bin Moira, das ist Jasmin, meine feste Freundin, und das hier ist Marcello." antwortet mir die Rothaarige.
Sie ist ein echter Ginger. Ich liebe Gingers. Die meisten Leute sagen, sie hätten keine Seele. Aber ich behaupte genau das Gegenteil. Ich spüre bei ihnen immer so viel Lebensfreude und sehe in ihnen die schönsten Seelen. Dazu gefällt mir der Gedanke, dass sie vom Feuer geküsst seien.

„Freut mich euch kennen zu lernen." Ich lächel ihnen aufrichtig zu. „Was machst du so spät allein hier draussen?" kommt die Frage von Jasmin. „Ich konnte nicht schlafen." Sie schmunzelt. „Deine erste Nacht hier?" Leise muss ich lachen. „Ja das ist es in der Tat. Und ich kenne hier auch noch niemanden." Marcello legt mir eine Hand auf die Schulter und grinst verschmitzt. „Dann lernst du eben uns kennen und gehörst von jetzt an zu uns." Moira und Jasmin nicken zustimmend. „E...echt?" Ich sehe die Drei ungläubig an. „Ja Killian, du wirkst echt nett und wir denken du könntest zu uns passen." Moira lächelt mich bei diesen Worten freundlich an. „Danke! Ihr seid echt cool." Grinsend ruft Marcello, „Gruppenkuscheln!" Und schon werde ich von den Dreien beinahe zerquetscht.

Den Rest des Abends haben wir damit verbracht auf einem Hügel in den lichterübersähten Nachthimmel zu starren. Ich habe noch nie so viele Sterne gesehen, sie sind echt wunderschön. Ich glaube das werden wirklich tolle Jahre und ich kann mir gut vorstellen, dass heute eine wunderbare und starke Freundschaft begonnen hat.

The Art of Love (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt