Kapitel 8 - Die letzte Etappe

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Mirza starrte auf das Amulett in ihren Händen. Es war eine kleine Scheibe, in deren goldene Oberfläche ein weißer, ein grüner, ein roter und ein blauer Edelstein eingelassen waren. Skeptisch sah sie in das blasse Gesicht des Boten. Seine Augen waren glasig, aber er blickten sie entschlossen an.

„Ihr müsst gehen. Bist zum nächsten Vollmond sollen alle Jungnymphen im Palast sein."

„Und Ihr seid sicher, dass dieser Anhänger als Beweis genügt?", fragte Lex skeptisch.

„Natürlich. Das Ratsamulett wird Eure Eintrittskarte zur Königsstadt sein."

Mirza hatte schon gehört, dass es nicht leicht war in die Stadt des Königs zu gelangen. Der Rat war Fremden gegenüber immer misstrauisch. So kam es, dass die Königsstadt aus einem inneren und mehreren äußeren Ringen bestand. Im Zentrum lag der Palast, während hinter den meterhohen Mauern das einfach Volk lebte.

Ungehalten räusperte sich die Kräuterfrau hinter ihnen. „Ihr solltet nun gehen. Der arme Mann braucht Ruhe."

Mirza nickte und erhob sich. „Ich danke Euch. Hoffentlich werdet Ihr schnell wieder gesund."

Der Bote nickte und schloss müde die Augen. Lex und Mirza verließen den abgedunkelten Raum.

Mirza streifte das Amulett über und ließ es unter ihrem Mieder verschwinden. Lex schulterte sich ihre Taschen und sagte zu der Heilkundigen: „Wir danken für die Gastfreundschaft. Sorgt gut für den Mann."

Die Frau nickte und begleitete die beiden zur Tür.

„Eine gute Reise", rief sie ihnen hinterher, als sie zu den Pferden gingen. Mirza winkte, ehe sie aufsaßen und auf die Landstraße zurückkehrten.

„Ich hoffe nur, dass das die letzte Unterbrechung war." Unheilvoll blickte Mirza sich um, als würde sie gleich den nächsten Angriff erwarten.

Lex lächelte. „Ich glaube, dass wir unser Unglück für diese Woche bereits verbraucht haben. Jetzt kann es nur noch besser werden."

„Ja, das hoffe ich auch. Ich kann nicht noch einen Mann zusammenflicken, der nicht auf sich aufpassen kann."

Empört drehte sich Lex im Sattel um und sah Mirza an. „Das war gemein. Ich war damals allein – gegen zwei Männer, die mich gern tot gesehen hätten."

Mirza zuckte mit den Schultern und sah wieder geradeaus. „Kommt auf dasselbe hinaus. Ich habe in diesen paar Tagen jedenfalls mehr Wasser meinen Willen aufgezwungen, als in den letzten Jahren." Sie seufzte. „Das ist ganz schön anstrengend. Wenn ich nicht zum Rat befohlen worden wäre, würde ich jetzt wahrscheinlich drei Tage durchschlafen."

Lex zog einen Schmollmund und meinte: „Arme Mirza. Dein Zukünftiger tut mir jetzt schon leid. Einmal richtig arbeiten und schon meckerst du."

Mirza schnippte an sein Ohr. „Pass nur auf. Dir geben sie sicher eine Frau, die Tag und Nacht zetert und dir das Höllenfeuer hinterherschickt, sobald du sie anfassen willst."

„Naja, nicht jede kann sich so wie du im Dunkeln in meine Arme kuscheln."

Noch ehe Mirza ausholen konnte, hatte Lex dem Pferd die Sporen gegeben. In sicherem Abstand zu ihr drehte er sich im Sattel um und lächelte sie vielsagend an. Mirza streckte ihm die Zunge raus, woraufhin er laut zu lachen begann.

Allen Gottheiten dankend betrat Mirza die Schankstube und folgte Lex zu dem Wirt. Es war der letzte Tag ihrer Reise und sie waren tatsächlich ohne weitere Zwischenfälle gut vorangekommen. Morgen würden sie gegen Mittag in der Königsstadt ankommen. Mirza wusste nicht genau, ob das nun gut oder schlecht war.

Mirza - Die Nymphen von Mirus (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt