Damals saßen wir, wie so oft, vor meinem Bett, die Controller zur Seite gelegt, nach dem wir ein weiteres Spiel auf meiner Konsole beendet hatten. Ich wusste nicht mehr, wer gewonnen hatte, aber das war uns auch nie wichtig gewesen.
„Ich hab mit Sora geschlafen.", hatte Jeongguk damals gesagt, während er in die Chipstüte griff, die auf meinem Schoß lag. Ich sah ihn an. „Oh... Ähm und wie war es? Ich wusste nicht, dass es so ernst zwischen euch ist.", war meine Antwort darauf gewesen.
Jeongguk hatte mit den Schultern gezuckt und geseufzt. „Ist weiß auch nicht. Ich hatte sie bisher immer auf Abstand gehalten. Ich mag sie und als ich merkte, dass sie immer enttäuschter von meinen Abweisungen wurde, hab ich halt eingewilligt. Ich mein, was ist auch schon dabei? Wir sind seit 2 Monaten ein Paar. Du hast doch damals mit Ari auch schon eine Woche oder so, seit ihr zusammengekommen seid, geschlafen." Daraufhin hatte auch ich geseufzt.
„Wie war es denn?", wiederholte ich meine Frage vom Anfang. „Es war... schön. Aber irgendwie hat sich das nicht ganz richtig angefühlt. Tae ich weiß auch nicht. Ich glaube ich liebe sie nicht und mit ihr zu schlafen löst nicht die Gefühle aus, die ich mir vorgestellt habe." Ich hatte ihn gut verstehen können. Genau so hatte ich mich auch gefühlt. Bei Jeongguk zu sein, mit ihm zu reden, zu lachen, das schien mir immer ein viel größeren Euphorie Schub zu geben. Auch wenn man das nicht vergleichen konnte.
Jetzt wusste ich auch, warum wir beide so empfunden hatten. Wir standen nicht auf Mädchen, jedenfalls ich nicht. Ich stand viel mehr auf meinen besten Freund. Deswegen hatten sich Beziehungen so komisch angefühlt. Damals hatte ich es noch nicht gewusst, weil mir nicht mal diese Option überhaupt in den Sinn gekommen ist. Ein Dank geht raus an die konservative Gesellschaft Koreas, die einem immer wieder vorgaukelt, man könnte nur mit Mädchen zusammen sein, intim sein.
Ich drehte mich im Bett um und betrachtete den noch schlafenden Jeongguk vor mir. Unser beschiedenes Hotelzimmer hatte zwei einzelne, schmale Betten gehabt, aber kurzerhand hatten wir entschlossen, diese zusammen zu schieben. Immerhin bräuchte ich was zum Umarmen in der Nacht und Jeongguk hatte sich bereitwillig zur Verfügung gestellt. So gut hatte ich noch nie eingeschlafen.
Ich streckte meine Hand aus und fuhr mit meinen Fingern durch Jeongguks Haare und schämte mich kein bisschen ihn so zu betrachten, wie ich es gerade tat. Dann bewegte er sich schließlich, schmatzte (ausgesprochen süß muss man dazu sagen) und öffnete langsam die Augen. „Tae.", flüsterte er noch verschlafen und auf seinem Mund erschien ein Lächeln.
„Guten Morgen, Gguki." Er lächelte noch ein Stück breiter und griff nach meiner Hand, die inzwischen über seine Wange strich. Er begann mit meinen Fingern zu spielen. „Hab ich dir schon mal gesagt, dass deine Finger unglaublich hübsch sind?" Ich lachte. „Lass uns aufstehen, Berlin wartet darauf, von uns erkundet zu werden!"
***
Wir machten das volle Programm: Wir liefen durch das Brandenburger Tor zum Reichstagsgebäude, gingen auf die Kuppel hinauf und schauten uns Berlin von Oben an. Wir gingen zum Alexanderplatz und entschieden uns, nicht auf den Fernsehturm zu gehen. Der war mir zu weit oben. Jeongguk erbarmte sich, mit in die Nationalgalerie zu gehen und schließlich ließen wir uns erschöpft auf der nächst besten Bank nieder.
„Meine Füße tun weh." „Und meine erst!" Ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab und er spielte wieder mit meinen Fingern.
Dann kicherte er los und ich schaute fragend zu ihm auf. „Dein Atem kitzelt an meinem Hals." Ich lächelte. Wieder war er mir so nah. Doch dann guckte er weg und seufzte. „Lass uns zurück zum Hotel gehen, dann können wir uns richtig ausruhen." Jeongguk hielt mir seine Hand hin, um mir aufzuhelfen und Ich legte lächelnd meine Hand in seine.
„Du meintest deine Füße tun weh?", fragte er, „Dann komm, ich nehm dich Huckepack." Überrascht sah ich ihn an. „Aber deine tun dir doch auch weh?", hakte ich nach, doch er lächelte mich nur an. „Komm schon, steig auf." Ich lächelte zurück, sprang auf seinen Rücken und schmiegte mich glücklich an seinen Körper, atmete seinen Geruch ein und genoss, dass ich nicht laufen musste.
***
Zurück im Hotel ließen wir uns erschöpft auf das Bett fallen und Jeongguk schaltete gedankenlos den Fernseher an. Ich kuschelte mich an seine Brust und er legte einen Arm um mich. Meine Finger strichen behutsam über seinen Bauch und seinen Arm, der auf seinem Schoß platziert war. Ich hatte schon gar keine Angst mehr, dass das irgendeine negative Reaktion von ihm hervorrufen konnte, diese Zärtlichkeiten waren schon fast normal zwischen uns geworden. Und doch mussten wir beide immer wieder von einem Ohr zum anderen Lächeln.
Ich schaute vorsichtig nach oben in sein Gesicht, betrachtete es ruhig, er war sowieso mit dem Blick auf den Fernseher gerichtet, obwohl er sicher nichts von der deutschen Sprache verstand.
Hatte ich schon mal erwähnt, dass er ein wirklich attraktiver Mensch war? Vermutlich hatte ich noch nie jemand so attraktiven gesehen, wie ihn. Seine Reh-Augen, seine makellose Haut, seine Nase, die Narbe an seiner Wange, die schmalen Lippen. Ich schloss für einen kurzen Augenblick die Augen, weil ich nicht schon wieder an einen möglichen Kuss mit ihm denken wollte. Doch als ich meine Augen wieder öffnete, sah mich Jeongguk an.
„Was ist los, Taetae?", fragte er mich. „Du bist so in Gedanken versunken." Mich durchfuhr eine Gänsehaut, als er begann, meinen Oberarm zu streicheln, um den noch immer sein Arm gelegt war. Ich schluckte und überlegte, ob ich es ansprechen sollte. Aber immerhin waren wir beste Freunde und wir erzählten uns alles.
„Wir... halten fast ununterbrochen seit gestern Händchen... wir berühren und auf diese nicht ganz so freundschaftliche Art u-und Weise und..." ich atmete ein mal tief durch. „Ich werde diesen Drang einfach nicht los, d-dich..." Und da verließ mich der Mut.
Das war alles so neu für mich, ich wollte doch nichts kaputt machen, ich hatte einfach schiss. Jeongguk sah mich noch immer so beruhigend an und hakte dann vorsichtig nach. „Welchen Drang Tae?" Er legte eine Hand an meine Wange und strich vorsichtig mit dem Daumen über meine Haut. „Hm?" fragte er noch mal nach, doch ich war so in seiner Berührung verloren, dass ich gar nicht mehr antworten konnte. Ich gab mir selbst einen letzten Ruck und drückte in einer schnellen Bewegung meine Lippen auf seine.
Genauso schnell waren sie auch schon wieder weg und ich guckte überall hin, nur nicht zu ihm, bevor ich mich unter meiner Bettdecke verkroch. Wie peinlich. Wie ein kleiner Teenager mit dem größten Crush verhielt ich mich.
Ich merkte, wie Jeongguk die Bettdecke anhob aber ich, störrig wie ich war, versuchte sie nur weiter bei mir zu behalten, um mich darunter zu verstecken. Er lachte. Dieses glockenhelle Lachen. Oh Weh.
„Tae!", kicherte er weiter. „Komm schon, du kannst mir doch nicht so einen Kuss geben und dich dann verkriechen." Ich wurde ganz rot, als er den Kuss erwähnte. „Das kann ich sehr wohl.", gab ich nur dumpf zurück, bevor Gguk wieder sanft lachte. „Aber ich will mehr davon.", meinte er noch sanft und schon tauchte ich unter der Decke wieder auf und sah ihn ungläubig und bestimmt puterrot an.
Er legte wieder seine Hand an meine Wange und strich erneut darüber. „Ich weiß nicht, wie das alles passiert ist, mit uns... unseren Gefühlen...", begann er und sah mir in die Augen. „Aber ich will ganz sicher nicht aufhören. Das fühlt sich besser an als alle kläglichen Beziehungen von mir zuvor, alle Küsse, die ich bereits hatte." Mein Bauch kribbelte so stark, dass ich meine Gefühle gar nicht unter Griff bekam und auch nichts gegen mein glückliches Lächeln tun konnte.
Unsere Gesichter näherten sich wieder, unsere Nasenspitzen berührten sich, ich war so unsicher und doch wollte ich nichts sehnlicher, als seine Lippen noch ein mal auf meinen zu spüren. Diesmal hoffentlich länger.
Mit einer letzten kleinen Bewegung wurde mein Wunsch dann endlich war und wir küssten uns. Sanft, gefühlvoll, langsam. Und ich wollte nie wieder aufhören, lieber erstickte ich.
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🌚🌚🌚
Und was macht ihr gerade schönes?
Ich bin für ein paar Wochen allein durch England unterwegs, gerade sitze ich in nem Zug nach Bath 😅
Thanks for reading 💜
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A Smitten Journey | Taekook ff |
Fanfiction🌹best friends to lovers🌹 Neun Jahre hatten Jeongguk und Taehyung nun schon eine Idee, einen Traum, den sie sich endlich erfüllen wollten. Wer hätte denn auch schon geahnt, dass solch einer Kindheitsfantasie, eine Reise zusammen um die ganze weite...