Teil4 - Verschlafener Kaffee

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Die Sonne blendete mir in den Augen und ich hatte ein schweres Gefühl auf der Lunge als ich am Mittwochmorgen die Augen aufschlug. Ich versuchte erstmal meine Gehirnzellen zu sortieren, bis ich verstand, dass Noahs Arm mir die Luft so abquetschte.

Ich drehte den Kopf um auf den Wecker zu schauen und erschrak mit einem hellen Aufschrei. Davon wurde Noah wach.

"Was schreist n so? Noch nie deinen Bruder neben dir gesehen oder was?"

Ich musste genau hinhören um ihn zu verstehen.

"Nein du Idiot, es ist 10 Uhr am, wir haben verschlafen."

"Oh."

"Oh? Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?"

"Ja jetzt lohnt es sich auch nicht mehr in die Schule zu gehen."

"Aber...."

"Nichts aber... Klappe halten und herkommen."

Mit diesen Worten zog er mich wieder zu sich und dämmerte sofort weg. War das gerade sein Ernst? Ich versuchte mich aus seinem Griff zu lösen, um wenigstens die letzten vier Stunden vom Unterricht mitzubekommen, aber Noah hatte selbst im Halbschlaf einen sehr festen Griff. Also blieb ich gezwungenermaßen liegen und scrollte durch meinen Instagramfeed, aber es gab nichts spannendes zu sehen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, ca eine einstündige Ewigkeit, regte sich Noah endlich wieder.

"So, können wir dann jetzt aufstehen, nachdem du mich schon erfolgreich von einer weiteren Stunde Schule abgehalten hast?"

"Ich werde dich auch noch von den Restlichen heute abhalten. Jetzt lohnt es sich nicht mehr. Wir gehen gleich gemütlich zusammen frühstücken. Und mit 'aber'musst du mir garnicht erst anfangen, spar dir die Energie."

Er schwang sich mühsam aus meinem Bett und ließ mich mit offenem Mund stehen, beziehungsweise sitzen. Wie konnten wir eigentlich unbemerkt so lange schlafen, ohne das Mom uns geweckt hatte?

Sich gegen Noah zu wehren würde vermutlich immer noch nicht klappen, daher stand ich mit rollenden Augen auf und folgte Noah ins Bad. Wir putzten uns die Zähne und gingen dann jeder in sein Zimmer. Ich zog mir irgendwelche entspannten Klamotten an und keine 5 Minuten später stand Noah wieder im Raum.

"So, komm jetzt, wir gehen frühstücken."

Da Protest nichts brachte stand ich schmollend auf und folgte ihm nach unten um mir die Schuhe anzuziehen. Wir stiegen mit den Helmen auf Noahs Roller und er fuhr uns zu einem kleinen Cafe in der Stadt. Mom war schon seit Stunden bei der Arbeit, daher konnte sie uns keine Predigt darüber halten, dass wir nicht in der Schule waren.

In dem kleinen Cafe aßen wir beide Spiegeleier und Brötchen und tranken Kaffee. Noah wollte noch irgendwas in der Stadt besorgen, daher begleitete ich ihn. Wir standen in irgendeinem Elektronikgeschäft und Noah war in die ganzen CDs vertieft und ich ließ meinen Blick streifen.

Plötzlich lief mir ein Schauer über den Rücken. Aber kein kalter, unangenehmer, der eine eklige Gänsehaut verursachte, sondern ein schöner Schauer. Er war warm und kribbelte überall.

Wie konnte eine Person, die man nicht kannte, solch einen Schauer auslösen?

Nur zwei Meter neben mir stand Er. Wie konnte man einer fremden Person drei Tage hintereinander begegnen? Er hatte wieder die gleiche Miene aufgesetzt wie immer bisher. Er setzte sich in Bewegung und es sah aus, als würde er einfach an mir vorbei laufen, aber er hielt neben mir inne. Ganz leise neben meinem Ohr fragte er genau zwei Worte, aber diese zwei Worte jagten mir eine Gänsehaut über die Haut.

Er hatte eine unglaublich dunkle Stimme mit einem ganz leichten Hauch Rauheit.

"Dein Freund?"

Dabei nickte er zu Noah.

"Nee, Bruder."

Mehr brachte ich nicht heraus, aber ich sah wie sich sein Mundwinkel hob. Er nickte noch einmal und ging weiter. Was war das denn bitte?

Erst nach einer Minute merkte ich, dass Noah mit mir sprach.

"Melissa, soll ich jetzt die teurere, aber geilere CD nehmen, oder die Günstigere, aber nicht ganz so hundertpro Geile?"

"Nimm einfach beide."

"Nee... dann weiß ich nicht, welche ich zuerst durchsuchten soll."

"Dann nimm die teurere."

Er nickte und stellte die andere zurück ins Regal. Glücklich über seine neue CD verließen wir nach dem bezahlen das Geschäft und machten uns wieder auf den Weg nach Hause. Ich war total müde und hatte ein schlechtes Gewissen wegen der Schule.

Um beides loszuwerden legte ich mich zuhause noch einmal ins Bett und schlief ein paar Stunden, diesmal aber mit Wecker. Denn wenn Mom heim käme und ich wäre am schlafen, würde ich eine Rede über Faulheit gehalten bekommen.

Pünktlich eine halbe Stunde bevor Mom heim kam klingelte mein Wecker. Ich schaltete ihn aus und setzte mich auf. Ich war immer noch müde, aber es ging mir besser als davor. Also rettete ich meine etwas zerzauste Bettfrisur und ging nach unten. Ich wollte mich gerade aufs Sofa setzen, als ich einen Zettel auf dem Esstisch bemerkte. Er war von Mom...

Kinder,

Da ihr anscheinend verschlafen habt, werdet ihr nach dem restlichen Unterricht ein paar Dinge erledigen. Noah, du mähst bitte draußen den Rasen und putzt die Küche. Melissa, du hängst bitte die Wäsche auf, die ich in die Waschmaschine gesteckt habe und putzt danach das Bad.

Kuss Mom

Naaaa super. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich nahm den Zettel und ging nach oben zu Noah in sein Zimmer. Ich drückte ihm den Zettel in die Hand und sah dabei zu wie er ihn durchlas und aufstöhnte.

"Na dann. Lass uns die Arbeit gleich hinter uns bringen, Mom kommt schon in einer halben Stunde."

Ich nickte und verschwand im Keller. Die Wäsche war zum Glück relativ schnell erledigt, aber das Bad zu putzen war tausendmal schlimmer. Ich hatte immer so einen extremen Würgereiz. Ich ging also mit Handschuhen und Putzzeug nach oben um mich dem Bad zu widmen. Ich würde am liebsten weinen, ich hasste es so sehr.

Aber auch das war bald geschafft und ich legte mich endlich komplett erschöpft aufs Sofa. Noah war nach seiner Arbeit gleich duschen gegangen und ich hoffte er würde es genauso sauber verlassen wie er es betreten hatte, ich wollte nämlich auf keinen Fall nochmal putzen.

Ich war nach diesem Tag trotz Mittagsschlaf so müde, dass ich nicht einmal etwas zu Abend essen wollte. Stattdessen ging ich wieder nach oben ins Bad, machte mich bettfertig und fiel ins Bett.

Innerhalb weniger Minuten war ich eingeschlafen. Diesmal hatte ich aber an den Wecker gedacht.

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