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5 Jahre später:

Christinas Sicht:

Lachend überquere ich mit meiner besten Freundin Delia den Campus. Wir kommen gerade aus den Geschichtsunterricht raus und sind jetzt auf den Weg nach Hause, dass heißt, Delia geht nach Hause und ich zu meiner Arbeit. Ich unterrichte Kunst für Mädchen und Jungen im Alter von 7-12 Jahre, ich verdiene mit den Kunststunden nicht sonderlich viel, aber es macht Spaß, dabei zuzusehen wie sich die Kinder entfalten und mit Farben ihre Geschichten erzählen. Ich bin zwar erst seit genau einem Jahr in New Orleans, aber es zahlt sich aus, nicht nur dass ich den Kindern mit ihrer Kunst helfe, nein, ich habe hier sogar eine richtig gute Freundin und ein tolles College gefunden. Es ist unglaublich, wie schnell doch die Zeit vergeht, ich mein vor 5 Jahren ist meine Großmutter gerade erst gestorben und jetzt, jetzt bin ich fast mit meinem Studium fertig, habe eine wundervolle Freundin und arbeite zusätzlich zu den Kunstkursen auch noch als recht berühmte Schriftstellerin, alles in allem ist mein Leben perfekt, nur... irgendwas fehlt.

Ich schüttle meinen Kopf, um die zweifelnden Gedanken zu vertreiben und gehe in das Atelier einer Freundin, wo die Kurse stattfinden. Als ich den Raum betrete, erwarten mich alle schon ungeduldig, ich grinse, diese Kinder sind einfach zu niedlich, sie mögen mich und finden es toll, wenn ich ihnen von meinen Reisen erzähle. Eines der Mädchen kommt auf mich zu, es hat rotblonde Haare und strahlende blaue Augen, wobei mir der leichte grüne Schimmer nicht entgeht. "Hey, Hope! Was ist los?" Das Mädchen, Hope, lächelt "Ich wollte nur wissen, ob es ok ist, wenn ich das nächste Mal meinen Vater mitbringe, er ist ein sehr begabter Künstler und würde sie gerne kennenlernen" ich schaue Hope erstaunt an "Klar kann er kommen, aber nach dem Unterricht, sonst werdet ihr nur abgelenkt" das Mädchen nickt zufrieden und geht wieder zurück zu ihrer Staffelei.

Nach dem Unterricht werden die Kinder abgeholt, Hopes Mutter Hayley, ist eine echt nette Frau und irgendwie habe ich mich mit ihr angefreundet. Hayley kommt auf mich zu "Hey, wie geht es dir?" Ich schaue von meiner Liste auf "Hey, es ist alles gut, ich bin bald mit dem Studium fertig, nur noch die letzten Prüfungen und dann bin ich offiziell Ärztin" Hayley lächelt "Das freut mich, ich hoffe es klappt alles, wie du es dir erhoffst. Ach und ich fände es toll, wenn wir uns mal wieder treffen könnten, es ist bei mir zurzeit etwas stressig und ich muss einfach mal mit einer Freundin darüber reden." Ich nicke "Ok, ich schreibe dir" wenig später verlasse ich das Atelier.

Klaus Sicht:

Ich nippe an meinen Bourbon, als Hope auf mich zu rennt "Papa! Ich habe meine Kunstleiterin gefragt, ob du das nächste Mal mitkommen darfst, sie sagt, dass du gerne nach dem Unterricht, die Bilder von mir anschauen darfst" ich lache leicht "Ah ha, und was hast du ihr erzählt, damit sie zustimmt" ich hebe Hope auf meinen Schoss, sie schmunzelt leicht "Ach, ich habe ihr erzählt, dass du Künstler bist und sie gerne kennenlernen würdest" ich schüttle amüsiert meinen Kopf, während mein Bruder Elijah lacht "Kann es sein, dass du deinen Vater verkuppeln willst?" Hope verdreht die Augen, natürlich liegt Elijah mit seiner Vermutung genau richtig, Hope hat schon öfters versucht mich mit jemanden zu verkuppeln, sei es ihre Lehrerin aus der Schule oder die nächst beste Verkäuferin, aber nichts davon war in irgend einer Weise erfolgreich. Jedes Mal, wenn ich mich mit einer der Frauen, die wohl gemerkt meine 7 Jahre alte Tochter für mich ausgesucht hat, getroffen habe, ist das Gesicht einer anderen Frau vor mir aufgetaucht, einer Frau, in die ich mich verliebt hatte, ohne es zu merken, das Gesicht der Frau, der ich mehr wehgetan habe, als sie es verdiente. Ich verwerfe meine dunklen Gedanken und wende mich meiner Tochter wieder zu "Und wann bist du das nächste mal wieder da?" Hope strahlt mich an "Übermorgen, du musst mich um 17 Uhr abholen!" Ich nicke, scheuche meine Tochter von meinen Schoss und gehe in mein Atelier, wo immer noch eine schneeweiße Leinwand steht, seitdem Avery nicht mehr in meinem Leben ist, kann ich nicht mehr malen, ich kann ja noch nicht mal richtig denken, ohne dass sie in meinen Kopf herumspukt.

ForgottenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt