Pressure

Teil3 - Supershake gegen Eiscreme

Dienstage waren genauso blöd wie Montage, wenn ein Wecker im Spiel war. Ich hatte immer noch meine Kopfhörer in den Ohren. Ich nahm sie heraus, stand auf und tappste diesmal unfallfrei ins Bad um mich zu richten. 

Auf dem Weg zurück in mein Zimmer kam mir Noah entgegen, verschlafen wie immer. Er hatte sich gerade mal die Mühe gemacht ein Auge halb zu öffnen. Das Andere war komplett geschlossen. Er machte mit seiner Hand eine Bewegung die wohl sowas wie einem Winken entsprechen sollte, ging weiter und schlug sich den Ellbogen an der Türklinke an. Na immerhin war ich nicht die Einzige die morgens dappig war.

Grinsend ging ich zurück in mein Zimmer und zog eine blaue, zerrissene Jeans und meinen schwarzen Adidas Pulli aus dem Schrank. 

Meine Haare ließ ich offen, ich schminkte mich aber ein kleines bisschen, was ein Hauch Mascara bedeutete und schnappte mir meinen Rucksack. Unten in der Küche traf ich auf Mom, die am Küchentisch saß und in irgendeiner Zeitschrift blätterte, während sie ihre morgendliche Ration Obst und Haferflocken aß.

Ich machte mir ebenfalls ein Müsli und setzte mich ihr gegenüber. Sie blickte auf, legte ihre Zeitschrift zur Seite und sah mich richtig an.

"Morgen mein Schatz. Na, was steht heute an?"

"Nichts. Klausurenphase ist rum."

"Das heißt du musstest nichts lernen?"

"Nope..."

"In Ordnung. Und wenn du Mittagsschule hast, gehst du dann immer in die Cafeteria?"

"Ähm... ja?!"

"Was gibt es denn da für Sachen? Ich hoffe doch, dass du dich in der Schule auch bewusst ernährst."

"Boah Mom. Für dich gibt es auch nur Schulnoten und Ernährung, oder?"

Mit diesen Worten stand ich genervt auf, räumte meine Schüssel auf und ging los. Mom sah mir noch verdattert hinterher, aber das war mir egal. Ich war zwar viel zu früh dran, aber ich hielt es zuhause nicht mehr aus. Zum Glück fuhr um diese Uhrzeit schon ein Bus.

Ich hatte gehofft endlich einmal mit Mom eine normale Unterhaltung führen zu können, aber das war anscheinend nicht möglich.

Immer noch genervt betrat ich eine dreiviertel Stunde zu früh das Schulgelände. Ich beschloss mir noch beim Bäcker an der Ecke schnell eine heiße Schokolade zu holen und setzte mich danach damit auf die Mauer die bei den Schülerparkplätzen stand.

Lange Zeit saß ich dort ganz alleine, aber nach und nach kamen immer mehr Schüler. Irgendwann stand Jess vor mir. Jess war sowas wie meine beste Freundin... So ca.

"Hi Melissa."

"Oh hey."

"Ich hab dich ja so lange nicht gesehen. Ich hab im Internet deeeeen Shake schlechthin gefunden. Wir zwei gehen heute Mittag gemeinsam in die Stadt und suchen den. Ein bisschen Sport täte dir auch mal wieder gut... Können wir ja danach machen."

Sie blickte an mir herab.

"Wieso?"

"Ich hab gestern gesehen, dass du mit Noah zu McDonalds bist. Hallooo? Das ist pures Gift."

"Aha" sagte ich nur. Jess war total darauf versessen die perfekte Figur zu haben und ich musste natürlich mitziehen, sonst war sie beleidigt.

Sie erzählte weiter von diesem Wundershake, aber ich wurde abgelenkt und hörte garnicht mehr zu.  Diese Ablenkung hatte blaue Augen.

Blaue Augen die ich vor nicht allzu langer Zeit schon einmal gesehen hatte. Auch diesmal durchbohrten mich seine Blicke. Er stand neben einem dunkelblauen VW Polo 3, der schon bessere Zeiten gesehen hatte und lehnte seine Arme auf die offene Fahrertüre.